Fr., 13.11.2020 , 09:52 Uhr

Minus 7,2 Milliarden bis 2021 - Corona kommt Bayern teuer zu stehen

Dem Freistaat Bayern drohen wegen der seit März andauernden Corona-Krise für das laufende und das kommende Jahr heftige Steuerverluste in Milliardenhöhe. Nach der am Donnerstagabend erstellten Schätzung muss der Staatshaushalt 2020 einen Rückgang um rund 3,5 Milliarden Euro im Vergleich zur Schätzung im vergangenen Herbst - also vor der Corona-Krise - verkraften. Für 2021 wird mit einem Minus von 3,7 Milliarden Euro gerechnet.

«Die jüngsten Schätzungen fallen leicht besser aus, als noch im September befürchtet», sagte Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München zur regionalisierten November-Schätzung. Auch wenn das prognostizierte Minus bei den Einnahmen damit geringer sei als noch im September befürchtet, wird angesichts der Zahlen für das kommende Haushaltsjahr wohl kein Weg an einer erneuten Neuverschuldung in Milliardenhöhe vorbeigehen. Hierfür muss erneut die Schuldenbremse außer Kraft gesetzt werden.

Für 2020 korrigierten die Schätzer im Vergleich zum September die Verluste um 685 Millionen Euro nach unten, für 2021 um 350 Millionen Euro. «Wir werden wegen der Steuerausfälle im Haushalt 2021 nicht mit mehr Schulden kalkulieren müssen, als zuletzt geplant», sagte Füracker. Dank der soliden Finanzpolitik sei der Haushalt in der schwierigen Phase stabil. «Wir setzen weiter auf Zukunftsinvestition statt blindem Ansparen oder gar Steuererhöhungen.»

Bereits die Vorausberechnung im Mai und die wegen der Pandemie zusätzlich erstellte Prognose im September hatten Bayern heftige Steuerverluste in Milliardenhöhe vorausgesagt. Wenige Tage vor der Klausur der Staatsregierung zur Aufstellung des Haushalts für das kommende Jahr zeichnet sich nun wie im Bund zumindest ab, dass die finanziellen Folgen wegen des starken dritten Quartals am Ende nicht ganz so schlimm sein dürften, wie zwischenzeitlich befürchtet. Unklar ist aber auch, wie sich die Steuereinnahmen real verändern, wenn der aktuelle Teil-Lockdown auch noch im Dezember gelten würde.

Gleichwohl ist dies für Bayern, immerhin der Steuerprimus unter den Bundesländern, die historisch schlechteste Steuerschätzung. Zum Vergleich: Nach dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise beliefen sich die geschätzten Einnahmerückgänge zwischen Herbst 2008 und Mai 2009 auf rund 1,5 Milliarden Euro.

In der kommenden Woche will die Staatsregierung bei einer Klausur ihren Entwurf für den Etatplan 2021 festlegen. Füracker hatte bereits nach der Zusatz-Steuerschätzung im September erklärt, es wäre «unredlich, in dieser Situation zu sagen, Bayern müsse keine Kredite aufnehmen». Wie hoch die Neuverschuldung am Ende tatsächlich ausfallen wird, ist aber offen. Fakt ist aber auch, dass sich der Freistaat bereits vor wenigen Wochen mit den kommunalen Spitzenverbänden für 2021 auf eine erneuten Rekord-Finanzausgleich geeinigt hat: 10,3 Milliarden Euro stehen damit schon mal im Etatplan auf der Ausgabenseite fest.

Für die FDP im Landtag steht unterdessen wegen der leicht besseren Steuerprognose im Vergleich zum September schon fest, dass Bayern im kommenden Jahr einen Haushalt ohne Neuverschuldung stemmen kann. «Gerade weil die Spielräume aus den beiden Nachtragshaushalten in diesem Jahr noch nicht vollständig ausgeschöpft sind, fordere ich die bayerische Staatsregierung auf, im Entwurf für 2021 auf neue Schulden zu verzichten. Das wäre ein klares Zeichen für eine solide Finanzpolitik», sagte der finanz- und haushaltspolitische Sprecher der Fraktion, Helmut Kaltenhauser. Zudem sei er sich sicher, dass die Aussicht auf einen Impfstoff die Wirtschaft zusätzlich stärken werde.

