40 Vorschläge für die drei Kulturpreis-Kategorien hatte die Jury zu sichten und einzuordnen bei ihrer Sitzung Ende Juni. Nach einer Vorauswahl mit Favoriten aus jeder Kultursparte, etwa Bildende oder Darstellende Kunst, Musik/Literatur, Wissenschaft, Allgemeine Kulturpflege oder Heimat- Brauchtums- und Denkmalpflege traf das siebenköpfige Gremium schließlich seine Entscheidung:
Dr. Frieder Roßkopf, bekannt vor allem als Kopf der überregional bekannten Tanngrindler Musikanten wird den mit 5000 Euro dotierten Kulturpreis des Landkreises Regensburg 2025 erhalten. Die Musikgruppe, deren Leitung er 1991 übernahm, ist Aushängeschild und Bewahrer der Volksmusiktradition der Region.
Mit seinem Tenorhornspiel prägt Roßkopf wesentlich deren ursprüngliche Wirtshaus- und Tanzlmusi, mit der sie nicht nur auf heimischen Bühnen, sondern auch im Bayerischen Fernsehen oder auf dem Oktoberfest auftritt. Für jährliche Veranstaltungen wie dem Schierlinger Gstanzlsängertreffen oder dem Zwiefachentag gab Roßkopf den entscheidenden Anstoß beziehungsweise übernahm er die Organisation.
Darüber hinaus zeigt er sich nicht nur bei den Auftritten der Tanngrindler als wortgewandter, launiger Moderator und begnadeter Geschichtenerzähler, sondern pflegt die Wortkunst im Dialekt auch etwa als Fastenprediger oder bei Lesungen.
Der mit 1000 Euro dotierte Jugendkulturpreis wiederum geht in diesem Jahr an den Kinderchor Kolibri der Musikschule musica viva Nittendorf. Seit mehr als 30 Jahren erleben Kinder im Grundschulalter dort die Freude am gemeinsamen Singen. Gründer und Leiter João Batista Panosso versteht es, mit seiner Art, einem bunten Repertoire und seit 2010 mit jährlichen Musicals die jungen Mitwirkenden ebenso zu begeistern wie das Publikum.
Der bildende Künstler Peter Liebl aus Donaustauf wird 2025 mit dem Kulturpreis für das Lebenswerk geehrt. Er verbindet in seinen Werken figurale und abstrakte Malerei zu einem einzigartigen Stil. Dieser ist gekennzeichnet von intensiven Farben, geometrischen Formen und klarer Ästhetik. Als einer der interessantesten und innovativsten Porträtisten unserer Zeit stellt er seine Bilder national wie international aus. Gemalt werden sie im Albertinum, im ehemaligen Schul- und Mesnerhaus in Donaustauf, wo Liebl sein Atelier eingerichtet hat.
Landrätin Tanja Schweiger zeigt sich mit der Wahl mehr als zufrieden:
„Die Preisträger sind wieder hervorragende Vertreterinnen und Vertreter der Kulturszene im Landkreis, die stellvertretend zeigen, wie vielfältig und hochwertig sich die Kultur bei uns im Landkreis präsentiert. Jeder von ihnen trägt auf seine Weise dazu bei, dass sie lebendig bleibt.“
Diese Wertschätzung war ein Beweggrund dafür, dass der Landkreis Regensburg 2008 einen Kulturpreis etablierte. Für Dr. Thomas Feuerer, seit 2006 Kulturreferent des Landkreises Regensburg, ist der Preis aber nicht nur von einem Blick in die Vergangenheit geleitet, indem der Preis die wertvollen, bisher erbrachten Leistungen würdigt. Für ihn ist es ebenso wichtig, eine Motivation für kulturelles und bürgerliches Engagement zu schaffen.
Ludwig Bäuml, bildender Künstler aus Kallmünz, war damals der erste, der mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Ihm folgten weitere Preisträgerinnen und Preisträger, die aus ganz unterschiedlichen Kultursparten kommen und auch auf ganz unterschiedliche Preise wirken. Manchmal waren es Einzelpersonen, Künstler wie Alois Achatz (2017), Stefan Hanke und Richard Vogl (2012/2013), Musiker wie Josef Menzl (2015), Heinz Grobmeier (2016), Milorad Romic (2023) und Thomas Dürr (2024), der Theaterregisseur Bernhard Hüble (2014) oder Wissenschaftler wie der kürzlich verstorbene Prof. Dr. Peter Morsbach (2019).
