Für das kommende Sommersemester 2020 soll es an der Universität Regensburg ein digitales Lehrangebot ohne Präsenzlehre geben. Die Studierendenvertretung der Universität Regensburg spricht sich gegen die vorgegebenen Rahmenbedingungen des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst aus. Sie bezweifeln dieses Konzept stark.
“Eine vollständige Umstellung auf ein flächendeckendes, qualitativ hochwertiges Online-Lehrangebot wird wohl überall in Bayern, außer vielleicht an den Münchener Universitäten, Wunschdenken bleiben.”, meint Hanna Röder, studentische Sprecherin und Vertretung der Studierenden im Corona-Krisenstab der UR, “Das liegt unter anderem an der jahrelangen Unterfinanzierung der meisten Hochschulen, mangelnder Infrastruktur und der minimalen Vorbereitungszeit bis zum Semesterstart.”
Auch die Universität Regensburg wird mit der Digitalisierung des Lehrangebots vor diese Probleme gestellt. Hinzu kommt, dass die Lehrenden mit den Herausforderungen von Online-Lehre noch nicht vertraut sind und die Studiengänge/-module unterschiedlich gut virtualisierbar sind. In den naturwissenschaftlichen Studiengängen finden sich beispielsweise vielfach Laborpraktika in den Modulplänen, während sich in anderen Studiengängen die Frage nach der Ausleihe von Lehrbüchern zum Selbststudium oder für Hausarbeiten aufdrängt.
Da ein flächendeckendes Lehrangebot im Sommersemester nicht gewährleistet werden kann, wird es zwangsläufig zur Priorisierung einiger Studiengänge kommen.
Eine maximale Flexibilisierung nach dem Vorbild eines “Kann-” oder “Flexi-Semester” würde mehr Planungssicherheit für die Studierenden bedeuten, sowie das Lehrpersonal entlasten.
“Wir fordern die Universitätsleitung auf, ihren individuellen Spielraum dahingehend zu nutzen, das Semester nicht auf die Regel- oder Maximalstudienzeit anzurechnen, sowie alle Prüfungen freiwillig und als Freiversuch zu werten. Auch sonst dürfen den Studierenden keine Nachteile entstehen, wenn sie keine Studienleistungen erbringen können.” appelliert Quirin Quansah, Studentischer Sprecher: ”Dass Studierenden, die in ihrem Studienverlauf fortschreiten wollen, dies den Umständen entsprechend ermöglicht wird, ist allerdings genauso wichtig.”
“Da auch nicht alle Studierenden die technische und räumliche Ausstattung besitzen, um ein Online-Lehrangebot wahrzunehmen, befürchten wir, dass dies vor allem finanziell schlechter gestellte Studierende zusätzlich belasten wird. Außerdem darf die zeitliche und psychische Belastung von Studierenden, die durch die Pandemie verstärkt Pflege- und Betreuungsaufgaben, sowie ehrenamtliche Tätigkeiten verrichten, nicht außer Acht gelassen werden.”, ergänzt Solveig Albrecht Referentin für Soziales und Inklusion.
Ebenso müssen Arbeitsverträge von SHKs, Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Lehrkräften für besondere Aufgaben verlängert werden. Ferner sollte eine flexible Handhabung der Deputate möglich gemacht werden, um den Mehraufwand der Digitalisierung des Lehrangebots gerecht zu werden.
Angesichts der ungewissen, dynamischen Entwicklungen in weiten Teilen der Welt kann nur das Maximum an Flexibilisierung zur maximalen Entlastung aller Beteiligten führen.
Pressemeldung Studentischer Sprecher*innenrat der Universität Regensburg