So, 08.11.2020 , 17:19 Uhr

Hoffen auf Kehrtwende bei angekündigtem US-Truppenabzug

In der Oberpfalz pflegen Einheimische und US-Soldaten einen guten Umgang. Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist für die Region ein enormer Wirtschaftsfaktor. Trump wollte Tausende Soldaten abziehen. Nach der US-Wahl haben die Menschen eine Hoffnung.

Nach der Wahl Joe Bidens zum neuen US-Präsidenten wächst in der Oberpfalz die Hoffnung, dass die amerikanischen Truppen bleiben können.

«Ich hoffe, das der bisherige Zustand erhalten bleibt.» Hans-Martin Schertl, Bürgermeister von Vilseck

Die Kleinstadt wäre von dem von Präsident Donald Trump im Juni angekündigten Truppenabzug besonders betroffen. Den Plänen nach sollen Tausende Soldaten aus Deutschland verlegt werden, alleine 4500 Soldaten und 9000 Familienangehörige aus Vilseck am Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Für die Oberpfalz wäre der Verlust der Soldaten und ihrer Familien ein schwerer Schlag – sowohl in wirtschaftlicher wie in kultureller und zwischenmenschlicher Hinsicht. Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) gilt als europaweit größter Standort der US-Armee und ist in der Region ein bedeutender Arbeitgeber für Zivilisten und ein Wirtschaftsfaktor für Handwerk, Baugewerbe, Einzelhandel und Gastronomie.

Hoffen auf Neuanfang bei den deutsch-amerikanischen Beziehungen

Die Soldaten seien Jahrzehnten in der Region verwurzelt, sagte Schertl.

«Unser Wunsch ist es, den US-Soldaten hier fern ihrer Heimat weiterhin eine Heimat geben zu können.» Hans-Martin Schertl, Bürgermeister von Vilseck

Wirklich vorstellen könne er sich den Abzug der Soldaten nicht. Die US-Army habe immer wieder enorme Summen in den Standort investiert, er sei topmodern ausgestattet. Vertreter des US-Militärs hätten Grafenwöhr als ihre «Kronjuwelen» bezeichnet, sagte Schertl.

Mehr Planungssicherheit gefordert

Trump hatte den Abzug eines Drittels der rund 36 000 US-Soldaten in Deutschland Mitte Juni angekündigt und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands begründet. Neben Grafenwöhr sind zwei weitere Standorte betroffen: die beiden Kommandozentralen für Europa und Afrika in Stuttgart sowie der Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Spangdahlem.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) forderte von einem neuen US-Präsidenten mehr Planungssicherheit. Für US-Standortkommunen wie Grafenwöhr sei die weitere Entwicklung um den geplanten Truppenabzug von großer Bedeutung.

«Wir müssen uns auch hier künftig mehr auf eigene Beine stellen und unsere Abhängigkeit verringern.» Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister Bayerns

dpa/LS

Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

30.04.2024 Bayern: Zahl der Arbeitslosen sinkt saisonüblich im April Die Arbeitslosenzahlen für April sind saisonüblich gesunken. Einen Überblick der Zahlen für Ostbayern finden Sie auf dieser Seite. 30.04.2024 Cham: Kinotour von Ministerpräsident Söder am 3. Mai Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist aktuell wieder auf Kinotour in ganz Bayern unterwegs. Am Freitag macht er Halt in Cham und spricht unter anderem über Politisches und Privates. 26.04.2024 Bayern: Rekordzahl von Menschen eingebürgert Im Freistaat sind mehr eingewanderte Menschen als je zuvor eingebürgert worden. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr mehr als 36.000 Menschen. 25.04.2024 EU-Parlament stimmt schwächeren Umweltauflagen für Bauern zu Mehr als 100.000 Landwirte haben Anfang des Jahres europaweit gegen die europäische Agrarpolitik protestiert. Jetzt geht Brüssel einen Schritt auf die Landwirte zu. Das Europaparlament nickt abgeschwächte Umweltvorgaben ab.