Mo., 17.10.2022 , 13:22 Uhr

Konjunkturbericht der Handwerkskammer zum dritten Quartal 2022

HWK-Präsident Dr. Georg Haber: „Die Gaspreisbremse kommt zu spät“

Die Geschäftslage im ostbayerischen Handwerk trübt sich im dritten Quartal 2022 ein: Erstmalig seit der Corona-Pandemie ist der Geschäftsklimaindex mit einem aktuellen Wert von minus zwei (Vorquartal: elf) wieder in einen negativen Bereich gefallen.

HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger nennt für diese Entwicklung mehrere Gründe:

„Neben weiter wachsender Kosten zeichnet sich für viele Betriebe auch ein Rückgang bei der Nachfrage ab. Noch profitiert ein Teil der Handwerksunternehmen von bestehenden Auftragspolstern, aber es können bei weitem nicht alle darauf zurückgreifen“, so Kilger.

 

Zukunftserwartungen auf Tiefststand

Zwar berichten 86 Prozent der Betriebe von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage, gleichzeitig sind die Zukunftserwartungen aber auf einen neuen Tiefststand gefallen. Quer durch alle Gewerke ist ein Rückgang bei den Auftragseingängen zu verzeichnen. Waren es im zweiten Quartal lediglich 22 Prozent der Betriebe mit Auftragseinbußen, stieg deren Anteil nun auf durchschnittlich 36 Prozent für das Gesamthandwerk an. Betroffen davon sind Betriebe in sämtlichen Handwerksgruppen, besonders viele im Bauhauptgewerbe (51 Prozent) und in den Handwerken für den privaten Bedarf (41 Prozent).

Beim Umsatz zeichnen sich vereinzelt Rückgänge ab. Zwar konnten drei von fünf Betriebe (57 Prozent) diesen stabil halten, allerdings verbuchten auch mehr Betriebe Rückgänge (21 Prozent). Höhere Endpreise gegenüber den Kunden gab es zuletzt bei rund jedem zweiten Betrieb (57 Prozent) – und damit bei weniger als noch in der ersten Jahreshälfte (Vorquartal 67 Prozent).

Gleichzeitig trübte sich zuletzt die Investitionsbereitschaft im Gesamthandwerk ein. Zwar investierten Betriebe im Baubereich nahezu unverändert, jedoch zeichnete sich im Lebensmittelgewerbe, Gesundheitsgewerbe und bei den Handwerken für den privaten Bedarf eine deutliche Zurückhaltung ab.

 

Jeder fünfte Betrieb stellte neue Mitarbeiter ein

Von einem neuen Abwärtstrend kann dennoch nicht gesprochen werden; denn: Die Auftragsreichweite hat sich zwar im Gesamthandwerk auf 11,2 Wochen (Vorquartal 12,7 Wochen) verringert, liegt aber in vielen Bereichen deutlich über den Vorjahreswerten. Durch den noch hohen Auftragsbestand ist die Betriebsauslastung über die Sommermonate stabil geblieben.

Weiterhin verzeichnen viele Betriebe eine hohe (61 Prozent) beziehungsweise mittlere Auslastung (31 Prozent).

Außerdem hatten die negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen im dritten Quartal keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung. Rund jeder fünfte Betrieb (18 Prozent), und damit so viel wie seit 2019 nicht mehr, stellte neue Mitarbeiter ein.

 

Schnelle Unterstützung für das Handwerk gefordert

HWK-Präsident Dr. Georg Haber fordert im Zuge der Energiekrise von der Politik schnelle Unterstützungsprogramme für das Handwerk. Haber wörtlich: „Der Vorschlag der Expertenkommission für eine Gaspreisbremse im März 2023 kommt für unsere Betriebe viel zu spät. Hier brauchen wir eine schnelle Nachbesserung. Zudem bedarf es auch für das Handwerk Härtefallhilfen in Form von Zuschüssen. Die Übernahme einer einzigen Abschlagszahlung im Dezember wird für unsere Betriebe keinesfalls ausreichen um ihre Existenz zu sichern.“

Der HWK-Präsident pocht in diesem Zusammenhang darauf, dass die ostbayerischen Handwerker „genauso vor unverschuldeten Liquiditätsproblemen geschützt werden müssen wie andere Wirtschaftszweige“. Die Zukunftserwartungen der Handwerksunternehmer haben sich im dritten Quartal deutlich eingetrübt. Die meisten Betriebe sehen noch kein Ende bei der Preisspirale, 88 Prozent gehen von weiter steigenden Einkaufspreisen aus.

 

Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz / MB

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