Am Sonntagabend ziehen schaurige Figuren durch die Regensburger Altstadt. Viele Menschen bleiben stehen, staunen – und fragen sich: Was geht hier vor? Nicht alle wirken begeistert, denn die Thomasnacht ist keine gewöhnliche Nacht.
Die Thomasnacht am 21. Dezember gilt als erste der sogenannten Hauptraunächte. In dieser Zeit, so heißt es im alten Volksglauben, sei die Grenze zur Geisterwelt durchlässiger. Man glaubte, dass in diesen Nächten besondere Kräfte wirken. Deshalb lautete ein alter Rat: Keine Wäsche aufhängen, denn dort könnten sich böse Geister verfangen.
Gleichzeitig gilt diese Zeit als Moment der Deutung und Zeichen – man glaubte, Hinweise für das kommende Jahr erkennen zu können.
Jede Gestalt der Rauhnächte hat ihren eigenen Charakter und ihre Geschichte. Auch wenn viele furchteinflößend aussehen, steht der Percht beispielsweise für das Gute. Je höher er springt und je lauter der Lärm, desto besser soll die Ernte im kommenden Jahr werden.
So verbinden sich in dieser Nacht Angst und Hoffnung, Dunkelheit und Licht – eine symbolische Mischung, die tief im bayerischen Brauchtum verwurzelt ist.
Der 21. Dezember, die Thomasnacht, markiert zugleich die Wintersonnwende – den Wendepunkt des Jahres. Ab jetzt werden die Tage wieder länger. Nach der längsten Nacht kehrt das Licht zurück – ein starkes Symbol dafür, dass nach der Dunkelheit immer wieder neues Leben beginnt.