Am vergangenen Wochenende konnten Interessierte die rund 800 Jahre alte Burg Prunn im Landkreis Kelheim selbstständig entdecken. Dabei bekamen sie nicht nur einen Eindruck von der historischen Architektur, sondern auch von der kulturellen Bedeutung der imposanten Anlage hoch über dem Altmühltal.
70 Meter über dem Altmühltal thront die Burg Prunn auf einem Jurafelsen – ein idealer Standort, um Macht zu demonstrieren, gut erreichbar zu sein und nahe an wichtigen Verkehrswegen zu liegen. Diese Voraussetzungen waren bereits um das Jahr 1200 für den Bau entscheidend. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrfach den Besitzer und wurde stetig erweitert.
Am Wochenende hatten Besucher die seltene Gelegenheit, die Burg ohne Führung zu erkunden. Normalerweise ist die Anlage nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Ganz im Zeichen des Mittelalters konnten sich Gäste dabei auch wie Ritter fühlen – mit Helm und gepanzerter Faust.
Anton Schmailzl, der seit 25 Jahren Burgführer auf Burg Prunn ist, begleitete die Aktion mit seinem Fachwissen. Auch eine besondere Expertenführung zum Thema Minnesang war Teil des Programms: Unter dem Titel „Minnesang: heroische Sänger – huldreiche Frauen?“ wurde das Leben und Wirken mittelalterlicher Sänger thematisiert.
Die Burg Prunn ist nicht nur eine Ritterburg mit wehrhafter Architektur, sondern auch ein Ort bedeutender Literaturgeschichte. Hier wurde der sogenannte Prunner Codex gefunden – eine mittelhochdeutsche Fassung des Nibelungenlieds. Das Original befindet sich heute in München, doch die Entdeckung unterstreicht die kulturelle Bedeutung der Burg.
Dr. Josef Schmid, Experte für Minnesang, ergänzte die Veranstaltung mit spannenden historischen Einblicken in die Welt der mittelalterlichen Dichtung. So zeigte sich die Burg am Wochenende in all ihren Facetten – als wehrhafte Festung, literarischer Schatzort und lebendiger Geschichtsort.