
Wie hoch ist die Verkehrsbelastung in Neustadt?
Verkehrsgutachten für Neustadt vorgestellt
Das jüngste Verkehrsgutachten für Neustadt liefert konkrete Zahlen, eine klare Prognose und erste Ideen für eine Entlastung der Innenstadt.
Wer schon einmal zu Stoßzeiten in der Neustädter Innenstadt unterwegs war, der hat es sicher bemerkt: Es ist verkehrstechnisch so einiges los in der Stadt – und es wird bis 2035 noch mehr werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Verkehrsgutachten, das die Stadt Neustadt an der Donau im August 2021 auf den Weg gebracht hatte und dessen Ergebnisse nun in der jüngsten Sitzung des Stadtrates von Helmut Ammerl, Leiter des Instituts für Verkehrsplanung/Verkehrstechnik beim beauftragen Büro Obermeyer Infrastruktur GmbH & Co.KG, vorgestellt wurden.
Hotspot Innenstadt
„Wir haben bei der Erstellung des Gutachtens drei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen haben wir den Ist-Zustand, also das heutige Verkehrsgeschehen, mit einer umfangreichen Verkehrserhebung wie Befragungen und Zählungen genau analysiert. Dabei haben wir festgestellt, dass Neustadt vor allem vom regionalen Durchgangsverkehr belastet ist, der sich lieber einen Weg durch die Stadt sucht, anstelle zum Beispiel über die B299 und die B16.“
Insbesondere die Innenstadt mit täglich 9.900 bis 11.100 Fahrzeugen, die Donaustraße in Wöhr (bis zu 8.000 bis 8.500 Fahrzeuge) sowie die Bad Gögginger Straße (bis zu 8000 Fahrzeuge) seien dabei laut Ammerl am stärksten belastet. (Zum Vergleich: Die B16 passieren auf Höhe Neustadt laut Gutachten am Tag 15.000 bis 16.000 Fahrzeuge.)
Prognose für 2035: Es wird noch mehr
Dieser Trend könnte sich laut Gutachten in den kommenden Jahren fortsetzen, denn:
„In einem zweiten Schritt haben wir untersucht, wie sich – unter Berücksichtigung signifikanter, bereits bekannter Faktoren – die Verkehrssituation bis zum Jahr 2035 entwickeln wird“,
so Ammerl.
Solche Faktoren, die darüber Auskunft geben, was sein wird, seien zum Beispiel das prognostizierte Bevölkerungswachstum für den Landkreis Kelheim, bereits geplante Straßeninfrastrukturmaßnahmen wie der dreispurige Ausbau der B16 (zwischen B301 und B299) sowie vorliegende Bebauungspläne für Neustadt.
„Wir rechnen bis 2035 im Schnitt mit einem Verkehrszuwachs von zehn Prozent“, prognostiziert Ammerl, „wobei der dreispurige Ausbau der B16 zu einer ersten spürbaren Entlastung am Stadtplatz und der Donaustraße führen wird.“
Lösungsansätze durchgespielt
„Diese validen Zahlen, Daten, Fakten werden nun die fundierte Basis für künftige Beratungen und die politischen Diskussionen, die wir in den kommenden Wochen und Monaten führen werden, sein“,
so Erster Bürgermeister Thomas Memmel. Als Grundlage für die nun anstehenden Beratungen wird Schwerpunkt Nummer 3 des von Ammerl vorgestellten Gutachtens dienen: Neben der Ist-Analyse und der Prognose für 2035 spielte das Ingenieurbüro für die Stadt Neustadt nämlich auch fünf verschiedene Planfälle durch, durch die Verbindung welcher neuralgischen Knotenpunkte sich die besonders betroffenen Bereiche ggf. entlasten ließen.
Demnach könnte die größte Entlastungswirkung im Innenstadtbereich derjenige Planfall bieten, der eine Südost-Umfahrung bis zur B299 durchspielt und diese mit einer Ortsumfahrung in Heiligenstadt kombiniert. Dadurch ließe sich alleine in der Herzog-Ludwig-Straße das Verkehrsaufkommen täglich um rund 6000 Fahrzeuge reduzieren. In Heiligenstadt geht das Modell von einer Entlastung um 50 Prozent aus.
Pilotversuch im Oktober in Ulrain
Auch weiter südlich gebe es Potenzial für eine Entlastung, wie die Modelle zeigen:
„Auf Basis der Ist-Analyse von 2021 haben wir valide Zahlen dazu, dass Niederulrain und Heiligenstadt ebenfalls stark vom Durchgangsverkehr belastet sind. Daher haben wir das Ingenieurbüro auch darum gebeten zu prüfen, was passiert, wenn wir bei Niederulrain den Anschluss an die B16 sperren“,
erklärt Thomas Memmel und nennt auch gleich das Ergebnis dieses Planfalls:
„Diese Abhängung würde von heute 1000 Fahrzeugen am Tag zu einer Reduzierung um 700 bis 800 Fahrzeuge führen“. Und weiter: „Um zu sehen, wie sich das in der Praxis tatsächlich auswirken würde, werden wir im Oktober diese Variante in den Probebetrieb nehmen und Ulrain für vier Wochen von der B16 abhängen. Das alles findet natürlich in enger Abstimmung und Einvernehmen mit dem staatlichen Bauamt statt, weil es uns wichtig ist, dass die übergeordneten Träger bei allem von Anfang an mit im Boot und mit der Methodik vertraut sind.“
Gleiches gelte auch für die Bürgerinnen und Bürger, wie Memmel betonte:
„Wir haben die Öffentlichkeit über die Verkehrsbefragung schon sehr früh in der Projekt eingebunden, daher war es für mich selbstverständlich, die Ergebnisse nun auch in einer öffentlichen Sitzung zu präsentieren. Gleichzeitig ist das Thema zu komplex, um schon heute eine Lösung zu finden. Die Gespräche dazu werden Zeit brauchen.“
Stadt Neustadt a.d. Donau