Mi., 24.08.2022 , 16:47 Uhr

Wolnzach: Hopfenbauern beklagen schlechte Ernte und hohe Kosten

Die deutschen Hopfenbauern fahren dieses Jahr eine schlechte Ernte ein. Wegen der Hitze und Trockenheit im Sommer sei die Erntemenge mit knapp 37.700 Tonnen um 21 Prozent geringer als im guten Vorjahr, teilte der Verband deutscher Hopfenpflanzer am Mittwoch im oberbayerischen Wolnzach mit.

Die Produktionskosten seien um mehr als 25 Prozent gestiegen, aber die Verkaufspreise für den größten Teil der Ernten für dieses Jahr und bis 2024 bereits vertraglich fixiert. Die Mehrkosten aufzufangen, sei daher sehr schwer, sagte Verbandspräsident Adolf Schapfl.

Die Versorgung der weltweiten Brauwirtschaft scheine aber trotz der geringen Ernte gesichert, weil noch Vorräte aus der guten Ernte 2021 zur Verfügung stehen. «Es muss also niemand Angst haben, dass sein Bier nicht gebraut werden kann», betonte der Verband.

Ein Drittel der weltweiten Anbaufläche liegt in Deutschland. Mit Abstand größtes Anbaugebiet ist die Hallertau südlich von Ingolstadt. Dort schätzt der Verband die Ernte heuer auf 32.500 Tonnen. Daneben gibt es noch größere Anbaugebiete im Elbe-Saale-Winkel (2691 Tonnen) und in Tettnang am Bodensee (2.422 Tonnen).

Im vergangenen Jahr hatten der verregnete Sommer und die gestiegene globale Bierproduktion den Hopfenbauern in die Karten gespielt. Dieses Jahr war es für den Hopfen zwischen Juni und August zu heiß und trocken. Die Ernte fällt um ein Fünftel kleiner aus, zudem ist der für den Geschmack und die Qualität wichtige Alphagehalt geringer als im Vorjahr.

Neue Hopfensorten könnten Hitze und Trockenstress besser ertragen und seien auch weniger anfällig für Krankheiten. «Die Hopfenpflanzer würden sehr gerne viel mehr von diesen neuen nachhaltigen Sorten produzieren. Allerdings erweist sich die Brauwirtschaft hier etwas träge bei der Umstellung der Bierrezepte auf neue Hopfensorten und nimmt nur wenig dieser Hopfen ab», klagte Schapfl.

Die größten Bierproduzenten weltweit sind China mit 36 Milliarden Litern vor den USA (20 Milliarden Liter), Brasilien und Mexiko. Deutschland folgt nach Angaben des weltgrößten Hopfenspezialisten BarthHaas aus Nürnberg auf Rang fünf mit 8,5 Milliarden Liter.

 

dpa

 

Hallertau: Düstere Prognose für die Hopfenernte

 

 

Mitteilung Verband Deutscher Hopfenpflanzer

Das Hopfenjahr 2022 ist für die deutschen Hopfenpflanzer sicherlich ein extrem schwieriges. Wie viele Bereiche im Alltag und im Wirtschaftsleben sind seit Jahresbeginn die Preise auch für Produktionsmittel im Hopfenanbau erheblich gestiegen. Während man in den Nachrichten aber von Inflationsraten im einstelligen Bereich hört, sind die Kosten der Hopfenpflanzer seit 2021 um 25 bis 30% gestiegen. Vor allem Preiserhöhungen für Energie und für Verbrauchsmaterialien wie Aufleitdraht schlagen zu Buche und bereiten den Hopfenpflanzern wirtschaftliche Probleme. Die überwiegende Mehrheit der Hopfen ist in langjährigen Vorverträgen bereits zu fixierten Preisen für die nächsten Jahre verkauft. Eine Erhöhung der Hopfenpreise, um wenigstens einen Teil der enormen Mehrkosten zu kompensieren, gestaltet sich dementsprechend schwierig.

Dazu kommt im Jahr 2022 noch hinzu, dass die extrem heiße und vor allem trockene Witterung von Juni bis August die Hopfenreben sehr gestresst hat. Die Folge ist ein stark vermindertes Wachstum und in letzter Konsequenz eine schlechte Ernte. Die gestiegenen Kosten treffen also mit stark verminderten Einnahmen im Hopfenjahr 2022 zusammen.

Dabei hatte das Jahr gar nicht schlecht begonnen. Die vergangene Ernte 2021 war eine gute und der Absatz der Hopfen verlief zufriedenstellend. Es wurden zwar keine Spitzenpreise erzielt, der Hopfen konnte aber überwiegend an die Brauwirtschaft verkauft werden und die befürchteten Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie auf die Bier- und Hopfenindustrie fielen überschaubar aus. Der Rückgang der globalen Bierproduktion war geringer als erwartet und in 2021 war bereits wieder um 4% mehr als im Vorjahr produziert worden und somit auch mehr Hopfen benötigt worden.

Im Februar 2022 aber begann der Ukraine-Krieg und in Folge davon stiegen die Preise für fast alle Produkte an. Die Produktion der Intensiv-Kultur Hopfen wurde besonders getroffen, Hopfen ist vermutlich die landwirtschaftliche Kultur, die am meisten unter den Preissteigerungen zu leiden hat.

