Mi., 06.05.2020 , 14:15 Uhr

Wegen Corona-Pandemie: BMW will Stellen streichen

Der Autobauer BMW hat im ersten Quartal spürbar unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten und will die Investitionen deutlich zurückfahren. Dazu werden auch Stellen abgebaut, indem frei werdende Stellen nicht mehr nachbesetzt werden. Über ein Drittel der in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter sind seit April in Kurzarbeit. 

„Das zweite Quartal wird negativ sein“, sagte BMW-Finanzchef Nicolas Peter am Mittwoch in München. Wie hoch der Verlust ausfällt wird sich zeigen.

Im April seien die Verkaufszahlen um 44 Prozent eingebrochen, sagte Vorstandschef Oliver Zipse. Der Weg aus der Corona-Krise werde länger dauern als gedacht. Die Lage sei extrem volatil und ändere sich dauernd. Das wirtschaftliche Umfeld dürfte sich erst zwischen Juli und September wieder zu stabilisieren beginnen. Der Absatz und der Jahresgewinn vor Steuern „werden deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen“, sagte Zipse. „Die Situation bleibt ernst.“

Um die Zahlungsfähigkeit zu sichern, kürzt BMW die Investitionen um ein Drittel auf unter 4 Milliarden Euro und baut Arbeitsplätze ab. Derzeit beschäftigt BMW in Deutschland 90 000 Mitarbeiter, 30 000 von ihnen sind derzeit in Kurzarbeit. Zipse erklärte, jedes Jahr verließen etwa 5000 Mitarbeiter das Unternehmen, die Hälfte von ihnen gehe in Rente.

Ob Stellen nachbesetzt werden, werde jetzt in jedem Einzelfall sehr kritisch geprüft. Außerdem beschäftige BMW bislang mehr Zeitarbeiter als andere Autobauer, auch das werde flexibel genutzt. Der Start des geplanten BMW-Werks in Ungarn werde um mindestens ein Jahr verschoben, und auch sonst komme jede Investition und jedes Projekt auf den Prüfstand.

In China gebe es im April zwar erste Erholungszeichen – aber das sei nur bedingt eine Blaupause für andere Märkte, betonte Zipse. Man müsse kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Nachfrage in Großbritannien, Italien und Spanien dieses Jahr gering bleiben werde. Zwischen null und 3 Prozent vom Umsatz dürften bei BMW dieses Jahr als Betriebsgewinn aus dem Verkauf von Autos hängen bleiben.

Zugleich erwartet BMW ein niedrigeres Ergebnis im Kredit- und Leasinggeschäft. Schon im ersten Quartal wurden weniger Neuverträge abgeschlossen. Die Risikovorsorge für Kredite und den Restwert zurückkommender Leasingautos musste erhöht werden. Das mit Daimler zusammen betriebene Carsharing- und Taxigeschäft Your Now leide sehr stark unter der Krise, sagte Zipse.

Im ersten Quartal kam BMW noch mit einem blauen Auge davon. Der Autoabsatz fiel zwar um 21 Prozent auf 477 000 Fahrzeuge, aber unter dem Strich fuhren die Münchener 574 Millionen Euro Gewinn ein – mehr als VW und Daimler zusammen und fast genauso viel wie im Vorjahr. Allerdings war das Vorjahr bei BMW wegen einer Rückstellung von 1,4 Milliarden Euro für eine mögliche Kartellstrafe schwach gewesen.

Die Werke in China und den USA sind inzwischen wieder angelaufen, das größte europäische Werk Dingolfing in Bayern soll ab nächstem Montag langsam wieder anfangen. München, Regensburg, Leipzig und Oxford folgen „frühestens am 18. Mai“, sagte Zipse. Wann wieder im Zwei-Schicht-Betrieb Autos gebaut werden, hänge von der Nachfrage ab. „Wir werden jedenfalls nicht übereilt handeln“, betonte der BMW-Chef.

Eine Kaufprämie in Deutschland könnte helfen, die Konjunktur insgesamt anzuschieben, sagte Zipse. Sie müsste auch für saubere Verbrenner bezahlt werden, denn „der Effekt entsteht durch das Hochlaufen der Stückzahlen“. Das Spitzentreffen der Autobranche mit Kanzlerin Angela Merkel am Dienstag sei sehr umfassend und konstruktiv gewesen, die Entscheidung sei auf Juni vertagt.

Die CO2-Vorgaben der EU sind aus Sicht von BMW nicht anzutasten: „Wir stehen fest zur Erfüllung der Klimaschutzziele“, betonte Zipse. „Forderungen nach Moratorien, sprich einer Verschiebung der Fristen, treten wir entscheiden entgegen.“ BMW habe seine Hausaufgaben gemacht und werde in drei Jahren 25 Elektro- und Plug-in-Modelle auf der Straße haben.

Nach der Hauptversammlung nächste Woche will BMW den Aktionären die versprochene Dividende wie geplant auszahlen, ebenso wie die daran gekoppelte Erfolgsbeteiligung für die Mitarbeiter. Die Corona-Krise werde sich dann in der Dividende 2021 widerspiegeln, sagte Zipse.

 

dpa

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