Der Bau von SuedOstLink schreitet auch im Abschnitt D3a zwischen Pfatter und der A92 bei ISAR mit großen Schritten voran. Wie bei allen Infrastrukturprojekten mit Erdarbeiten, gehört die archäologische Untersuchung des Bodens zum gesetzlich vorgeschriebenen Standard. Das Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) hat bereits frühzeitig Flächen entlang des geplanten Trassenverlaufs von SuedOstLink identifiziert, in denen auch auf Grundlage von Voruntersuchungen mit archäologischen Befunden zu rechnen war.
Besonders der Bereich südlich der Donau gehörte dabei zu den Gebieten, die eine hohe Dichte an archäologischen Befunden, also historischen Hinterlassenschaften von Vorgänger-Generationen, vermuten ließen. Unter der Fachaufsicht des BLfD laufen die archäologischen Ausgrabungen dort bereits seit mehreren Monaten. Dabei wurde eine Vielzahl an Funden und Befunden entdeckt, freigelegt und dokumentiert.
In der Nähe von Sengkofen (Gemeinde Mintraching) wurden ca. 20 gut erhaltene menschliche Skelette entdeckt, bei denen es sich um sogenannte Hockerbestattungen handelt – eine Form der Beisetzung mit angewinkelten Armen und Beinen. Eine exakte Datierung dieser Knochen, etwa durch die C14-Methode, steht noch aus. Aufgrund der Bestattungsform und gut erhaltener Grabbeigaben, wie Keramikgefäßen, lässt sich der Fund jedoch in die Zeit zwischen 2800 bis 2200 v. Chr. einordnen – dem Übergang vom späten Neolithikum zur frühen Bronzezeit.
Ein besonderer Befund dort ist ein Doppelgrab, das viele Forschungsfragen aufwirft. Erst tiefergehende Analysen können Anhaltspunkte geben, aus welchem Grund hier zwei Personen gemeinsam bestattet wurden.
Weitere Hinweise auf eine frühere Besiedlung – teils mehrere hunderte Jahre vor der Anlage der Gräber – liefern ein Ofen aus Brandlehm sowie Pfostenlöcher und Siedlungsgruben. Anhand charakteristischer Bodenverfärbungen lassen sich hier Rückschlüsse auf ehemalige Hausstandorte und deren Grundrisse ziehen.
Räumlich sehr nahe an den Gräbern, aber zeitlich vermutlich an die tausend Jahre älter, wurde eine Brunnenanlage gefunden. In einer mit einem Flechtwerk abgesicherten Grube war ein ausgehöhlter Baumstamm eingelassen, über den Grundwasser abgeschöpft wurde. Eine erste grobe Datierung weist auf ein Alter von ca. 5.500 Jahren hin. Damit könnte die Anlage der sogenannten Altheimer Kultur zugeordnet werden – ein Befund, der nicht nur für Süddeutschland, sondern auch im europäischen Vergleich als außergewöhnlich und sehr selten gilt.
Für die archäologischen Funde übernimmt der Freistaat Bayern die Verantwortung: Er sorgt für deren fachgerechte Konservierung, Restaurierung und dauerhafte Lagerung. Grundlage dafür ist das sogenannte Schatzregal, das im Bayerischen Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) verankert ist. Nach Artikel 9 BayDSchG werden bewegliche Bodendenkmäler oder deren Teile, die herrenlos oder so lange verborgen waren, dass ihre Eigentümer nicht mehr zu ermitteln sind, mit ihrer Entdeckung Eigentum des Freistaats Bayern – und damit Eigentum aller bayerischen Bürgerinnen und Bürger. Das Schatzregal eröffnet zudem neue Möglichkeiten für Gemeinden: Verfügen sie über geeignete fachliche Einrichtungen, können sie beim BLfD die Übertragung des Fundeigentums beantragen. So können archäologische Funde möglichst in der Region verbleiben. Andernfalls gehen sie an die Archäologische Staatssammlung in München
Mit den archäologischen Untersuchungen entlang des gesamten bayerischen Abschnitts von SuedOstLink – von Hof bis zum Netzverknüpfungspunkt ISAR – wird ein ca. 270 Kilometer langer Streifen systematisch archäologisch erfasst. Dadurch eröffnen sich wertvolle neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte in weiten Teilen Nord- und Ostbayerns.
Insbesondere im Planungsabschnitt D3a nehmen die archäologischen Arbeiten einen großen zeitlichen Umfang ein. Dieser wurde jedoch frühzeitig eingeplant, sodass die Ausgrabungen im vorgesehenen Bauablauf berücksichtigt sind und die Umsetzung der anschließenden Tiefbaumaßnahmen planmäßig und termingerecht voranschreitet.
PM TenneT/JM