Do., 18.09.2025 , 13:41 Uhr

Anklagen erhoben

Nürnberg/München/Regensburg: Schwarzmarkt-Handel mit Covid-19-Medikament Paxlovid – Zwei Beschuldigte in Haft

Am 17. Juli 2025 gab es 16 Durchsuchungen und zwei Haftbefehle in mehreren bayerischen Städten - darunter auch Regensburg. Bei mehreren Apothekern, Apothekenmitarbeitern und Zwischenhändlern besteht der Verdacht des unerlaubten Handels mit dem verschreibungspflichtigen Medikament Paxlovid sowie der Untreue im großen Stil. Zwei Personen wurden verhaftet. Der mutmaßlichen Schaden wird auf rund 2,6 Millionen Euro geschätzt.

Update vom 18. September: Anklagen erhoben

Wegen des Verdachts des unerlaubten Handels mit dem Corona-Medikament Paxlovid sind acht Menschen angeklagt worden. Zwei der Angeschuldigten sitzen in Untersuchungshaft, wie die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg mitteilte.

Bei den Angeschuldigten handelt es sich um Apotheker aus München, Nürnberg, Regensburg und Forchheim sowie Mitarbeiter in Apotheken und einen Zwischenhändler. Sie sollen 2022 und 2023 das Medikament Paxlovid bestellt haben, um es anschließend «außerhalb des vorgegebenen Verteilungsmechanismus» auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Dadurch soll ein Schaden von insgesamt rund drei Millionen Euro entstanden sein. Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Erstmeldung

Am 17. Juli 2025 vollzogen Ermittler der Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) gemeinsam mit der Kriminalpolizei 16 Durchsuchungen und zwei Haftbefehle in mehreren bayerischen Städten. Die Maßnahmen fanden im Rahmen mehrerer Ermittlungsverfahren unter anderem in München, Bamberg und Regensburg statt. Im Fokus steht der Verdacht des unerlaubten Handels mit dem verschreibungspflichtigen Medikament Paxlovid sowie der Untreue. Zwei Personen wurden vom Amtsgericht Nürnberg in Untersuchungshaft genommen. Es geht um einen mutmaßlichen Schaden von rund 2,6 Millionen Euro.

Verdacht auf illegalen Handel mit Paxlovid

Im Zentrum der Ermittlungen stehen Apotheker, Apothekenmitarbeiter sowie Zwischenhändler, die laut der ZKG in Nürnberg im Jahr 2023 wiederholt das Medikament Paxlovid in größerem Umfang bestellt haben sollen – angeblich zur Weitergabe an Patienten. Tatsächlich sollen sie es jedoch an Zwischenhändler auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. Die Behörden gehen davon aus, dass fast 10.000 Packungen des Medikaments ohne Rezept und ohne Großhandelserlaubnis gewinnbringend weiterverkauft wurden.

Hohe Nachfrage in China führte zu Schwarzmarkt

Hintergrund des mutmaßlichen illegalen Handels ist eine stark gestiegene Nachfrage nach Paxlovid in China Ende 2022. Dort fehlte eine staatlich organisierte Versorgung mit antiviralen Medikamenten, was einen Schwarzmarkt entstehen ließ. Auch in Deutschland wurde deshalb nach Möglichkeiten gesucht, Paxlovid zu beschaffen. Auch in Deutschland wurde deshalb nach Möglichkeiten gesucht, Paxlovid zu beschaffen – trotz gesetzlichem Export- und Handelsverbot.

Medikament sollte kostenlos abgegeben werden

Paxlovid wurde Anfang 2022 in Deutschland zur Behandlung von Covid-19 zentral beschafft. Ziel war es, infizierten Patienten das Medikament kostenlos über Apotheken zur Verfügung zu stellen – bei Vorlage eines ärztlichen Rezepts. Großhandel und Apotheken erhielten eine Aufwandsentschädigung aus Bundesmitteln. Es war keine Abrechnung über Krankenkassen vorgesehen, Zuzahlungen durch Patienten entfielen vollständig.

Ermittlungen durch Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums ausgelöst

Der Fall kam ins Rollen, nachdem das Bundesministerium für Gesundheit bei Prüfungen Auffälligkeiten feststellte und die ZKG informierte. In der Folge kam es am 17. Juli 2025 zu einem großangelegten Zugriff in München, Regensburg und Bamberg, bei dem rund 100 Polizisten und vier Staatsanwälte im Einsatz waren. Neben 16 Durchsuchungen wurden auch zwei Haftbefehle vollzogen. Dabei wurden Unterlagen und Datenträger sichergestellt, deren Auswertung nun bevorsteht.

Vorwurf: Untreue und illegaler Großhandel mit Arzneimitteln

Den Beschuldigten wird insbesondere Untreue sowie vorsätzlicher unerlaubter Großhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vorgeworfen. Zudem sollen sie einen Arzneimittelgroßhandel ohne die erforderliche Erlaubnis betrieben haben. Die Beschuldigten gelten bis zu einer möglichen rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig.

Über die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG):

Die ZKG ist bayernweit zuständig für im Zusammenhang mit der Berufsausübung begangenen Korruptions- und Vermögensstraftaten von Angehörigen der Heilberufe, die für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung benötigen.

Neben erfahrenen und spezialisierten Staatsanwälten sind bei der ZKG IT-Spezialisten, Fachkräfte für Abrechnungswesen im Gesundheitsbereich und eine Buchhaltungsfachkraft tätig. Dieser interdisziplinäre Ansatz ermöglicht eine effektive Verfolgung von Straftaten im Gesundheitswesen.

Die Zuständigkeit der ZKG umfasst das gesamte Ermittlungs- und Strafverfahren. In den von der ZKG geführten Verfahren nimmt diese auch die Aufgaben der Vollstreckungsbehörde wahr.

Im Rahmen ihrer Zuständigkeit nimmt die ZKG anonyme Hinweise auf Straftaten unter der URL: https://zkg.integrityline.app/ entgegen.

 

ZKG / GenSTA Nürnberg / dpa / JM

 

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