Dass Jugendliche Schwarzfahren, ist ein eher häufig vorkommendes Delikt. Dass sich ein Jugendlicher mit einer geklauten Warnweste mit Polizeiaufschrift bei einer Fahrscheinkontrolle als Polizeibeamter ausgibt, dabei den Schaffner bedroht und Körperverletzungen begeht, ist dagegen eher selten. Dafür umso dreister.
Zugetragen hat sich der Vorfall am Sonntagvormittag (15. November) am Haltepunkt Altenstadt an der Waldnaab. Ein Zugbegleiter (ZUB) kontrollierte am Haltepunkt Altenstadt zwei junge Männer, wovon einer in einem orangefarbenen Vorhang eingehüllt im Abteil lag. Auf die Frage nach einer Fahrkarte sprang der Jüngere der beiden auf, entledigte sich der Gardine und deutete an Polizeibeamter zu sein. Dabei zeigte er vielsagend auf eine gelbe Warnweste mit der Aufschrift POLIZEI, die er unter der Gardine trug. Dem Zugbegleiter war schnell klar, dass es sich um keinen Polizeibeamten handelte. Da eine Kommunikation mit keinem der beiden Personen möglich war, sie sich zudem sehr aggressiv zeigten, den Zugbegleiter bedrohten und mit Füßen nach ihm traten, verzichtete dieser auf weitere Maßnahmen, sondern schloss sie lediglich von der Weiterfahrt aus.
Zeugen beobachteten, dass die Beiden anschließend einen Zug nach Weiden bestiegen. Die vom Vorfall verständigte Notfallstelle der Deutschen Bahn informierte zwischenzeitlich die Bundespolizeiinspektion Waidhaus. Beamte der dortigen Dienststelle trafen die beiden Schwarzfahrer dann auch am Bf Weiden an.
Die ersten Ermittlungen ergaben schnell, dass die beiden Personen bereits am Vortag durch Beamte der Bundespolizeiinspektion Waldmünchen wegen Leistungserschleichung (Schwarzfahren) und Betrug beanzeigt worden waren. Die weiteren Ermittlungen übernahmen deshalb Bundespolizisten aus Waldmünchen.
Demnach handelt es sich um einen 14- und einen 18-jährigen ungarischen Staatsbürger. Beide wollten am Samstagnachmittag von Ungarn kommend über Prag nach München reisen und wurden auf der Strecke Furth im Wald – Schwandorf bereits ohne Fahrschein angetroffen. Dabei hatten sie sich in einem Abteil unter den Sitzen versteckt. Die Beamten nahmen die beiden Schwarzfahrer am Bahnhof in Schwandorf aus dem Zug, um im dortigen Dienstzimmer eine Anzeige wegen Leistungserschleichung und Betrug zu fertigen.
Nach Ende der Sachbearbeitung nutzte der 14-Jährige beim Verlassen des Dienstraumes die Gelegenheit, unbemerkt eine Warnweste mit der Aufschrift POLIZEI an sich zu nehmen. Gegen Mitternacht fuhren sie mit dem Zug in Richtung Nürnberg weiter. Auch diesmal wieder ohne Fahrschein. In Sulzbach-Rosenberg verließen sie den Zug und verschafften sich Zugang in einen Aufenthaltsraum der DB AG, um dort die Nacht zu verbringen. Hier entwendeten sie ein TV-Gerät, einen dazugehörigen Receiver und diverse kleinere Gegenstände. Das Diebesgut wickelten sie in ebenfalls gestohlene Vorhänge und fuhren mit dem Zug weiter in Richtung Altenstadt. Dort kam es dann zur Kontrolle und den bereits angesprochenen weiteren Vorfällen. Ein Großteil des Diebesgutes konnte am Bahnhof Weiden durch die Bundespolizei aufgefunden und der DB AG zurückgegeben werden.
Die Strafanzeige gegen die beiden jungen Männer, die ohne festen Wohnsitz sind, ist ziemlich umfangreich: Diebstahl in einem besonders schwerem Fall, Erschleichen von Leistungen, Körperverletzung und Amtsanmaßung.
Den 18-Jährigen lieferte die Bundespolizei auf richterlichen Beschluss in die JVA Amberg ein, den 14-Jährigen überstellte die Bundespolizei an das zuständige Jugendamt in Weiden.
Mittlerweile hat sich der straffällige Jugendliche aber der Aufsicht des Jugendamts entzogen und ist in Hamburg erneut straffällig geworden. Kurzzeitig war er dort in der Obhut des Kinder- und Jugendnotdienstes. Doch auch dieser Betreuung hat er sich bereits wieder entzogen. Die dortige Justiz fahndet jetzt nach dem mehrfach straffälligen Jugendlichen.
PM/MF