
Sea-Eye: 48 Überlebende erreichen Vibo Valentia - 4 Menschen tot
Am Sonntagabend kamen 48 gerettete Flüchtlinge, darunter Kinder und Babys, im italienischen Hafen von Vibo Valentia an. Vier Menschen haben die dramatische Rettung am Freitagvormittag nicht überlebt.
Nach einer gefährlichen Flucht übers Mittelmeer erreichten am Sonntagabend 48 Überlebende den Hafen von Vibo Valentia in Italien. Das Schiff SEA-EYE 4 hatte sie gerettet. Darunter waren 32 Männer, 13 Frauen, ein Kind und zwei Babys. Vier Tote wurden ebenfalls an die italienischen Behörden übergeben.
Mitteilung von Sea-Eye zum Einsatz
Am Freitagabend (27.10.2023) kämpft eine Schwangere an Bord des Rettungsschiffs SEA-EYE 4 um ihr Leben. Die Einsatzleitung hat die italienische Seenotleitstelle bereits mehrfach um eine dringend notwendige medizinische Evakuierung gebeten. Italien verwies jedoch jedes Mal auf die libysche Seenotleitstelle und den telemedizinischen Dienst Italiens.
Die libysche Seenotleitstelle antwortete auf den Hilfegesuch auch nach Stunden nicht. Der kontaktierte telemedizinische Dienst Italiens kam zu der Einschätzung, dass eine medizinische Evakuierung notwendig sei. Die italienische Rettungsleitstelle in Rom lehnte jedoch weiterhin jede Verantwortung ab und verwies erneut auf Libyen.
Neben der schwangeren Frau, die an Bord um ihr Leben kämpft, waren noch zwei weitere Personen bei dem Rettungseinsatz ins Wasser gestürzt und durch die Sea-Eye-Crew an Bord des Rettungsschiffs gebracht worden. Die Personen waren beinahe ertrunken, was bedeutet, dass sich in ihren Lungen bereits viel Wasser befand. Die Patient*innen wurden umgehend u. a. mit reinem Sauerstoff behandelt. Unter ihnen befindet sich eine schwangere Frau. Die Herztöne ihres ungeborenen Kindes sind nicht mehr nachweisbar, wodurch eine lebensbedrohliche Situation, wenn nicht sogar der Tod des Kindes angenommen werden muss.
„Italien zwingt uns, dass wir uns mit Libyen, einem failed state, beschäftigen und Zeit verschwenden, anstatt selbst Hilfe zu schicken. Ein Helikopter könnte in unter einer Stunde die Schwangere in akuter Lebensgefahr erreichen. Stattdessen präsentiert sich Italien selbst als Staat, der weder das Leben einer schwangeren Frau noch das eines ungeborenen Kindes respektiert. Das ist ein medizinischer, ethischer und humanitärer Skandal, der vor jedes Gericht dieser Welt getragen werden müsste!“ sagte Jan Ribbeck, Einsatzleiter bei Sea-Eye e. V.
Gegen 20 Uhr wies Italien die SEA-EYE 4 schließlich an, selbst nach Lampedusa zu fahren, um dort die medizinischen Evakuierungen durchzuführen.
„Anstatt selbst Hilfe zu schicken, taktiert Italien seit Stunden um die Frage, ob sie für Menschen in akuter Lebensgefahr eine medizinische Evakuierung schicken. Schließlich zwingt Italien die Überlebenden noch auf eine achtstündige Überfahrt nach Lampedusa. Wir fordern von Italien, sofort alle Maßnahmen in die Wege zu leiten, um das Leben der schwangeren Frau an Bord der SEA-EYE 4 zu schützen und schnellstmöglich einen Helikopter zur medizinischen Evakuierung zu schicken“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
Ablauf des Rettungseinsatzes
Am Freitagmorgen meldete AlarmPhone der Crew der SEA-EYE 4 einen Seenotfall, den das Rettungsschiff wenig später erreichte. Die sogenannte libysche Küstenwache war bereits vor Ort und die Sea-Eye-Crew dokumentierte, dass sich Menschen im Wasser befanden.
Die sogenannte libysche Küstenwache wies die SEA-EYE 4 per Funk an, sich von der Szene zu entfernen oder sie würden attackiert werden. Während die sogenannte libysche Küstenwache versuchte Menschen aus dem Wasser zu holen, löste sich das Schlauchboot von dem Schiff. Die Menschen flohen vor der gewaltbereiten Miliz. Bei dem Fluchtversuch sind einige Menschen ins Wasser gestürzt, woraufhin die Sea-Eye-Crew Rettungsmittel und ein Rettungsboot ausbrachten. Es gelang der Crew alle Menschen an Bord zu bringen.
Allerdings waren drei Personen bewusstlos und dem Tode nah. Zudem fand die Crew im Schlauchboot vier Leichen. Des Weiteren werden Personen aus dem Schlauchboot vermisst, bei denen nicht klar ist, ob sie von der sogenannten libyschen Küstenwache zurückgeführt wurden oder bei deren Einsatz ertranken.