Di, 12.01.2016 , 09:10 Uhr

Missbrauchsfälle bei Domspatzen: "Generalvikar soll zurücktreten"

Nachdem vergangene Woche Rechtsanwalt Ulrich Weber seinen Zwischenbericht im Fall der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen vorstellte, fordert nun Fritz Wallner, stellvertretender Vorsitzender der Laienverantwortung Regensburg, den Rücktritt von Generalvikar Michael Fuchs.

Diesen Leserbrief hat uns Fritz Wallner zukommen lassen:

 

„Die Domspatzen stehen vielleicht vor der größten Herausforderung in ihrer 1000-jährigen Geschichte. Weil sich über Jahrzehnte hinweg unverantwortliche „Erzieher“ oft unglaubliche Übergriffe auf Buben geleistet haben, müssen die derzeit Verantwortlichen des weltberühmten Chores und der damit verbundenen Schule die Suppe auslöffeln, die ihnen Herren eingebrockt haben, die während ihrer Dienstzeit und auch danach besonderes Ansehen hatten.

Jetzt sind die Konsequenzen zu ziehen.  Die wichtigste ist der Rücktritt von Generalvikar Michael Fuchs. Er muss zurücktreten, weil er in besonderer Weise für das „System Müller“  in der Diözese Regensburg steht. Dieses System des ehemaligen Bischofs und jetzigen Kardinals Dr. Gerhard Ludwig Müller hat sich selbst für allmächtig erklärt und sich über alle Erkenntnisse der modernen Kommunikation und des gegenseitigen Respekts hinweggesetzt. Müller hat sich aus dem Staub gemacht, ist weit weg in Rom, weist alles von sich und kann nicht belangt werden, was sehr bedauerlich ist. Fuchs trägt als Vertreter des Bischofs, und damit als wichtiger Teil dieses Systems, Mitverantwortung dafür, dass die Aufklärung der Missbrauchsfälle über Jahre hinweg verzögert oder sogar verhindert wurde, obwohl  dem Vernehmen nach die heutige Leitung des weltberühmten Chores schon vor Jahren auf Aufklärung gedrängt hat. Mit dem Rückzug des Generalvikars  wird für die Öffentlichkeit klar, dass das heutige Schlamassel nicht von der jetzigen Leitung der Domspatzen, sondern von der Leitung des Bistums Regensburg verursacht worden ist. Diese Klarstellung der Verantwortlichkeit kann für die Domspatzen überlebenswichtig sein.

Viele Jahre könnte die Aufklärung bereits voll in Gang oder gar abgeschlossen sein, wenn nicht Müller und Fuchs für immer neue Ausflüchte, Verniedlichungen und Verzögerungen gesorgt hätten. Es erscheint geradezu als Hohn, dass Generalvikar Fuchs neuerlich wieder einem beratenden Kuratorium angehören wird, welches das weitere Vorgehen planen soll.

Die Diözese Regensburg braucht bei diesem Thema einen weiteren neuen Impuls! Rechtsanwalt Weber scheint bereits gute Arbeit geleistet zu haben. Damit auch die Arbeit der Diözesanleitung in Zukunft objektiv betrachtet und in diese Arbeit Vertrauen gesetzt werden kann, braucht es auch einen personellen Neuanfang. Bischof Voderholzer ist jetzt gefordert. Es spricht für ihn, dass er das Gespräch mit Opfern gesucht hat. Doch jetzt muss er personelle Konsequenzen ziehen, um die Domspatzen aus der Schusslinie zu nehmen und er muss klar erklären, dass für das –im Anschluss an die schlimmen Verfehlungen vor Jahren – entstandene Desaster nicht die heutige Domspatzenführung die Verantwortung trägt, sondern die Leitung der Diözese Regensburg.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Regensburger Domspatzen durch die Missbrauchsfälle damals und das ungeschickte Verhalten der Diözesanleitung in der jüngsten Zeit nicht dauerhaft Schaden nehmen. Denn die Regensburger Domspatzen sind nicht nur ein Aushängeschild für die Stadt und die Region, sondern sie sind musikalisch Weltklasse. Und das soll auch in den nächsten Jahrhunderten so bleiben!“

 

pm/LS

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