
Protest im Regensburger Dom - Momentan kein Kirchenasyl
In Regensburg hat am Dienstag (05.07) eine Gruppe von Menschen mit einer Protestaktion gegen Abschiebung für Aufsehen gesorgt. Mit Transparenten und Schildern haben sie sich sowohl im Dom als auch auf dem Domplatz platziert. Nach Angaben der Organisatoren sind es über 40 Menschen, die von Abschiebung bedroht sind. In einem Gespräch zur aktuellen Situation hat uns ein Experte das Thema "Kirchenasyl" erläutert:
Bistum: Im Dom gibt es keine Duschen
"Seit Dienstag halten sich ca. 45 Personen aus Balkanländern im Dom auf, die gegen ihre Abschiebung demonstrieren. Das Bistum Regensburg hat sich in den vergangenen Tagen um die humanitäre Versorgung gekümmert und die Behörden gebeten, von einem Zugriff abzusehen.
Dieser Aufenthalt im Dom ist jedoch nur für eine sehr begrenzte Zeit möglich, wie die Erfahrungen der letzten Tage gezeigt haben: Toiletten und Handwaschbecken sind zwar vorhanden, aber es gibt im Dom keine Duschen. Die gesundheitliche Versorgung der teils schwerkranken Personen - darunter auch Kinder - ist in den Domräumen nur sehr eingeschränkt und risikoreich möglich. Da eine Übernachtung im Hauptschiff aus Sicherheitsgründen ausscheidet, übernachten im Durchgangsbereich vor der Sakristei derzeit 45 Personen auf 32 eng aneinander gestellten Liegen mit einem einzigen schmalen Fluchtweg ins Freie. Die Sicherheitslage in der Nacht ist eingeschränkt, so kann ab 22 Uhr nur durch Verständigung Dritter der Dombereich verlassen oder betreten werden.
Für die Sicherung des Domes im Außenbereich wird das Bistum auf deutlichen Hinweis der staatlichen Behörden hin einen Sicherheitsdienst beauftragen. Der Nightfever-Gottesdienst mit etwa 300 Jugendlichen am Samstagabend kann unter den gegebenen Umständen nicht im Dom St. Peter gefeiert werden und wird in die nahegelegene Niedermünsterkirche verlegt.
Gespräche mit der Gruppe der Betroffenen
Wir verhandeln daher mit der betroffenen Gruppe über einen Umzug in ein anderes kirchliches Gebäude, in dem eine bessere Versorgung gewährleistet werden kann: größere Raumsituation, Küche, Duschkabinen, Vorhof, ruhiges Umfeld. Eine Duldung auch dieser Alternative ist von den Behörden vorerst zugesagt, es handelt sich jedoch um kein Kirchenasyl."
Bistum: Es handelt sich um kein Kirchenasyl
Auch am Mittwoch (06.07.) hat sich das Bistum Regensburg zur Situation im Regensburger Dom geäußert. Die Polizei soll auf Wunsch des Bistums nicht eingreifen, obwohl es sich laut Auskunft von Pressesprecher Jakob Schötz nicht um Kirchenasyl handelt. Die ausführliche Stellungnahme:
Derzeit wird versucht, die Versorgung der Menschen im Dom durch Einrichtungen der Caritas und ehrenamtliche Helfer der Malteser und des Unterstützerkreises weiter zu gewährleisten. Auf Wunsch des Bistums wird die Polizei im Dom bei den abschiebegefährdeten Personen vorerst nicht eingreifen, obwohl es sich hierbei um kein Kirchenasyl handelt. Für die Menschen, die von der Abschiebung bedroht sind, wird die kirchliche Caritas Asylsozialberater/-innen bereitstellen, um den Kontakt mit den Betroffenen herzustellen und gegebenenfalls die Einzelfälle zu sichten. Die liturgischen Feiern und Veranstaltungen im Dom werden durch die geduldete Präsenz dieser Gruppe nicht beeinträchtigt.
Stellungnahme der Bischöflichen Presse- und Medienabteilung in Regensburg
Foto: Auch vor dem Regensburger Dom haben sich heute einige Mitglieder der Gruppe versammelt.