Bereits ab Ende Mai könnte die Impfpriorisierung aufgehoben werden. Das berichtet Focus Online und bezieht sich auf die "Bild". Diese beruft sich auf interne Gespräche zwischen der Bundesregierung und den Chefs der Staatskanzleien der Länder. Bundesgesundheitsminister Spahn vermutet, dass die Impfpriorisierung ab Juni fallen könnte.
Der Bund erwarte innerhalb der nächsten Wochen derart hohe Liefermengen an Impfstoff, dass davon ausgegangen wird, dass die Impfpriorisierung ab Mai aufgehoben werden kann. Gegenüber der "Bild" habe Kanzleramtsminister Helge Braun bestätigt, dass die Impfpriorisierung vermutlich ab Ende Mai bis Anfang Juni aufgehoben werden könnte. Dies solle auch beim nächsten Impfgipfel von Bund und Ländern am kommenden Montag, 26. April, Thema sein.
Aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn könnte wohl im Juni die offiziell festgelegte Reihenfolge nicht mehr nötig sein. Wenn es früher sein sollte, wäre er froh, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im Bundesrat. Er gehe aber davon aus, dass die Priorisierung im Juni aufgehoben werden könne.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, signalisierte Offenheit für Spahns Vorschlag. «Je weniger knapp der Impfstoff, desto weniger Priorisierung ist nötig und gerechtfertigt. Wenn die Menschen in den priorisierten Gruppen ein Impfangebot erhalten haben, dann ist es aus ethischer Perspektive sogar geboten, dass die Priorisierung ausläuft und der Zugang zur Impfung erweitert wird», sagte Buyx der «Rheinischen Post». Zudem solle vermieden werden, Impfstoff zu entsorgen, weil er nicht genügend Abnehmer gefunden habe.
Spahn betonte, dass das Impftempo nun im zweiten Quartal mit mehr Impfstofflieferungen und der Einbeziehung von Praxen zunehmen werde. Derzeit habe mehr als jeder Fünfte in der Bevölkerung eine erste Impfung, bis Ende April werde es jeder Vierte sein und im Mai jeder Dritte. Im Juni sollten neben Hausärzten auch Betriebsärzte regelhaft einbezogen werden. Nach den laufenden Impfungen alter und chronisch kranker Menschen in den ersten zwei Prioritätsgruppen solle im Mai zunächst die dritte und letzte Prioritätsgruppe geöffnet werden. Dazu gehören über 60-Jährige und auch bestimmte Berufsgruppen.
Die Hersteller Biontech/Pfizer erklärten vergangene Woche, bis Ende Juni zusätzlich 50 Millionen Dosen Corona-Impfstoff an die EU-Staaten zu liefern. Davon könnte Deutschland rechnerisch gut neun Millionen Impfdosen erwarten. Seit Beginn der Impfkampagne wurden über 25,5 Millionen Impfdosen an Deutschland geliefert, die meisten davon von Biontech/Pfizer. (Stand 18.4.)
Deutschland will nach Angaben des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) 30 Millionen Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V erwerben. Voraussetzung sei aber die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde, sagte er am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem russischen Gesundheitsminister Michail Muraschko in Moskau. Es wäre ein großer Erfolg, wenn das im Mai gelingt. Dann könnten im Juni, Juli und August jeweils 10 Millionen Dosen dieses Impfstoffes gekauft werden. Kretschmer geht davon aus, dass der russische Impfstoff in Sachsen eine große Zustimmung genießen wird.
Kretschmer selbst will sich in der kommenden Woche mit dem Vakzin von Astrazenca impfen lassen. Er wolle ganz bewusst zeigen, dass dieser Impfstoff sicher ist, sagte er.
Am Mittwochabend hatte das Bayerische Gesundheitsministerium bekannt gegeben, dass der Corona-Impfstoff AstraZeneca in den Hausarztpraxen ohne Impfpriorisierung gespritzt werden darf. Damit kann der Impfstoff auch an Personen unter 60 Jahren verimpft werden. Seit dem 19. April wird AstraZeneca für Erstimpfungen in Bayern nur in Haus- und Facharztpraxen verimpft.
dpa/MB