Mo, 01.04.2019 , 13:35 Uhr

Mehr Verletzte bei Angriffen von Flüchtlingen in Amberg

Bei den Angriffen von Flüchtlingen auf Passanten Ende 2018 in Amberg sind mehr Menschen verletzt worden als bislang bekannt. Nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei vom Montag trugen 15 Menschen in der Innenstadt Verletzungen davon. Die Ermittler hatten zunächst von zwölf Verletzten gesprochen.

Die meisten Menschen wurden bei den Angriffen leicht verletzt. Unter den Opfern der Männer aus Afghanistan und dem Iran waren auch Bürger, die Menschen zur Hilfe eilten. Die Ermittler zählten insgesamt 21 Geschädigte, die von den jungen Männern angegriffen worden waren.

Inzwischen seien die Ermittlungen abgeschlossen, hieß es weiter. Die Tatverdächtigen säßen weiter in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hatte vergangene Woche Anklage erhoben. Den Männern wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, drei von ihnen auch Beleidigung.

 

Die Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberpfalz:

Ende Dezember 2018 kam es zu verschiedenen Körperverletzungsdelikten durch eine kleine Gruppe von Asylbewerbern in Amberg, welche bundesweit für Schlagzeilen sorgten. Am 01.04.2019 fand bei der Polizei in Amberg eine gemeinsame Pressekonferenz der Kriminalpolizeiinspektion Amberg und der Staatsanwaltschaft Amberg statt. Hier wurden die wichtigsten Ergebnisse der Ermittlungen, welche nun zu einer Anklageerhebung geführt haben, dargelegt.

Leitender Oberstaatsanwalt Joachim Diesch, Staatsanwalt als Gruppenleiter Oliver Wagner, beide von der Staatsanwaltschaft Amberg, und Kriminaloberrat Gerhard Huf, Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Amberg, stellten am 01.04.2019 um 10.00 Uhr in Amberg die Ergebnisse der abgeschlossenen Ermittlungen zu dem Gesamtkomplex vom 29.12.2018 in Amberg dar.

Kriminaloberrat Gerhard Huf:

„Besonders die gezeigte Zivilcourage der einschreitenden Bürger ist hervorzuheben und verdient höchsten Respekt und Anerkennung! Auch die Mitarbeit der Bevölkerung im Nachgang durch Zeugenhinweise und durch das zur Verfügung stellen von Videomaterial hat in hohem Maße zur Aufklärung der Tatkomplexe beigetragen.“

Zusammenfassend berichteten die Ermittler, dass am Samstag, den 29.12.2018, im Zeitraum zwischen 18.40 Uhr und 20.52 Uhr vier Beschuldigte verschiedene Straftaten zum Nachteil von insgesamt 21 Personen begangen haben sollen. Diese Tatvorwürfe, bestehend aus 25 Einzelstraftaten, wurden polizeilicherseits in fünf Tatkomplexe gegliedert. Zu den Taten zählten Beleidigungen, Sachbeschädigungen, Nötigungen sowie einfache und gefährliche Körperverletzungen. Zudem wurden Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz angezeigt.

Beschuldigte

Beschuldigt werden vier junge Asylbewerber, darunter drei Männer mit afghanischer Staatsangehörigkeit im Alter von 17-, 18- und 19 Jahren und ein Mann mit iranischer Staatsangehörigkeit im Alter von 18 Jahren (zur Tatzeit 17 Jahre alt). Alle befinden sich derzeit noch in Untersuchungshaft.

Zusätzlich wird in diesem Zusammenhang ein 18-jähriger Mann mit afghanischer Staatsangehörigkeit als Beschuldigter geführt. Gegen ihn wird wegen einer Beleidigung ermittelt. Er war nach den gegenwärtigen Ermittlungen nicht in die tätlichen Übergriffe involviert und befindet sich nicht in Haft.

Tatkomplexe

Alle folgenden fünf Tatkomplexe haben gemein, dass sie nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen nicht geplant waren und es offenbar keine Vorbeziehungen zwischen den Tätern und den Opfern gab.

In einem ersten Tatkomplex, welcher gegen 18.40 Uhr begann und etwa zehn Minuten dauerte, wurden sechs Straftaten begangen. Es handelte sich dabei um einfache und gefährliche Körperverletzungen und Beleidigungen, welche sich am Bahnsteig, in der Bahnhofshalle und am Bahnhofsvorplatz des Amberger Bahnhofs ereigneten.

Danach flüchteten die Tatverdächtigen, hielten sich im Bereich des Stadtgrabens auf und begingen über eineinhalb Stunden keine weiter bekannt gewordenen Straftaten.

Nach dieser Pause wurden ab 20.30 Uhr weitere Taten begangen, welche durch die Kriminalpolizei in vier Tatkomplexe gegliedert wurden. Die letzten Angriffe ereigneten sich im Bereich Schanzgäßchen.

Gegen 21.04 Uhr gelang dort durch eine Polizeistreife der Polizeiinspektion Amberg die Festnahme der vier Beschuldigten. Die Polizeibeamten wurden beleidigt und mittels Schlägen tätlich angegriffen. Zudem wurden bei einer Person eine geringe Menge Cannabis aufgefunden.

Ermittlungen der Kriminalpolizei Amberg

Durch die verschiedenen Handlungen wurden 21 Personen geschädigt, darunter vier Polizeibeamte. Körperliche und teilweise psychische Schäden erlitten davon 15 Personen. Die Verletzungsmuster reichen von Prellungen über Hämatome. Auch Spätfolgen wie Schlafstörungen wurden registriert. Ein Geschädigter musste mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung zwei Nächte stationär im Klinikum Amberg verbleiben. Die Polizei hat dafür entsprechende Nachsorgemaßnahmen getroffen und Hilfsangebote unterbreitet.

Festzuhalten bleibt, dass die Taten nach dem zweiten Agieren der Täter schnell durch die polizeiliche Festnahme unterbunden wurden. Die Beschuldigten wurden daraufhin auch körperlich untersucht. Dadurch wurde festgestellt, dass sie bei der Tatbegehung unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen standen. Dieser Einfluss förderte möglicherweise auch die situationsbedingte Tatbegehung.

Die Ermittlungen im Nachgang können als sehr umfangreich bezeichnet werden. Es musste eine nahezu dreistelligen Anzahl an Personen vernommen werden. Dazu mussten auch eine Vielzahl von sogenannten Wahllichtbildvorlagen erstellt und durchgeführt werden. Die Sichtung und Auswertung zahlreicher Videoaufnahmen war ebenso erforderlich.

Durch all diese Maßnahmen ist es den Ermittlern der Kriminalpolizeiinspektion Amberg nun gelungen, den Tatablauf zu rekonstruieren, eine beweiskräftige Strafverfolgung zu gewährleisten und die Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaft Amberg zur juristischen Aufarbeitung zuzuleiten.

Leitender Oberstaatsanwalt Joachim Diesch teilte mit: „Die Staatsanwaltschaft Amberg hat vergangene Woche beim Jugendschöffengericht in Amberg gegen vier Angeschuldigte Klage in dieser Sache erhoben.“

dpa

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