Mitte Mai und Mitte Juni kam es in der Hallertau, dem größten Hopfenanbaugebiet in Deutschland, zu heftigen Hagelstürmen, in deren Folge etwa 2.000 ha Hopfenfläche geschädigt wurden.

Im Juni dann begann die trockene und heiße Zeit in ganz Deutschland und Europa. Auch hier litt der Hopfen besonders stark, weil der für seine Entwicklung kritische Zeitraum Juni bis August genau die trockene und heiße Zeit in Deutschland in 2022 war. Eine im Vergleich zum Vorjahr erheblich geringer Erntemenge ist die Folge.. Ebenso muss mit einem geringerem Alpha-Gehalt der Hopfen im Vergleich zum Vorjahr gerechnet werden.

Das Jahr 2022 hat gezeigt, dass langfristig auch in Deutschland die Bewässerung der Hopfenproduktion ausgebaut werden muss. In fast allen anderen Ländern mit Hopfenanbau wird bereits bewässert und der Klimawandel erfordert diesen Schritt nun zunehmend auch für die deutschen Hopfenflächen. Hier müssen in den kommenden Jahren die Hopfenindustrie zusammen mit Politik und Behörden tragbare und zukunftsfähigen Systeme zur Hopfenbewässerung entwickeln.

In Extremjahren wie 2022 leiden alle Hopfen unter Hitze und Trockenheit, so dass eine halbwegs vernünftige Ertragsstabilisierung nur durch eine Bewässerung erreicht werden kann. Es gibt mittlerweile aber auch Neuzüchtungen bei den Hopfensorten, die mehr Hitze- und Trockenstress ertragen können und deren Erträge deshalb nicht so drastisch einbrechen, wie die meisten älteren Sorten. Dabei machen diese Sorten auch noch hervorragende Biere und sind zudem auch toleranter gegen Krankheiten und Schädlinge. Die Hopfenpflanzer würden sehr gerne viel mehr von diesen neuen nachhaltigen Sorten produzieren, allerdings erweist sich die Brauwirtschaft hier etwas träge bei der Umstellung der Bierrezepte auf neue Hopfensorten und nimmt nur wenig dieser Hopfen ab.

Der Pflanzenschutz im Hopfen in 2022 war geprägt von Mehltau-Problemen zu Beginn der Wachstumsphase, der aber ausreichend bekämpft werden konnte und zusammen mit Peronospora im weiteren Jahresverlauf kontrolliert werden konnte. Die BlattlausEntwicklung bereitete zu Saisonbeginn Sorgen, konnte aber ausreichend reguliert werden. Die gemeine Spinnmilbe profitierte von der heißen Witterung und konnte sich ebenso wie der Erdfloh überdurchschnittlich gut entwickeln. Die Folge sind teilweise stark befallene Hopfenbestände bis hin zu Ernte- und Qualitätseinbußen.

Die offizielle Hopfenernteschätzung im Anbaugebiet Hallertau fand am 23. und 24. August 2022 statt. Auf einer Gesamtanbaufläche von 17.110 ha wurde ein Ertrag von 650.000 Ztr. (32.500 t) geschätzt. In den übrigen Anbaugebieten wurden ebenfalls in den vergangenen Tagen die Schätzungen vorgenommen. In Tettnang werden 48.430 Ztr. (2.421,5 t), in Elbe-Saale 53.827 Ztr. (2.691,35 t) sowie in Spalt 9.813 Ztr. (491 t). Im Anbaugebiet Bitburg beläuft sich die geschätzte Erntemenge für 2022 auf 400 Ztr. (20 t) geschätzt.

Dies ergibt eine Gesamtmenge von 762.470 Ztr. (38.124 t) für das Bundesgebiet, und liegt damit etwa 20,3 Prozent unter der Erntemenge 2021.

Seit den Sommermonaten werden den deutschen Hopfenpflanzern von den Handelsfirmen Vorverträge zu den wichtigsten Hopfensorten angeboten. Angesichts der völlig unklaren Kostenentwicklung für die kommenden Jahre herrscht bei den Hopfenpflanzern eine große Zurückhaltung beim Abschluss neuer Vorverträge. Es ist ohnehin der Großteil der Ernten 2022 bis 2024 bereits verkauft, so dass die Pflanzer derzeit lieber abwarten bis sich die Produktionskosten wieder halbwegs planen lassen und dann ein angebotener Vorvertragspreis besser zu beurteilen ist.

Die Zahlen zur Ernteschätzung zeigen, dass in der Ernte 2022 die bestehenden Verkaufskontrakte erheblich unterliefert werden. Die geringe Erntemenge lässt bei einigen Hopfensorten höhere Preise für Spothopfen erwarten, allerdings wird davon kaum ein Hopfenpflanzer profitieren, weil nur sehr geringe Mengen nichtvertragsgebundener Hopfen auf den Markt kommen werden.

Die Versorgung der weltweiten Brauwirtschaft scheint aber trotz der geringen Ernte 2022 gesichert, weil noch Vorräte aus der guten Ernte 2021 zur Verfügung stehen. Es muss also niemand Angst haben, dass sein Bier nicht gebraut werden kann, weil gar der Hopfen aus Deutschland nicht bezogen werden kann!

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