Nach vielen Jahren, in denen Bayern sogar Altschulden zurückzahlen konnte, wäre 2021 dann nach diesem Jahr das zweite Jahr in Folge, in dem der Freistaat sich frisches Kapital beschaffen muss. Ende 2019 stand Bayern mit rund 27 Milliarden Euro bei Geldgebern in der Kreide. Auch in diesem Jahr werden die Löcher im Staatshaushalt und die milliardenschweren Hilfsprogramme wegen der Corona-Krise über neue Schulden ausgeglichen werden - der Landtag hat dafür in diesem Jahr eine Schuldenaufnahme von bis zu 20 Milliarden Euro genehmigt.

Dabei kommt Bayern immerhin zu Gute, dass der Freistaat bei Kreditgebern ein hohes Ansehen genießt und daher auf dem Finanzmarkt sehr gute Konditionen für Geldleihen erhält. So wurde ihm im September von der Agentur «Standard & Poor's» erneut das Spitzenrating «AAA/A-1+» mit stabilem Ausblick bescheinigt. Es ist das einzige Bundesland mit der Höchstbewertung. Gründe dafür sind Bayerns beachtliche Rücklagen, die große Wirtschaftskraft und die auf die Einwohnerzahl vergleichsweise geringe Verschuldung.

Der Arbeitskreis Steuerschätzung kommt eigentlich zweimal im Jahr zusammen, im Frühjahr und Herbst. Weil die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Frühjahr allerdings schlecht abzuschätzen waren, wurde für September eine außerordentliche Sitzung eingeschoben.

dpa

 

Videos zum Thema Coronavirus

21.09.2023 01:05 Min Donaustauf: Landesverband für Post-Covid 19 gegründet Heute ist daran nicht mehr zu denken, aber im September vor zwei Jahren war unser Alltag noch von der 2 und 3G Regel geprägt. Corona liegt für manche weit zurück, für andere ist es noch jeden Tag präsent. Die Rede ist von den Folgen der Erkrankung. In Donaustauf gibt es ja schon eine Bilanz, die 18.09.2023 04:00 Min Corona- und Grippeimpfungen sinnvoll? Experte im Gespräch Auch wenn es immer noch warm ist, der Sommer neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Das bedeutet, langsam beginnt die Erkältungs- und Grippezeit. Und leider gibt es ja auch immer noch das Corona-Virus. Wie sinnvoll ist es, sich impfen zu lassen? Darüber hat Martin Lindner mit Richard Leberle gesprochen. Der Mediziner war Leiter des Regensburger 13.09.2023 01:20 Min Regensburg: Corona- und Grippeimpfungen, Ja oder Nein? Mit dem Herbst steht auch die Erkältungs- und Coronazeit bevor. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) rät zu Impfungen. Wir wollten wissen, ob sich die RegensburgerInnen schon Gedanken dazu gemacht haben… 13.06.2023 00:36 Min Bayern: Anstieg im bayerischen Gastgewerbe im April Der Umsatz im bayerischen Gastgewerbe ist stärker als noch 2022. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik. 28.02.2023 00:24 Min Bayern: Corona-Testzentren schließen Ab Morgen haben die öffentlichen Corona-Testzentren in Bayern geschlossen. 01.02.2023 00:30 Min Bayern: Weitere Maskenpflichten fallen Ein Thema, das in den letzten Jahren für viel Aufregung und Demonstrationen gesorgt hat, war die Corona-Pandemie. Besonders über die Maskenpflicht wurde viel debattiert. Jetzt fallen immer mehr Maßnahmen weg – auch in Bayen.

