Mi, 23.02.2022 , 17:20 Uhr

Regensburg: Neue Kälte-Iglous als mobile Notschlafplätze für Obdachlose

Der Winter trifft Obdachlose hart. Bei Minusgraden kann das Leben auf der Straße zum Kampf ums Überleben werden. Für Obdachlose, die nicht in die Notunterkunft möchten, gibt es nun Kälte-Iglous in Regensburg.

Ein Tunnelzelt dessen Wände aus isoliertem Schaumstoff sind, silbern, fünf Zentimeter dick: Das sind die neuen Kälte-Iglous (vom Hersteller geschrieben mit „ou“, um sie von den Iglus aus Schnee abzugrenzen) für Obdachlose in Regensburg. Wer künftig ein solches Iglou in der Stadt sieht, weiß, sie schützen einen obdachlosen Menschen vor Kälte, Wind und Regen.

„Die Iglous sind mobile Notschlafplätze, mit denen wir rasch und unkompliziert helfen können. Sie sind kein Ersatz für ein Bett und ein Dach über dem Kopf“,

sagt Brigitte Weißmann, Leiterin des Referats Soziale Beratung bei der Caritas Regensburg.

 

Stadt übergibt 20 Iglous an Caritas

Die Stadt Regensburg hat 20 Kälte-Iglous im Wert von insgesamt knapp 3000 Euro angeschafft und nun an die Caritas Regensburg übergeben.

„Ich hoffe, dass wir die Kälte-Iglous nicht oft einsetzen müssen. Aber sie machen uns reicher in der Bekämpfung von Armut“,

sagt die Regensburger Bürgermeisterin Astrid Freudenstein.

Das Anschaffen der Iglous verlief schnell und unbürokratisch: Kurz vor Weihnachten 2021 kam der Anstoß dafür aus der SPD-Stadtratsfraktion.

„Es war uns wichtig, dass wir das Projekt noch in diesem Winter starten. Auch jetzt kommen noch kalte Tage und vor allem Nächte“,

sagt Thomas Burger, SPD-Fraktionsvorsitzender.

 

Regensburg einer der ersten Städte Deutschlands

Regensburg ist eine der ersten deutschen Städten, die die Kälte-Iglous einsetzen. Die SPD-Stadträtin und sozialpolitische Sprecherin, Evelyn Kolbe-Stockert, hatte sie in der Stadt Euskirchen in Nordrhein-Westfalen im Einsatz gesehen und die Idee mit nach Regensburg gebracht.

Die Caritas Regensburg bewahrt die von der Stadt angeschafften Kälte-Iglous in der Notunterkunft NOAH – dein TagNachtHalt auf. Mitarbeiter wie der Streetworker Ben Peter verleihen sie, wenn nötig, an Obdachlose. Auch andere Träger der Obdachlosenhilfe wie Drugstop e.V. oder Rafael e.V. verleihen die Kälte-Iglous.

 

Vorteile des Iglous

Zwar gibt es in Regensburg die Caritas-Notunterkunft NOAH – dein TagNachtHalt mit ausreichend Schlafplätzen für Menschen ohne Obdach. Doch nicht jeder möchte – trotz Kälte − dort übernachten. Ein Grund ist beispielsweise das bundesweit geltende Alkohol- und Drogenkonsumverbot in solchen Einrichtungen. Für stark Suchtkranke stellt dies ein Hindernis dar, obwohl NOAH – dein TagNachtHalt alle Menschen ohne Obdach aufnimmt, ungeachtet möglicher Suchtprobleme. Ebenfalls hinderlich ist für manche der Mangel an Privatsphäre in einer Gemeinschaftsunterkunft.

„Die Kälte-Iglous sind nicht beheizt, erwärmen sich aber durch die körpereigene Wärme“,

sagt die Caritas-Referatsleiterin Brigitte Weißmann. Bis zu 18 Grad wärmer als draußen sei es laut Hersteller in dem mobilen Schlafplatz. Die Innenwände sind mit Aluminium beschichtet und dadurch auch gegen Brände geschützt. Idee und Design stammen von dem Franzosen Geoffrey de Reynal, für Herstellung und Vertrieb ist eine tschechische Firma zuständig. In Städten wie Prag oder Pilsen sind die Kälte-Iglous bereits seit längerem im Einsatz.

In Regensburg gibt es etwa zehn Obdachlose, die nicht in die Notunterkunft möchten, weiß Caritas-Streetworker Ben Peter. Er hält die Kälte-Iglous daher für eine notwendige Anschaffung.

„Damit können wir nun auch Menschen einen Schutz gegen Kälte anbieten, die wir mit dem Übernachtungsangebot in der Notunterkunft bislang nicht erreichen konnten“,

sagt Peter.

Kältetote habe es in Regensburg bislang glücklicherweise noch nicht gegeben. Damit das so bleibt, gibt es nun die mobilen Notschlafplätze.

Regensburg: Kälte-Iglous als mobile Notschlafplätze für Obdachlose
Der Winter ist schon fast rum – doch nachts gibt es immer wieder frostige Temperaturen. Davon sind in Regensburg vor allem Wohnungs- und Obdachlose betroffen, die draußen schlafen. Um diese vor der Kälte zu schützen, möchte die Stadt jetzt in Zusammenarbeit mit der Caritas Kälte-Iglous einsetzen.

 

Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Regensburg

In Regensburg leben rund 300 Menschen ohne Obdach (etwa 100 Obdachlose und 200 Wohnungslose), sprich: Sie haben keine Wohnung, in die sie abends heimkehren können. Die Gründe für Wohnungs- und Obdachlosigkeit sind vielfältig: eine schicksalhafte Erkrankung, die Trennung vom Partner oder der Partnerin, Streit mit der Familie und schließlich Drogen- oder Alkoholkonsum, der nur vermeintlich weiterhilft.

 

Das Caritas-Programm NOAH

NOAH richtet sich an wohnungs- oder obdachlose Menschen. Der Projektname NOAH steht für ein Niederschwelliges, Orstsnahes Angebot für Menschen ohne festen Wohnsitz, die ebenfalls Anspruch auf Heimat haben. Das Programm beinhaltet das NOAH-Mobil, die NOAH-Notunterkunft und das Kältetelefon, erreichbar unter 0175 14 55 669.

Das NOAH-Mobil fährt Hotspots und häufig genutzte Aufenthaltsorte von Obdachlosen an. Die Notunterkunft NOAH – dein TagNachtHalt liegt in der Landshuter Straße 49 in Regensburg. Dort gibt es aktuell 55 Schlafplätze für obdachlose Menschen (reduzierte Schlafplatzanzahl wegen Corona), 47 für Männer und acht für Frauen, zudem warmes Essen und Trinken.

Sie möchten mehr über die Caritas-Obdachlosenhilfe erfahren?

Dann lesen Sie auf dem Caritas-Jubiläumsblog, was die Leiterin der Notunterkunft, Barbora Pokorny, über ihre Arbeit erzählt: https://www.100jahrecaritas.de/aktuelles/ich-hoffe-wir-sehen-uns-nie-wieder

 

Caritas Regensburg/JM

 

Unser Beitrag zu NOAH

Hilfe für Obdachlose: NOAH-Mobil in Regensburg vorgestellt
Sie haben kein eigenes Zuhause... In der Pandemie setzten dann Lockdown und Kontaktbeschränkungen noch einen drauf. Kein leichtes Los also für Obdachlose in Regensburg. Das NOAH-Mobil will jetzt helfen und direkt zu den Obdachlosen kommen. Heute Nachmittag fiel der Startschuss für dieses Projekt.
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