
Hoffen auf die Trendewende
Oberpfalz/Kelheim: Vorsichtig optimistische Prognose für regionale Konjunktur
Laut der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz und Kelheim erholt sich die Lage der Geschäfte gerade leicht.
Pressemitteilung der IHK Regensburg
Die regionale Konjunktur könnte sich laut Umfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim wieder bessern.
REGENSBURG. Frühlingserwachen in Ostbayern, die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim meldet eine leichte Erholung bei der Geschäftslage der Unternehmen.
„Dienstleister, Bau und Handel melden uns wieder bessere Geschäfte. Bei der Industrie, der Hotellerie und dem Gastgewerbe zeigt man sich verhalten“, berichtet IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Nach einer vorübergehenden Entspannung zu Jahresbeginn nehmen die Meldungen über stark gestiegene Rohstoff- und Warenpreise wieder deutlich zu. Zudem berichten branchenübergreifend 20 Prozent der Unternehmen von gestiegenen Forderungsausfällen aufgrund von Insolvenzen bei Kunden oder Lieferanten. Die Höhe der Arbeitskosten, vor allem die der Lohnnebenkosten, drückt zusätzlich. Die Unternehmen können Preissteigerungen nicht mehr an die Kunden weitergeben. „Es kommt jetzt darauf an, dass die neue Regierung in Berlin die wirtschaftsfreundlichen Punkte ihres Koalitionsvertrags schnellstmöglich umsetzt“, fordert Helmes. Es müssten schnellstmöglich Stabilität und Verlässlichkeit für die Wirtschaft geschaffen werden. Nur so ließen sich Investitionen ankurbeln, Innovationen und Arbeitsplätze sichern, so Helmes.
Außenwirtschaft angespannt
Die Exportentwicklung in der Industrie ist seit Anfang 2024 rückläufig und erreicht im Frühjahr 2025 lediglich das Vorjahresniveau. Besonders die regionalen Hersteller von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern setzen weiterhin auf internationale Absatzmärkte: 62 Prozent erwarten in diesem Bereich steigende Auslandsumsätze. Im Falle eines Rückgangs der US-Nachfrage erwarten einige Exportunternehmen einen verschärften Wettbewerb mit chinesischen Anbietern auf Drittmärkten. „Unsere international tätigen Unternehmen machen sich aktuell Hoffnung auf das EU-Geschäft und die Region Asien/Pazifik, ohne China,“ so Helmes. Die angespannte geopolitische Lage sowie bestehende Zölle steigern die Rohstoffpreise.
Investitionen verhalten
Über alle Branchen hinweg bleibt das Investitionsverhalten zurückhaltend. Besonders gering ist die Investitionsbereitschaft in den Bereichen Bau, Handel und Tourismus. Für 34 Prozent der Betriebe reichen die angekündigten Maßnahmen und das staatliche Investitionspaket derzeit nicht aus, um eigene Investitionen im Inland zu starten oder auszubauen.
Aussichten besser
Noch vermissen die Unternehmen Planungssicherheit. Doch erste Signale aus dem neuen Koalitionsvertrag sowie das Ende der politischen Unsicherheit zusammen mit saisonalen Effekten wirken sich positiv auf die Geschäftserwartungen aus.
„Erstmals seit 2022 überwiegen die optimistischen Stimmen in unserer dreimal jährlich stattfinden Konjunkturumfrage wieder“, sagt IHK-Konjunkturexpertin Sibylle Aumer.
Ein Viertel der Betriebe erwartet in den kommenden Monaten eine höhere Auslastung. 44 Prozent setzen auf eine Belebung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung durch die Lockerung der Schuldenbremse auf Bundesebene. Die Stimmung in der Industrie bleibt jedoch durch den anhaltenden Zollstreit getrübt: 64 Prozent der Betriebe rechnen für Ihre Geschäfte nicht mit einer baldigen Erholung. Wenn wie bei den letzten Umfragen die Lagekurve der vorherigen Erwartungskurve folgt, dann wäre im Herbst 2025 eine wirtschaftliche Trendwende in der Region erreicht.
Wenig Belebung auf dem Arbeitsmarkt
Auf dem regionalen Arbeitsmarkt wird es nach Angaben der Befragten wenig Impulse geben. Über alle Branchen gesehen überwiegen mit 22 Prozent der Antworten die Betriebe mit Beschäftigtenreduktion, 13 Prozent wollen Personal aufbauen. Damit bleibt auch der saisonal übliche Beschäftigungsaufbau in Bau und Tourismus weitgehend aus. Gleichzeitig besteht der Fachkräftemangel für jedes zweite Unternehmen als Risikofaktor weiter.
Konjunktur: Das sagen regionale Unternehmen
Holger Ketterer ist CEO der SGB-SMIT Gruppe in Regensburg. Zu der Gruppe gehört die Starkstrom-Gerätebau GmbH in Regensburg:
„Die Geschäftslage der SGB-SMIT Gruppe ist derzeit außerordentlich gut. Unser Auftragsbestand liegt auf Rekordniveau. Wir sind gerade im Bereich der Leistungstransformatoren, welche wir unter anderem auch am Standort Regensburg produzieren für mehrere Jahre bis auf wenige Slots ausgebucht. Dies wird vor allem durch die derzeit hohe Nachfrage aufgrund der Energiewende und dem Ausbau der Energieinfrastruktur weltweit gefördert.“
Thomas Auerbach ist Geschäftsführer vom Hotel Wolfringmühle in Fensterbach:
„Die Stimmung in der Gastronomie ist derzeit angespannt. In unserem Gewerbe kommt gerade alles zusammen, was herausfordernd ist – Kostenexplosionen, Personalmangel und politische Entscheidungen, bei denen wir uns oft übergangen fühlen. Die Kombination aus hoher Mehrwertsteuer, gestiegenen Lebensmittelkosten, Energiepreisen und höheren Personalausgaben zwang viele Betriebe zu starken Preisanpassungen. Dadurch kommen vor allem Gäste mit kleinerem und mittlerem Einkommen seltener in die Gastronomie. Weniger Bürokratie, verlässliche Entscheidungen und mehr Vertrauen in die Betriebe wären ein wichtiges Signal seitens der Politik.“
Infokasten
Kurz und kompakt
- Leichte Aufhellung in Konsum- und Geschäftsklima: Risikofaktor „Inlandsnachfrage“ sinkt von 67 auf 58 Prozent der Antworten
- Anziehende Rohstoff- und Warenpreise: Industrie und Tourismusbranche härter als in Vorumfragen betroffen. Ölpreis sinkt
- Lockerung der Schuldenbremse: 35 Prozent der regionalen Baubetriebe hoffen auf steigende Aufträge für ihr Unternehmen
- Höhere Einkaufspreise und Zinsen von einem Drittel als mittelfristige Folge des Wachstumspakets befürchtet
- Liquiditätsstatus in Hotel- und Gastronomie gegenüber Jahresbeginn deutlich verschlechtert: ein Viertel mit schlechter Solvenz, 4 Prozent mit existenzbedrohender Lage
Den aktuellen IHK-Konjunkturbericht mit Blick in die einzelnen Branchen finden Sie unter www.ihk-de/regensburg/konjunkturbericht