Mi, 06.05.2015 , 16:06 Uhr

Richtiger Zeckenschutz für Kinder

Über die Wiese rennen, Blumen pflücken, auf Bäume klettern oder im Gebüsch verstecken – Kinder toben viel in der Natur. Neben Spiel und Spaß darf jetzt im Frühling allerdings nicht der Zeckenschutz vergessen werden. Denn Zecken halten sich in hohem Gras, Gebüschen oder in feuchtem Laub auf. Beim Herumtollen der Kinder können die kleinen Spinnentiere so ganz leicht abgestreift werden.
Zecken übertragen gefährliche Infektionskrankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. Gegen FSME gibt es eine Impfung. Diese empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts allen Personen, die in Risikogebieten wohnen oder Urlaub machen.

Auch für Kinder gibt es einen zuverlässigen Impfschutz, erklärt Prof. Uta Meyding-Lamadé, Chefärztin der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. „Es kann bereits ab dem vollendeten ersten Lebensjahr geimpft werden. Das empfiehlt sich, wenn Eltern mit ihrem Kind viel in der Natur unterwegs und Zecken ausgesetzt sind.“

 

Kinder gründlich nach Zecken absuchen

Neben der Impfung sollten Eltern ihre Kinder nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich nach Zecken absuchen und getragene Kleidung ausschütteln, da Zecken Waschgänge bis 40 Grad problemlos überstehen. Auf hellen Kleidungsstücken sind die Spinnentiere zudem leichter zu erkennen und wer sich die Hosenbeine in die Socken steckt, macht es den Zecken ebenfalls schwer. Festgesogene Zecken sollten so schnell wie möglich entfernt werden.
Kommt es zu einer FSME-Infektion, kann diese bei Kindern milder verlaufen. „Grundsätzlich haben an FSME erkrankte Kinder eine bessere Prognose als Erwachsene“, sagt Meyding-Lamadé. Bei Kindern verlaufen die Erkrankungen vorwiegend als Meningitis (Hirnhautentzündung), seltener als Enzephalitis (Gehirnentzündung). Häufig heilt die Krankheit sogar wieder aus. Schwere Verläufe sind aber auch bei Kindern möglich. „Die Sterblichkeit ist allerdings sehr gering.“
FSME kann in zwei Phasen verlaufen. Die erste ähnelt einer leichten Sommergrippe mit erhöhter Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen. Für manche Betroffene ist die Krankheit danach überstanden. Bei einem Teil der Patienten schließt sich eine zweite, gefährliche Krankheitsphase an. Hierbei kommt es zur Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung.

Die Diagnosestellung ist bei den kleinen Patienten um einiges schwieriger. „Bei Säuglingen fehlt zum Bespiel die typische Nackensteife“, erläutert Meyding-Lamadé. „Kleine Kinder können noch nicht sagen, was ihnen fehlt. Sie essen und trinken schlecht oder bekommen Fieber.“ Dann liege es am Kinderarzt, die Symptome richtig zu deuten. „Die meisten Eltern erinnern sich gar nicht an einen Zeckenstich bei ihrem Kind.“

„Beim Verdacht auf eine FSME-Infektion liefert eine Lumbalpunktion, die Entnahme von Nervenwasser, eine sichere Diagnose“, erklärt die Neurologin. „FSME-Patienten, egal ob Kinder oder Erwachsene, sollten auf einer spezialisierten, idealerweise Neurologischen Intensivstation untergebracht werden. Dort können sie optimal behandelt werden.“ Denn ein Medikament gegen das FSME-Virus gibt es nicht, lediglich die Symptome können gemildert werden. „Wird der Patient im Krankenhaus überwacht, kann auf mögliche Komplikationen sofort reagiert werden.“

 

„FSME ist eine völlig vermeidbare Erkrankung“

Auch bei Kindern kann es nach einer FSME-Infektion zu Folgeschäden kommen. „Nur knapp 20 Prozent der älteren Betroffenen haben keine Restsymptome, 50 Prozent behalten etwas zurück“, sagt Meyding-Lamadé. Kinder können nach einer überstandenen Infektion mit FSME unter Lähmungen und Sprachstörungen, aber auch Aufmerksamkeitsstörungen leiden. „Sie können sich dann in der Schule nicht mehr konzentrieren und sind schnell müde.“

Meyding-Lamadé kennt das Schicksal von Eltern, deren Kinder schwer an FSME erkrankt oder gar gestorben sind. „Das ist eine Katastrophe für die Familie.“ Die Neurologin betont: „FSME ist eine völlig vermeidbare Erkrankung. Eine Impfung schützt Kinder und Erwachsene.“

Für einen mehrjährigen Impfschutz vor FSME sind drei Impfungen nötig. Die ersten beiden erfolgen im Abstand von 1 bis 3 Monaten, die dritte – je nach Impfstoff – nach 5, oder 9 bis 12 Monaten. Danach ist eine erste Auffrischung nach 3 Jahren, anschließend je nach Alter und Impfstoff alle 3 bis 5 Jahre nötig, um einen sicheren Schutz aufrecht zu erhalten. Doch auch kurzfristig kann noch ein Impfschutz gegen FSME aufgebaut werden – hier kann der Arzt beraten. Die FSME-Impfung ist in der Regel gut verträglich.

 

pm

Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

18.03.2024 Bayern: Mehr Unfälle im Januar Im Januar gab es mehr Unfälle auf Bayerns Straßen als noch im Dezember 2023. Im Vergleich zum Januar 2023 sind die Unfälle mit Personenschaden um 4,1 Prozent niedriger. 14.03.2024 14. März: Probealarm in Bayern um 11 Uhr Heulende Sirenen und Warnnachrichten auf dem Handy: Am Donnerstag gegen 11 Uhr dürften auch im Freistaat wieder viele Menschen aufschrecken. Das mag nerven, ist aber letztlich eine wichtige Übung. 11.03.2024 Ab Dienstag: Nächster GDL-Streik angekündigt - auch bei Lufthansa Nur wenige Tage nach dem jüngsten Ausstand bei der Deutschen Bahn steht an diesem Dienstag ab 2.00 Uhr der nächste Streik der Lokführergewerkschaft GDL auf der Schiene an. Erneut soll es dann für 24 Stunden zu weitreichenden Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr kommen. Gleichzeitig hat die Kabinengewerkschaft Ufo die Flugbegleiter der Lufthansa zu Arbeitskämpfen am Dienstag und 08.02.2024 Bayern: 2023 so viele deutsche Touristen wie noch nie Erstmals seit 2019 waren die Übernachtungszahlen 2023 in Bayern wieder im dreistelligen Millionenbereich. Im vergangenen Jahr gab es so viele deutsche Touristen wie noch nie im Freistaat.