Auch „Zweier-Teams“ wie die „Kunstpartner“ Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler (2020) oder das Künstlerpaar Bettina und Heinrich Glas (2022) wurden im Lauf der Kulturpreisgeschichte geehrt. Teilweise wurde der Preis auch an Vereine verliehen, die mit ihrer Arbeit etwa durch die Organisation von Veranstaltungen oder Umsetzung von Projekten das Kulturleben im Landkreis bereichern. Dazu gehören zum Beispiel Theatraubling (2010), das Kuratorium Europäische Kulturarbeit Beratzhausen (2011) oder der Musikförderkreis Köfering-Neutraubling (2018).
2025 wird der Kulturpreis zum 16. Mail verliehen. Angesichts dieser Tradition ist die Liste der Geehrten mittlerweile lang, zumal 2016 der Jugendkulturpreis eingeführt wurde, und 2017 mit dem Kulturpreis für das Lebenswerk eine weitere Preiskategorie hinzukam. 34 Preisträgerinnen und Priesträger gibt es inklusive der diesjährigen – und da sind die Anerkennungspreise, die 2008 und 2010 verliehen wurden gar nicht mitgezählt. Diese blieben eine Ausnahme, da nicht der Anschein von Preisen zweiter Ordnung erweckt werden sollte.
Beim Jugendkulturpreis handelt es sich bei den Ausgezeichneten neben Nachwuchstalenten wie den Pianisten Kilian Langrieger (2024), und Christoph Preiß (2018) oder der Band Stoaßberger Lumpen (2022) häufig um Institutionen, die Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, sich künstlerisch zu bilden und kreativ auszuleben. Der Kinderchor Kolibri steht 2025 damit in einer Reihe mit anderen Musikgruppen wie den Jungen Wilden aus‘m Laabertal (2019), der Musikschule „Leticia La Musica“ (2020), dem Tanzensemble dance worxxx (2017) und den Jugendtheatergruppen der Kolpingtheaterbühne Wörth a.d. Donau (2016) und des Pettendorftheaters (2023).
Diese Vielfalt ist nicht nur zufällig entstanden. Die Jury für den Kulturpreis, die aus Experten verschiedener Kulturrichtungen besteht und mittlerweile oftmals mit ehemaligen Preisträgerinnen und Preisträgern bestückt wird, achtet neben Qualität und Verdiensten der vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten auch auf eine möglichst ausgewogene Verteilung, etwa was Geschlecht, Kultursparte oder die geografische Verortung im Landkreis angeht.
Die Liste der Geehrten für das Lebenswerk setzt sich unter anderem zusammen aus zwei verdienten Heimatpflegern und -forschern, Josef Fendl (2017) und Peter Lutz (2022), Filmemacher Albert Schettl (2019) und den bildenden Künstlerinnen Renate Christin (2018) und Johanna Obermüller (2022). Ebenso ausgezeichnet wurde Kapellmeister Herbert Ehrl (2020) und im vergangenen Jahr Johann Festner (2024). Dass so ein Preis fürs Lebenswerk keineswegs bedeutet, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, zeigt ein Blick auf letzteren: Jetzt im Juli belebt Festner die Wörther Schlossfestspiele neu.
Die Entwicklung des Kulturpreises im Landkreis Regensburg ist also eine gelungene Mischung aus Konstanten und Veränderungen. Mit der Schaffung neuer Kategorien sorgte man dafür, dass junge Kulturschaffende nicht mit „alten Hasen“ konkurrieren müssen, die natürlich bereits ein viel größeres Œuvre vorweisen können. Von Anfang an mitgedacht wurde auch die Preisverleihung als Gelegenheit, dass die Kulturakteurinnen und -akteure miteinander ins Gespräch kommen.
Oftmals wurde diese daher in Verbindung mit einem Kultursommerfest organisiert, wo die frisch gekürten Preisträgerinnen und Preisträger dann gleich mit zahlreichen Glückwünschen überhäuft wurden. Wie wichtig es in der Konzeption des Kulturpreises ist, den ausgezeichneten Personen einen besonderen Abend zu widmen, zeigt auch die Tatsache, dass die Ehrung der Preisträger aus dem Coronajahr 2020 im darauffolgenden nachgeholt wurde – dafür wurde 2021 vom Landkreis eben kein Kulturpreis ausgelobt.
Landkreis Regensburg / JM