Do., 21.06.2018 , 08:15 Uhr

Sportverein Wenzenbach: Kassier veruntreute rund 139.000 Euro

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des SV Wenzenbach e.V. am vergangenen Mittwoch, 20.06.2018, wurden die Mitglieder über finanzielle Missstände des Vereins informiert. Der ehemalige Kassier, welcher im November 2017 verstarb, hatte mindestens in den letzten zehn Jahren circa 139.000 Euro veruntreut. Die Mitglieder stimmten in einer geheimen Wahl mit großer Mehrheit für einen Vergleich mit der Erbengemeinschaft.

Der 1. Vorsitzende, Gerhard Bäumler, erläuterte auf der Versammlung den Sachverhalt: Nach dem überraschenden Tod des Kassiers des Hauptvereins im November 2017 musste die Vorstandschaft die Kassengeschäfte übernehmen. Dabei fielen finanzielle Unregelmäßigkeiten auf und die Vorstandschaft beauftragte eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die SLP Treuhand GmbH. Diese führte eine außerordentliche Kassenprüfung der Jahre 2008 bis 2017 durch und erstellte ein Prüfungsgutachten.

Untere sechsstellige Summe unterschlagen

Diese zeit- und kostenintensive Wirtschaftsprüfung der letzten zehn Jahre hat ergeben, dass der verstorbene Kassier in diesem Zeitraum Gelder in Höhe von circa 139.000 Euro veruntreut hat.

Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung informierte der Wirtschaftsprüfer Martin Sperl die Mitglieder über die Prüfung des Sachverhalts. Die Veruntreuung erfolgte unter anderem durch abweichende, beziehungsweise vom damaligen Kassier selbst erstellte Buchungsbelege. Diese bezogen sich auf fiktive Zahlungen an Betreuer oder Verbände, die dann auf das Privatkonto des Kassiers überwiesen wurden.

Sperl betonte in seinem Bericht, dass das Vorgehen des verstorbenen Kassiers selbst für ihn – als erfahrener Wirtschaftsprüfer – auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar gewesen sei.

Die Hinterbliebenen wussten von der Veruntreuung nichts und haben sich auch finanziell dadurch nicht bereichert. Rechtsanwalt Dr. Christoph Lindheim stellte das Vergleichsangebot der Erbengemeinschaft vor und erörterte dieses aus juristischer Sicht. In einer geheimen Wahl wurde dem Vergleich mit der Erbengemeinschaft mit großer Mehrheit zugestimmt.

Jahrelanges Vertrauensverhältnis missbraucht

Der verstorbene Kassier hatte sein Amt seit 2001 inne. Bäumler, seit 2011 der 1. Vorsitzende des Sportverein Wenzenbach e.V., ist bestürzt: „Ich bin zutiefst betroffen, dass das jahrelange Vertrauensverhältnis so missbraucht wurde.

Bäumler hatte bis zum Tod des damaligen Kassiers keinen umfassenden Online-Zugriff:

Ich habe ihm vertraut. Wir haben so viele Jahre gut zusammengearbeitet und ich hätte mir niemals vorstellen können, dass er zu solch einem Handeln fähig ist. Auch die Familie des Verstorbenen ist erschüttert über das, was er die letzten Jahre getan hat“, so der 1. Vorsitzende.

Bäumler betont zudem, dass er zum Schutz der Familie das öffentliche Ausmaß des Sachverhalts so gering wie möglich halten möchte und plädierte auch an die Mitglieder in der Versammlung, die persönliche Lage der Hinterbliebenen zu berücksichtigen.

Kassenprüfer konnten Betrug nicht erkennen

Die Kassenprüfungen fanden im Vorfeld der jeweiligen Jahreshauptversammlung statt. Die Kassenprüfer konnten bei ihren Tätigkeiten den Betrug nicht erkennen. Vorgelegte Unterlagen (Zahlen) waren beim Jahresabschluss insoweit stimmig und wurden dementsprechend bei der dann stattgefundenen Jahreshauptversammlung als ordnungsgemäß befunden und die Entlastung vollzogen.

„In dieser schweren Zeit baut die Vorstandschaft auf den Zusammenhalt der Mitglieder des Vereins und aller ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich tagtäglich für den Verein engagieren oder auch in der Vergangenheit engagiert haben“, so Gerhard Bäumler. 

 

pm/MB

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