In der Kirche von Marienstein versammeln sich normalerweise Gläubige zum Beten oder zur stillen Einkehr. Doch einmal im Jahr wird der Ort zur Zählstation für eine besondere Gruppe nächtlicher Besucher: Fledermäuse. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) führt dort regelmäßig eine Bestandsaufnahme durch – und dieses Jahr wurde ein neuer Rekord verzeichnet.
Markus Schmidberger vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz macht sich jährlich auf den Weg in die Höhe. Über schmale, steile Treppen steigt er bis unter das Dach der Kirche, wo kaum Licht hinfällt – der perfekte Lebensraum für Fledermäuse. Bei der aktuellen Zählung konnte Schmidberger 157 Fledermäuse erfassen. Darunter waren 98 Weibchen und 59 Jungtiere – so viele wie noch nie zuvor in Marienstein.
Auch wenn Marienstein kein großer Standort ist, spielt die Zählung eine wichtige Rolle für den bundesweiten Überblick. Nur durch solche regelmäßigen Erhebungen kann die Koordinationsstelle für Fledermausschutz die Bestände in Deutschland langfristig beobachten. Denn obwohl Fledermäuse in der Dunkelheit lautlos unterwegs sind und den meisten Menschen kaum auffallen, ist ihr Schutz für das ökologische Gleichgewicht entscheidend.
Die Kirche in Marienstein, sonst ein Ort der Stille und des Rückzugs, ist damit auch ein wichtiger Zufluchtsort für eine geschützte Tierart. Zwischen Kirchenmauer und Felsen – dort, wo sonst Menschen symbolisch ihre Sünden hinter sich lassen – leben Dutzende dieser faszinierenden Nachtjäger. Ihre alljährliche Zählung bringt nicht nur Zahlen ans Licht, sondern auch ein Stück Natur, das sonst im Verborgenen bleibt.