Mo., 12.03.2018 , 15:59 Uhr

Umfrage: Mehrheit in Bayern für dritten Nationalpark

Eine klare Mehrheit in Bayern ist einer Umfrage zufolge für einen dritten Nationalpark im Freistaat. 64 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, wie eine am Montag veröffentlichte Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid im Auftrag des Bundes Naturschutz (BN) und des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) ergab. Mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) war demnach dagegen, 15 Prozent machten keine Angaben. 

Die Naturschutzverbände forderten von der bayerischen Staatsregierung, das Prüfverfahren für einen dritten Nationalpark konsequent fortzusetzen. «Großflächig nutzungsfreie Waldschutzgebiete wären ein wunderbares Geschenk an künftige Generationen zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaats Bayern», sagte LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer. Man brauche diese Wildnisgebiete als Lernorte und Gegenpol in einer sonst fast flächendeckend genutzten Landschaft.

Die größte Zustimmung gab es der Studie zufolge in Oberbayern (70 Prozent), gefolgt von Schwaben (67 Prozent) sowie Mittel- (66 Prozent), Ober- (61 Prozent) und Unterfranken (60 Prozent). Bei der Befragung wurden die möglichen Orte für den dritten Nationalpark nicht genannt. Zuletzt waren bei einer Kabinettssitzung im Sommer 2017 die Regionen Rhön und die Donau-Auen in der engeren Auswahl. In beiden Gebieten gibt es allerdings zahlreiche Nationalparkgegner.

2016 hatten der scheidende Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein Kabinett beschlossen, dass der Freistaat einen dritten Nationalpark bekommen soll. Angesichts vieler Widerstände auch innerhalb der CSU selbst ist aber die Erwartungshaltung inzwischen groß, dass sein designierter Nachfolger Markus Söder (CSU) das Projekt letztlich beerdigen wird.

Söder hatte sich zuletzt mehrfach skeptisch zu den Plänen geäußert. Die offene Suche nach einem Nationalpark solle schnell entschieden werden, gegebenenfalls auch ablehnend, hatte Söder erklärt. Der Umfrage zufolge sind zwei Drittel (67 Prozent) der Schutzgebiet-Befürworter CSU-Wähler.

Seit Jahren wird über einen weiteren Nationalpark im Freistaat diskutiert. Deutschlands ältester Nationalpark liegt im Bayerischen Wald, das zweite bestehende Schutzgebiet in Bayern ist der Alpennationalpark Berchtesgaden.

Auch SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn forderte die Regierung auf, an einem dritten Nationalpark festzuhalten. «Es kann nicht sein, dass der zukünftige Ministerpräsident wegen des Geschreis einiger CSU-Abgeordneter wirtschaftliche Einzelinteressen über den Naturschutz stellt und damit ein Versprechen der bisherigen Staatsregierung bricht», sagte Brunn. Die Grünen-Landtagsfraktionschefin Katharina Schulze rief Söder auf, den Weg für das Projekt frei zu machen. Das Thema Nationalpark sei nun lange rauf und runter diskutiert worden.

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger dagegen betonte, dass «die 15 Millionen Euro», die ein Nationalpark jährlich koste, lieber in viele dezentrale Naturschutzprojekte in ganz Bayern investiert werden sollten. «Ich sehe keine Gebietskulisse, die für einen weiteren Nationalpark mit 10 000 Hektar Größe geeignet wäre.»

dpa/MF

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