Do., 29.12.2022 , 09:31 Uhr

Sea-Eye: Missionsabsagen drohen wegen Spendeneinbruch

Die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye schlägt Alarm: Wegen eines Spendeneinbruchs von 23 Prozent drohen jetzt sogar Missionsabsagen.

Laut Sea-Eye haben die Krisen im Jahr 2022 dazu geführt, dass 23 Prozent weniger Spenden eingegangen sind. Die Seenotrettungsorganisation macht deutlich, dass es ohne Spenden auch keine Rettungsmissionen mehr geben kann. Für viele Schutzsuchende sei die Seenot aber die einzige Aussicht auf Rettung.

„Die Situation ist sehr ernst! Schon dieses Jahr mussten wir eine Mission aus finanziellen Gründen absagen. Für das kommende Jahr sieht es noch schlechter aus.” – Gorden Isler, Vorsitzender des Sea-Eye e.V.

 

Das Rettungsschiff SEA-EYE 4 soll eigentlich bereits in wenigen Wochen zur Januar-Mission aufbrechen. Doch drei Wochen vor Missionsstart ist der nächste Einsatz der SEA-EYE 4 noch immer nicht finanziert. Insgesamt hat der Verein für 2023 sechs Missionen geplant. Sie alle hängen am seidenen Faden.

„Wenn sich die Situation nicht absehbar verbessert, müssen wir Missionen absagen. Zwar sind unsere hohen Fixkosten zum Schiffsunterhalt und zur Aufrechterhaltung des Vereins gesichert. Aber das zusätzliche Geld für tatsächliche Rettungseinsätze fehlt uns aktuell. Es ist aber nicht unsere Aufgabe ein Schiff zu besitzen und im Hafen auf Besserung zu warten, sondern Seenotrettungseinsätze durchzuführen. Deshalb schlagen wir jetzt Alarm und formulieren das auch ganz klar. Denn die letzten Wochen haben gezeigt, dass unser Schiff dringend benötigt wird” – Gorden Isler, Vorsitzender des Sea-Eye e.V.

 

Die Energiekrise und deutlich gestiegene Treibstoffpreise verschärfen das Problem zusätzlich. Schon vor Inflation und Preisspirale kostete ein Rettungsmonat die Organisation rund 250.000 Euro. Große Sorgen bereitet Isler vor allem, dass nach der traditionell stärkeren Spendenzeit um die Vorweihnachtszeit und die Feiertage spendenschwache Monate zu befürchten seien:

„Anfang des Jahres ist typischerweise eine eher spendenschwache Zeit. Doch gerade jetzt brauchen wir wirklich jede Unterstützung. Solange staatliche Akteur*innen ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, muss unser Schiff fahren. Doch ohne die ungebrochene Solidarität und finanzielle Unterstützung aus der Gesellschaft heraus, ist das nicht mehr möglich.”

 

In 2022 starben über 2000 Menschen bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überwinden, um in Europa Schutz zu finden.

 

Sea-Eye / MB

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