Kinder mit Schnupfennase oder anderen Symptomen einer harmlosen Erkältung sollen künftig trotz Corona-Schutzmaßnahmen wieder in Kindergärten und Krippen gehen dürfen. Wie das genau aussehen soll, muss aber erst noch geplant werden.
«Wir alle wissen, wie häufig Kinder gerade im Winter an üblichen Erkältungskrankheiten leiden. Daher werden Experten nun Kriterien erarbeiten, in welchen Fällen Kinder trotzdem die Kita besuchen können – und wann nicht», sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Donnerstag in München. Die Kriterien würden sowohl den Eltern als auch Kinderärzten und dem Kita-Personal helfen.
Wegen der Corona-Krise werden derzeit Kinder schon bei den kleinsten Erkältungssymptomen wie einer laufenden Nase von der Betreuung oder vom Schulunterricht ausgeschlossen – außer sie können einen negativen Corona-Test vorweisen. In Kitas sei besondere Vorsicht nötig, sagte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU). Dies diene dem Schutz der Beschäftigten und der Kinder. Im Falle einer Corona-Infektion müsste ansonsten die ganze Einrichtung geschlossen werden und Kinder, deren Familien und die Beschäftigten in Quarantäne gehen.
Nach den Sommerferien sei es das Ziel, wieder in den Regelbetrieb überzugehen, sagte Trautner. Daher müssten praktikable Regelungen für die Erkältungszeit gefundnen werden «Wir wollen, dass Eltern und das Kita-Personal, aber auch Kinderärztinnen und Kinderärzte eine möglichst hohe Planungssicherheit haben.»
Nach Angaben von Huml werde noch im Juli eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gemeinsam mit Ärztevertretern einen Leitfaden erarbeiten, wie mit leichten Symptomen verfahren werden solle.
Die BayernSPD kritisiert, dass es für Eltern nach wie vor keine belastbare Lösung gibt und fordert: “Familien dürfen nicht zu den Verlierern der Corona-Pandemie werden, indem sie zwischen Infektionsschutz, Arbeitgeber, Kita und Alltag zerrieben werden. Wir brauchen jetzt eine praktikable Lösung für alle Familien, bevor die Erkältungswelle im Herbst zuschlägt”.
Auch die Einrichtungen selbst bräuchten dringend verlässliche und vernünftige Verhaltensregeln an die Hand, um angemessen auf leicht erkältete Kinder zu reagieren. Hier sei die bayerische Familienministerin jetzt am Zug.
Ein möglicher Ansatz wäre nach der BayernSPD-Vorsitzenden Natascha Kohnen die Erhöhung der Anzahl von Kranheitstagen, die Arbeitgeber für die Betreuung kranker Kinder gewähren. Finanziert werde könne dies über die Krankenkassen oder Steuermittel.
Uli Grötsch, Generalsekretär der BayernSPD kritisiert zudem, dass die bayerische Staatsregierung es versäumt hat, neben strengen Hygieneauflagen auch ein Stück gesunden Menschenverstand bei der Bewertung der Kita-Tauglichkeit von Kindern gelten zu lassen. Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, dass Kinder mit leichten Erkältungssymptomen trotz negativem Corona-Test wieder heimgeschickt werden.
dpa/ Pressemitteilung BayernSPD / MB