
Kelheim: Arzt nach Tod einer Krankenschwester vor Gericht
In Kelheim steht ein Arzt vor Gericht, weil eine Krankenschwester während ihrer Nachtschicht nach einer mutmaßlich falschen Medikamentengabe gestorben ist. Die Anklage lautet auf Aussetzung mit Todesfolge. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Gegen ihn läuft zudem ein weiteres Mordverfahren wegen einer mutmaßlichen Überdosis Morphin bei einem Patienten. Die Prozesse am Landgericht Regensburg dauern voraussichtlich bis April.
Dreieinhalb Jahre nach dem Tod einer Krankenschwester in einem Krankenhaus in Kelheim steht ein Arzt vor dem Landgericht Regensburg. Die Anklage wirft ihm Aussetzung mit Todesfolge vor. Er soll der 23-Jährigen während ihrer Schicht Medikamente verabreicht haben, ohne sie anschließend zu überwachen. Die Frau starb – mutmaßlich durch die kombinierte Wirkung der Mittel.
Migräne während der Nachtschicht
Die Krankenschwester hatte während ihrer Nachtschicht über Migräne geklagt und sich auf eine Liege gelegt. Laut Staatsanwaltschaft soll der Arzt ihr die Medikamente Propofol und Ketamin gespritzt haben. Eine Kollegin soll ihr zuvor einen Zugang gelegt haben – eine Praxis, die in der Klinik nicht unüblich gewesen sein soll. Der Mediziner soll gewusst haben, dass die Frau an Migräne und einer chronischen Erkrankung litt und möglicherweise bereits andere Medikamente eingenommen hatte.
Am nächsten Morgen fand eine Kollegin die 23-Jährige tot auf dem Boden liegend vor. In ihrem Blut wurden fünf weitere Substanzen nachgewiesen.
Angeklagter bestreitet Vorwürfe
Zum Prozessauftakt wies der Angeklagte die Vorwürfe zurück. Er betonte, dass er zur Aufklärung des Falls beitragen wolle, aber nichts mit dem Tod der Frau zu tun habe. Er sehe sich als Bauernopfer.
Gegen den Arzt läuft zudem ein weiteres Verfahren am Landgericht Regensburg. Ihm wird vorgeworfen, einem 79-jährigen Patienten eine tödliche Überdosis Morphin verabreicht zu haben. Auch diese Mordanklage bestreitet der Mediziner.
Lange Verhandlungsdauer erwartet
Für beide Prozesse gegen den Arzt sind zahlreiche Verhandlungstermine angesetzt, die bis in den April hinein andauern sollen.
dpa / TR