Fr, 08.01.2016 , 09:23 Uhr

"Meister statt Master" - Umdenken gefordert

Angesichts des wachsenden Ungleichgewichts auf dem bayerischen Ausbildungsmarkt setzt der Chef der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA), Markus Schmitz, auf einen Mentalitätswandel bei jungen Leuten. «Ich glaube, in den nächsten zwei Jahren wird es darum gehen müssen, den Wert der dualen Ausbildung wieder deutlicher zu machen – nach dem Motto «Meister statt Master», sagte Schmitz in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Eine duale Ausbildung sei keineswegs eine Einbahnstraße: «Wer eine Meisterprüfung hat, kann auch dann wieder in die Hochschule reinwechseln», erinnerte Schmitz. Und auch die Einkommenschancen seien für Fachkräfte mit einer dualen Ausbildung nicht die schlechtesten. Meister und Master müssten endlich gleichberechtigt nebeneinandergestellt werden. «Ich glaube, da müssen wir auch ein bisschen im Kopf Umparken lernen», sagte Schmitz.

Nach seinen Angaben hat sich der Ausbildungsmarkt in Bayern in den vergangenen Jahren deutlich zugunsten der Lehrstellenbewerber verändert. «Die Marktmacht der Bewerber ist stärker geworden», beschreibt er die Lage. Ende September hätten 874 unversorgte Bewerber 10 737 unbesetzten Lehrstellen gegenübergestanden. «Wir werden auf lange Sicht einen Ausbildungsplatzüberhang haben», erwartet Schmitz.

Noch unausgewogener sei die Lage in Regensburg. Dort seien am Ende des Berufsberatungsjahres 2014/2015 lediglich 10 Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche leer ausgegangen. In der Oberpfalz kamen auf einen Lehrstellenbewerber fast 50 unbesetzte Lehrstellen. «In der Region wird der Markt von Unternehmen leer gesaugt wie von einem Hochleistungsstaubsauger», sagte Schmitz.

Mit deutschen Jugendlichen allein sei das Problem daher nicht zu schaffen, ist Schmitz überzeugt. Seine «Doppelstrategie» setzt daher zusätzlich auf die Mobilisierung von jungen EU-Zuwanderern und Flüchtlingen. Im Jahr 2016 dürften etwa 4000 bis 5000 geflüchtete junge Menschen die Förderklassen in den Berufsschulen verlassen.

Wie sich bei Probepraktika gezeigt habe, seien diese Jugendlichen motiviert und handwerklich geschickt. «Aber der Industrialisierungsgrad ist in den Herkunftsländern nicht so groß wie bei uns. Deswegen stehen die erst mal mit großen Augen vor einer CNC-Fräsmaschine», berichtet Schmitz. «Aber ich glaube, wenn wir da gut reininvestieren, werden wir vielleicht noch nicht morgen, aber übermorgen, durchaus interessierte Jugendliche haben, die aus meiner Sicht auch eine Affinität zu Handwerksberufen haben.»

dpa

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