 

Weitere Meldungen zum Thema

13.07.2025 Roding: Unberechtigt auf Dachboden genächtigt In Roding wurde am 13. Juli ein 59-Jähriger auf dem Dachboden eines Mehrfamilienhauses beim unbefugten Nächtigen angetroffen, festgenommen und nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wieder entlassen – ihn erwartet nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. 26.01.2025 Regensburg: Tödlicher Verkehrsunfall auf der A3 Auf der A3 bei Regensburg kam es heute in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Verkehrsunfall mit einem Toten und mehreren Verletzten. 24.01.2025 Bayern: Laut Gerlach gut für künftige Pandemien gewappnet Fünf Jahre nach der ersten bestätigten Corona-Infektion zieht Bayerns Gesundheitsministerin eine positive Bilanz der daraus gezogenen Konsequenzen - anders als Jens Spahn. 12.12.2024 Regensburg: Einbruch in Juweliergeschäft – Zeugen gesucht In Regensburg wurden bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft über 80 Schmuckstücke gestohlen. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet die Bevölkerung um Hinweise. 01.12.2024 Oberhinkofen: Drei Verletzte nach Frontalzusammenstoß Am Samstag, den 30. November 2024, ereignete sich gegen 13:15 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall in Oberhinkofen, Gemeinde Obertraubling, bei dem drei Menschen verletzt wurden. Der Unfall geschah auf der Kreisstraße R19 kurz hinter dem Ortsausgang. Unfallhergang Ein 91-jähriger Autofahrer aus dem Landkreis Regensburg war in Richtung Regensburg unterwegs, als er aus bislang ungeklärter Ursache auf 31.10.2024 Bayern: 16.500 Firmen verpassen Frist für Corona-Hilfen-Abrechnung Rund 16.500 bayerische Unternehmen haben trotz einer zusätzlichen einjährigen Frist keine Schlussabrechnung für die Corona-Hilfen des Bundes eingereicht. Dies gab die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern bekannt. Betroffene Unternehmen sind nun verpflichtet, den gesamten Corona-Zuschuss plus Zinsen zurückzuzahlen. Firmen, die jedoch eine Fristverlängerung beantragt haben, können ihre Abrechnung im Rahmen eines Anhörungsverfahrens bis

Das könnte Dich auch interessieren

24.01.2025 Bayern: Laut Gerlach gut für künftige Pandemien gewappnet Fünf Jahre nach der ersten bestätigten Corona-Infektion zieht Bayerns Gesundheitsministerin eine positive Bilanz der daraus gezogenen Konsequenzen - anders als Jens Spahn. 02.12.2025 Bayern: Schülerstreiks gegen neues Wehrdienstgesetz Im Rahmen eines bundesweiten Schulstreiks wollen Jugendliche am Freitag in zahlreichen Städten im Freistaat – darunter München, Nürnberg, Augsburg, Landshut, Rosenheim, Eichstätt und Kempten – gegen eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht demonstrieren. Auf der zentralen Aktionsseite schulstreikgegenwehrpflicht.com heißt es: „Wir wollen nicht ein halbes Jahr unseres Lebens in Kasernen eingesperrt sein, zu Drill und Gehorsam 19.11.2025 Bayern: Deutlich weniger Asylanträge in 2025 Wie das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, lag der Rückgang bei 58 Prozent. 2024 hatten noch etwa 27.600 Personen einen Antrag gestellt. Weniger Bewohner in Asylunterkünften Mitte November lebten laut Ministerium noch etwa 126.000 Menschen in den bayerischen Asylunterkünften – rund 12.000 weniger als zu Jahresbeginn. Auch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 12.11.2025 Bayern: Über 48.000 Cybercrime-Anzeigen registriert Bayern sieht sich weiter einer massiven Gefahr durch Cyberangriffe ausgesetzt. Laut dem Bericht zur Cybersicherheit in Bayern 2025, der in München vorgestellt wurde, wurden im letzten Jahr mehr als 48.000 Fälle von Cybercrime angezeigt. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte: „Nach der polizeilichen Kriminalstatistik wurden in Bayern im zurückliegenden Berichtszeitraum über 48.000 Fälle von Cybercrime zur