Mitarbeiter des Krematoriums in Regensburg sollen bei Feuerbestattungen auch Körperteile anderer Menschen mitverbrannt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen Verstößen gegen das Abfallwirtschaftsgesetz und möglicher Störung der Totenruhe in rund 200 Fällen, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Am Dienstag waren die Räume des Krematoriums durchsucht und Unterlagen sichergestellt worden.
«Die Körperteile stammen nicht von anderen Leichen, sondern vermutlich von medizinischen Eingriffen wie Amputationen oder Entnahme von Gewebe sowie Blutproben», erläuterte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler. Diese hätten als Sondermüll entsorgt werden müssen. Das Motiv ist laut Ziegler noch unklar, könnte aber Bereicherung gewesen sein. Auch die Herkunft der zugefügten Körperteile müsse noch ermittelt werden, betonte Ziegler. Die Fälle hatten sich in den Jahren 2011 bis Mai 2015 ereignet.
Mehrere Krankenhäuser bestätigen uns heute, dass mit medizinischen Abfällen oder gar Körperteilen sehr sensibel umgegangen wird. Ein Sprecher der Sana-Kliniken im Landkreis Cham schickt uns beispielsweise diese Stellungnahme:
"An allen drei Standorten der Sana Kliniken des Landkreises Cham ist die Entsorgung medizinischer Abfälle streng geregelt. Die Rückstände werden in speziellen Behältnissen gesammelt und von einem externen und qualifizierten Partnerunternehmen unter hygienischen Bedingungen entsorgt. Die Kliniken folgen damit den gesetzlich vorgeschriebenen Abläufen. Das externe Partnerunternehmen wird regelmäßig von der Effizienzbörse Deutschland kontrolliert."
Wir waren heute auch im Caritas Krankenhaus St. Josef in Regensburg und haben uns angeschaut, welchen Weg organische Rückstände in der Medizin eigentlich nehmen müssen:
Auch an der Regensburger Universität gibt es Studiengänge, die sich mit Leichnahmen beschäftigen. Hierfür gibt es aber eine ganz offizielle Vorgehensweise. Man achtet auf die Pietät und Würde:
"Die Leichname der Körperspender, welche von den Studierenden der Medizin/Zahnmedizin für anatomische Präparierübungen verwendet werden, werden nach dem Ende des studentischen Kurses von Mitarbeitern des Instituts für Anatomie in Holzsärge eingesargt. Müllsäcke, wie derzeit gerüchteweise kursiert, kommen selbstverständlich nicht zum Einsatz. Die Abholung und der Transport zur Kremation erfolgt durch die städtische Bestattung der Stadt Regensburg. Auf Grund der Jahreszulassung im Studiengang Humanmedizin erfolgen Einsargung/Abholung im Laufe des Sommersemesters (d.h. in den Monaten April, Mai, Juni). Im Schnitt handelt es sich um 20-24 Leichname pro Jahr."
"Angestrebt ist der Abschluss der Kremation zur jährlichen Trauerfeier des Instituts für Anatomie, die traditionsgemäß am Donnerstag nach Buß- und Bettag am Bergfriedhof von den Studierenden ausgerichtet wird und zu der die Angehörigen der Verstorbenen eingeladen werden. Selbstverständlich wird, nicht zuletzt auf Grund der Verpflichtung zur Pietät gegenüber den Menschen, die der Universität ihren Leichnam in einer letztwilligen Verfügung zum Zweck der medizinischen Wissenschaft zur Verfügung gestellt haben, über diese Vorgänge genau Buch geführt."
Video: Wir haben heute Regensburgerinnen und Regensburger zu den kursierenden Vorwürfen und den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gefragt.
MF