Di, 30.09.2014 , 15:48 Uhr

Regensburg: Verstöße bei Organtransplantation nachgewiesen

Schwarzer Tag für das Deutsche Herzzentrum Berlin. Prüfer bestätigen: Mehr als ein Dutzend Mal wurden Daten mit Blick auf die Warteliste für ein Spenderherz manipuliert. Unregelmäßigkeiten gab es auch an anderen deutschen Kliniken.

Der Verdacht auf Verstöße bei Organtransplantationen hat sich nun auch in Berlin, Regensburg und Hamburg bestätigt. Bis auf das Deutsche Herzzentrum Berlin hätten sich jedoch in keinem Fall Hinweise für bewusste Manipulationen gefunden, betonten die Prüfer der Bundesärztekammer am Dienstag in Berlin. Sie hatten zwischen 2010 und 2012 bundesweit 60 Transplantationsprogramme in 33 Fachzentren untersucht. Das Kontrollsystem war nach dem ersten großen Organspende-Skandal 2012 verschärft worden. Damals war an der Uniklinik im niedersächsischen Göttingen der erste Skandal hochgekocht. Die Bereitschaft zur Organspende war in der Folge deutlich zurückgegangen.

Nach der jüngsten Kontrollrunde in deutschen Transplantationszentren gehen die Prüfer bisher nur beim Herzzentrum Berlin von neuen systematischen Manipulationen aus. Bei allen anderen geprüften Kliniken fanden sie zwar einzelne Verstöße, bei denen sich aber keine Hinweise auf eine geplante Täuschung für die Organvergabe ergaben, erklärte die Bundesärztekammer. Es habe sich dabei etwa um Zahlendreher in Akten gehandelt, sagte Anne-Gret Rinder, Vorsitzende der Prüfungskommission. «Insgesamt ist das ein ganz positives Fazit.» Vor einem Jahr war ein Vielfaches an Manipulationen gefunden worden.

Hans Lippert, Vorsitzender der Überwachungskommission, hofft, mit diesem Ergebnis das drastisch gesunkene Vertrauen der Menschen in die Organspende wiederzugewinnen. Seit dem Skandal in Göttingen hat die Prüfungs- und Überwachungskommission zum zweiten Mal deutsche Kliniken unter die Lupe genommen. Dabei ging es neben wenigen Lebern auch um Herzen, Nieren und Bauchspeicheldrüsen (Pankreas).

Insgesamt sichteten die Kontrolleure für die Jahre 2010 bis 2012 dabei 1090 Krankenakten von Menschen, denen ein Spenderorgan verpflanzt wurde. Damit ergibt sich ein Bild aus Stichproben von insgesamt 7596 Herzen, Nieren und Pankreas, die in diesem Zeitraum transplantiert wurden.

Das Urteil über das Deutsche Herzzentrum, das sich nach zwei Kontrollen im August selbst bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hatte, fällt dabei eindeutig aus. «Es gab 14 Verstöße, die den Schluss auf ein systematisches Vorgehen nahelegen», sagte Rinder. In sechs Fällen seien Patienten zum Beispiel wenige Tage, bevor ein Antrag für die Dringlichkeitsliste gestellt wurde, ohne Indikation eine höhere Medikamentendosierung verabreicht worden. Nach dem Antrag wurden die Mittel wieder abgesetzt.

Ob andere schwer Herzkranke dadurch einen Nachteil auf der Warteliste erlitten, konnte Rinder als Vorsitzende der Prüfungskommission nicht sagen. Der Bericht sei an die Berliner Staatsanwaltschaft geschickt worden. Sie ermittelt gegen das Herzzentrum wegen versuchten Totschlags.

In allen anderen Kliniken werteten die Prüfer Unregelmäßigkeiten nicht als Manipulationen. Bei 799 geprüften Nieren-Transplantationen gab es vier Verstöße, unter anderem war das Datum des Dialyse-Beginns falsch – einer der Fälle war in Hamburg. Bei 66 transplantierten Herzen in anderen Kliniken fanden sich keine Verstöße, auch nicht bei 111 Pankreas. Bei 117 Lebern gab es acht Unregelmäßigkeiten, sechs in Regensburg (2007-2009) und zwei an der Berliner Charité (2010-13). Eine Systematik lag nach Einschätzung der Prüfer auch hier nicht vor.

Mit dieser Bilanz sind aber immer noch nicht alle 48 deutsche Transplantationszentren mit ihren 141 Programmen gecheckt. Für Lungen beginnen die Prüfungen erst noch. Der abschließende Bericht soll in einem Jahr vorliegen.

Die Uniklinik in Göttingen hatten die Prüfer bereits 2013 untersucht und 79 manipulative Verstöße moniert. Ein Prozess gegen die Verantwortlichen läuft. Auch in Leipzig, München (Rechts der Isar) und Münster hatten die Prüfer bereits 2013 systematische Manipulationen gefunden.

dpa

Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

01.05.2024 Eisbären Regensburg: Trio verlängert Verträge Die Pressemitteilung: Kapitän Nikola Gajovský hat seinen Vertrag verlängert und bleibt bei den EBR. Der inzwischen 37-jährige Stürmer aus Tschechien geht damit in seine zehnte Saison in der Donaustadt. Für seinen Klub kommt er bisher auf 242 Tore und 411 Assists für unglaubliche 653 Punkte – und das in „nur“ 457 Einsätzen (die drittmeisten in 01.05.2024 Regensburg: Caritas Energiefonds zur Hälfte ausgeschöpft Steigende Energiekosten belasten Menschen mit geringem oder gar keinem Einkommen besonders stark. Aus diesem Grund hatte die Bundesregierung Ende 2022/Anfang 2023 eine sogenannte Energiepreispauschale ausgezahlt. Die fälligen Kirchensteuern aus diesen Zahlungen hat das Bistum Regensburg in einen Energiefonds fließen lassen. Die Caritas wurde mit der Verteilung der 3,3 Millionen Euro betraut. Rund die Hälfte ist 01.05.2024 SSV Jahn testet im Sommer bei der DJK Vilzing Die Pressemitteilung: Vereinbart hat das Testspiel Vilzing´s technischer Leiter Andreas Bugl, im Lager der Schwarzgelben freut man sich sehr auf den Testvergleich mit dem Oberpfälzer Fußballaushängeschild. „Der Jahn hat sich in den letzten zehn Jahren großartig entwickelt, uns freut und ehrt es sehr, dass wir den Verein bei uns als Gast begrüßen dürfen,“ informiert Abteilungsleiter 01.05.2024 ESV 1927: Emma Seiler schließt sich den Bunkerladies an Die Pressemitteilung: „Mit Emma bekommen wir eine Spielerin, die gern in die Tiefe geht und gerade auch im Tempospiel eine sehr gute Übersicht besitzt. Ihre Art Handball zu spielen, gibt uns neue Optionen“, sagt Bernhard Goldbach, Trainer des ESV 1927 Regensburg. „Emma hat beim Probetraining nicht nur sportlich einen sehr guten Eindruck hinterlassen, sondern sich