Angesichts der geringen Einstellungschancen für Gymnasial – und Realschullehrer fordern die Gewerkschaften eine Reform des Lehramtsstudiums. «Wir haben dieses Jahr wieder ein Überangebot an Bewerbern bei den Gymnasien und Realschulen, gleichzeitig herrscht etwa bei den Mittelschulen Angst vor Lehrermangel», sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbands (BLLV), Simone Fleischmann, der Deutschen Presse-Agentur. Dieses Problem könnte insbesondere über eine Flexibilisierung des Studiums behoben werden.
Dem Vorschlag zufolge würden alle Lehramtsstudenten ein gemeinsames Grundstudium aufnehmen und sich erst im weiteren Studienverlauf auf eine Schulart spezialisieren. Somit könnten Studenten ihre Schulwahl stärker auf den tatsächlichen Bedarf ausrichten und müssten sich nicht auf langjährige Prognosen verlassen. Auch Bernhard Baudler von der Bildungsgewerkschaft GEW fordert ein flexibleres Studienmodell. Er schlägt eine Ausbildung nach Altersstufen statt nach Schulart vor.
Ein Sprecher des Kultusministeriums sagte dazu: «Wir haben ein differenziertes Schulsystem, welches auf die Begabung und Interessen der Schüler eingeht». Die Unterschiede zwischen Gymnasial- und Mittelschullehrern seien groß, deswegen müsste auch die Ausbildung schulartspezifisch gestaltet werden.
Die Einstellungssituation für junge Gymnasial – und Realschullehrer ist laut Bernhard Baudler schon seit einigen Jahren prekär. Im vergangenen Jahr etwa erhielten lediglich 76 von knapp 2400 Bewerbern für das Realschullehramt ein Einstellungsangebot. Das ist eine Quote von circa drei Prozent. Für September will der Freistaat Bayern sowohl für das Gymnasium als auch die Realschule rund 250 Planstellen schaffen. Um die Situation für die Betroffenen zu entschärfen, bietet das Kultusministerium seit vergangenem Jahr auch die Möglichkeit zu einer Umschulung auf Mittelschullehramt an.
dpa