Di., 15.03.2022 , 21:04 Uhr

Teil der Einnahmen werden gespendet

Regensburg: Ukraine-Spezial bei der Kurzfilmwoche

Die Kurzfilmwoche Regensburg versteht sich als ein Festival, das die Strömungen der Gesellschaft und weltpolitische Dinge zum Thema macht. So zeigt es ein Online-Programm, das ein paar Hintergründe russischer Geschichte aufdeckt. Aus Solidarität zur Ukraine spendet das Festival zusätzlich einen Teil seiner Einnahmen an Hilfsorganisationen der Ukraine.

„Sandanimationen im Wandel der Zeit – Krieg & Frieden“

Im Rahmen der 28. Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg präsentiert Filmemacherin Alla Churikova zusammen mit Produzenten und Drehbuchautoren Dmitri Popov kostenfrei zwei ihrer Animationsfilme unter dem Motto „Sandanimationen im Wandel der Zeit – Krieg & Frieden: Russland – Georgien – Ukraine“.

Während im Krieg zwischen Russland und Georgien das Kloster Nikozi zerstört wurde (NIKOZI 2008), versucht man heute das Welterbe vor dem skrupellosen Angriffskrieg des russischen Regimes zu schützen. Während vor Jahren schon Atombomben heimlich getestet wurden (URAL), werden heute Atommeiler direkt beschossen und es tickt die Atomwarnuhr. Über diese jüngste Eskalation und die politische Lügen Russlands möchte das Festival (auf Basis der beiden Filme) mit Alla Churikova und Dmitri Popov sprechen.

 

NIKOZI 2008

Im Jahr 2008 zerstörten 32 Bomben das orthodoxe Kloster „Nikozi“ in Georgien. Damals herrschte Krieg zwischen Georgien und Russland und viele Menschen ließen ihr Leben, verloren Angehörige oder alles, was sie besaßen. Die Animationskünstlerin Churikova hat sich auf ihre künstlerische Weise dem Schicksal Nikozis angenommen. Ihr Mittel ist die Sandanimation und mit wenigen eindrucksvollen Bildern gelingt es ihr, die Geschichte des Dorfes und des Klosters vor, während und nach der Zerstörung zu zeigen. Viele Bilder sind Metaphern, stehen symbolisch und stellvertretend für das Leid jeden Krieges und für den Mut, auch danach mit dem Lebensalltag fortzufahren. Unterlegt sind die Bilder mit polyphonem Mönchsgesang, welcher der Atmosphäre zusätzliche Bedeutung verleiht. So verkörpert dieser wichtige und bedeutsame Film auch eine Stimmung der Sehnsucht und der Hoffnung auf den Frieden.

 

 

URAL

Wird eine Atombombe auch nur im Test gezündet, werden radioaktive Strahlen freigesetzt. Menschen und Tiere, die sich in unmittelbarer Nähe aufhalten, werden getötet oder schwer verletzt, die gesamte Umwelt einer katastrophalen Strahlenbelastung ausgesetzt.

In URAL erzählt die Filmemacherin zusammen mit dem Co-Drehbuchautor Dmitri Popov von einem solchen Atomtest, den die russischen Behörden in den 50ern Jahren durchführten — und über den sie die Bevölkerung nie informierten. Als Erzählerstimme und Perspektive wählt Churikova ihre eigene Erinnerung, die lebendig wird, als sie mit ihrem Kind zusammen an die Orte ihrer Kindheit im Ural reist. Sie will ihrem Kind zeigen, wo ihre Wurzeln liegen und erzählt dabei, wie ihre Familie Teil eines Staatsgeheimnisses wurde, denn ihr Vater nahm als Leutnant der Roten Armee an gefährlichen Atomtest teil.

Die einzelnen Bilder und Sequenzen gehen sanft ineinander über, die Sandanimationen erschaffen fast assoziativ wirkende Bilder. Dem gegenüber stehen die harten historischen Aufnahmen, teils fotografisch, teils filmisch aus den Archiven. Auf eine ganz milde, virtuose Weise lässt Churikova das Publikum in ein Stück Geschichte eintauchen. Das ist beeindruckendes Kurzfilmkino mit einer eigenen starken künstlerischen Handschrift und einer zeitlosen Aktualität.

 

Biographie: Alla Churikova

Die Animationskünstlerin wurde 1962 in Russland geboren, ist aber in Kiew (Ukraine) aufgewachsen und sie lebt seit 2000 in Deutschland. Ihre Ausbildung genoss sie an der Kiewer Nationale Universität für Bauwesen und Architektur (KISI) und an der Trickfilmschule beim Trickfilmstudio „Ukranimafilm“ in Kiew. Von 1988 bis 1999 arbeitete sie als Animatorin und Gestalterin beim staatlichen Studio Ukranimafilm und wirkte an ca. 20 Trickfilmproduktionen mit. Zusätzlich realisierte sie Animationen für diverse private Trickfilmproduktionen in der Ukraine, Russland, Polen und Japan.

Seit 2000 ist sie freie Regisseurin, Gestalterin, Animatorin und Backgroundartistin in Deutschland, arbeitet u. a. für Balance Film Dresden, Cartoon Film Berlin, Munich Animation, Trixter, MotionWorks Halle, Animoto, blue eyes Fiction, Black Forest Films. Daneben ist sie als Dozentin an diversen Hochschulen wie bspw. an der Filmakademie Baden-Württemberg, der Technischen Hochschule Deggendorf und der BAF – Bayerischen Akademie für Fernsehen tätig. 2007 gründete sie zusammen mit Dmitri Popov die Filmproduktion und Kunstschule Allanimation in München.

 

Biographie: Dmitri Popov

Dmitri Popov wurde 1963 in Moskau geboren und lebt seit 1991 in Deutschland. Er studierte an der Filmhochschule Moskau (VGIK) Filmwissenschaft und später an der Hochschule für Fernsehen und Film in München (HFF) Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik. Seit 2007 ist er Geschäftsführer und gemeinsam mit seiner Frau, Alla Churikova, Co-Inhaber der Trickfilmproduktion ALLANIMATION. Außerdem ist er seit 2015 Professor für Mediengestaltung und Kommunikation an der Hochschule Fresenius München. Dort lehrt er u.a. die Fächer Philosophie, Politik und Wirtschaft. Nebenbei ist er als Redakteur, Dozent, Projektmanager und Stoffentwickler bei zahlreichen Film- und Medienprojekten involviert.

 

Online-Special – Alla Churikova:

Link zum kostenfreien Programm unter: michael.fleig@kurzfilmwoche.de

Alle Informationen zum gesamten Programm auf www.kurzfilmwoche.de.

 

Insa Wiese/JM

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