Mit Eichhörnchenhaaren, Stachelschweinpinseln und Rabenkiel wird zur Zeit eine Doppelseite der ältesten überlieferten Handschriften des Nibelungenlieds kopiert. Für die Abschrift des berühmten «Prunner Codex» sei eigens eine mittelalterliche Schreibwerkstatt im Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung in München errichtet worden, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Für eine möglichst authentische Kopie arbeitet der Restaurator mit Rußtusche aus verkohlten Getreideresten sowie Farbe aus mineralischen, tierischen und pflanzlichen Pigmenten. Die Buchstaben werden dann mit Pinseln aus Stachelschweinborsten, Rabenkielen und Eichhörnchenhaaren aufgetragen.
Die Kopie soll Ende März auf der Burg Prunn bei Riedenburg (Landkreis Kelheim), dem ursprünglichen Fundort der Handschrift, dauerhaft präsentiert werden. Das Original kehrt wieder in die Bayerische Staatsbibliothek zurück.
Der «Prunner Codex» ist eine von elf vollständigen Handschriften des Nibelungenliedes. Er wurde im Jahr 1566 von dem Staatsmann und Historiker Wiguläus Hund auf Burg Prunn gefunden. Die Handschrift datiert auf das Jahr 1330 und gilt damit als viertälteste der elf Handschriften. 1575 übergab Hund den «Prunner Codex» der Münchner Hofbibliothek als Geschenk. Seitdem befindet sich das mittelalterliche Dokument in der Landeshauptstadt.
dpa