Gefragte Schattenplätze und volle Badeseen: Die Hitze bringt die Menschen in Bayern ordentlich zum Schwitzen. Die Temperaturen lagen am Mittwoch tagsüber fast überall über 30 Grad. Nur am Alpenrand war es vereinzelt etwas weniger heiß, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte. Bis zum Ende der Woche bleibt es hochsommerlich warm. Das wird die Schifffahrt auf der Donau wahrscheinlich an ihre Grenzen bringen.
In den oberfränkischen Landkreisen Lichtenfels und Bamberg dürfen die Menschen wegen der Trockenheit kein Wasser mehr aus Bächen und Flüssen entnehmen. Das teilten die Landratsämter mit. Das derzeitige Niedrigwasser bedrohe Pflanzen und Tiere. Zusätzliche Wasserentnahmen würden die Situation verschärfen, da beispielsweise für Fische zu wenig Wasser übrig bleibe. Deswegen sei auch das Paddeln auf dem Main bei Niedrigwasser verboten.
Auf der niederbayerischen Donau könnten wegen des fehlenden Regens und der fallenden Pegelstände am Ende der Woche einige Schiffe nicht mehr fahren. Vor allem Hotelschiffe seien auf dem Abschnitt zwischen Straubing und Vilshofen betroffen, weil der Wasserstand zu niedrig sein werde, sagte ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts des Bundes in Regensburg. Güterschiffe dürfen dann nur noch einen Teil ihrer Ladung transportieren oder gar nicht mehr fahren.
Die große Nachfrage an Wasser und erfrischenden Säften merken bayerische Getränkehersteller nicht nur an den Absatzzahlen, sondern auch an den fehlenden Flaschen zum Auffüllen. So kommt es beim Mineralwasserunternehmen Franken Brunnen tageweise zu Engpässen, wie Geschäftsführer Michael Bartholl sagte. Das liege unter anderem daran, dass leere Pfandflaschen aus Glas fehlten. Kunden sollten Leergut schnell wieder abgeben. Auch die Münchner Paulaner-Brauerei erklärte, Glas-Leergut sei «knapp wie immer in der Hochsaison».
Die Hitze sorgt auf der Bahnstrecke zwischen Dinkelscherben und Gessertshausen in Schwaben noch wahrscheinlich bis Samstag für kleinere Verspätungen. Die Gleise haben sich wegen der hohen Temperaturen ausgeweitet - die Züge müssen das Tempo drosseln. Die Schienen können erst nach einer Abkühlung des Wetters repariert werden, wie es von der Deutschen Bahn hieß. Gefahr bestehe für Fahrgäste nicht.
Neben der starken Wärmebelastung rechnet der Wetterdienst (DWD) wegen des Sonnenscheins auch mit ungewohnt hohen UV-Werten. Da ist Sonnenschutz wichtig. Die ultravioletten Strahlen (UV) des Sonnenlichts lassen Menschen braun werden: Sie regen Pigmentzellen in der Oberhaut dazu an, braunen Farbstoff zu bilden. Das ist ein Schutzmechanismus. Gelangt zuviel Sonnenlicht auf die Haut, rötet sie sich, schwillt an, juckt und brennt - der Sonnenbrand ist eine Entzündungsreaktion. Schließlich sterben viele stark geschädigte Zellen ab. Im schlimmsten Fall kommt es zu Hautkrebs. Zum allergrößten Teil werden UV-Strahlen von der Ozonschicht um die Erde ferngehalten.
Der DWD erwartet in den kommenden Tagen Temperaturen in Bayern weit über 30 Grad. Vor allem in Unterfranken kann es den Prognosen zufolge bis zu 39 Grad heiß werden. Nur an den Alpen könnten Wölkchen etwas Schatten spenden, am Donnerstag- und Freitagabend aber auch Gewitter bringen.
Die große Hitze kann Bahnschienen verbiegen - ob das mit dem Anstrich weißer Farbe verhindert werden kann, wird jetzt getestet. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben bei Bludenz rund 60 Kilometer südlich von Lindau am Bodensee gerade fünf Kilometer Schienen weiß angemalt. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) testen weiße Farbe an heißen Tagen auf Abstellgleisen in der Nähe von Solothurn. Auch die Deutsche Bahn (DB) hat seit Anfang Juli einen Versuch auf einem Testgelände laufen, wie eine Sprecherin sagt.
«Studien zeigen, dass mit dem hellen Anstrich die Schienen bis zu sieben Grad kühler bleiben», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. In der Schweiz ist das Problem akut: so waren am Mittwoch einige S- und Regionalbahnstrecken bei Zürich, im Aargau und bei Genf wegen Gleisschäden zeitweise unterbrochen. Als Ursache werde die Hitze vermutet, sagte ein SBB-Sprecher am Abend. In Deutschland hatte die Schmalspurbahn «Molli» bei Heiligendamm an der Ostsee im Juni den Verkehr zeitweise eingestellt, weil Schienen verbogen waren.
Schienen sind die Stahlteile, auf denen der Zug fährt, mit Gleis wird die ganze Fahrspur mit Schienen und Schwellen bezeichnet.
Schienen könnten nach Angaben des SBB-Sprechers bei andauernd großer Hitze bis zu 70 Grad heiß werden. «Bei diesen Verhältnissen will sich das lückenlos verschweißte Gleis ausdehnen, dabei entstehen vor allem in Kurven Querkräfte, die zur Verformung der Gleise führen können», erläutert er. Im Fachjargon heißt das Gleisverwerfung.
Die Rhätische Bahn im Schweizer Kanton Graubünden hat erste Tests schon 2018 durchgeführt. Die Temperatur der Schienen sei zwar um fünf bis sieben Grad niedriger gewesen, aber der Effekt sei nicht «durchschlagend» gewesen, sagt Sprecherin Yvonne Dünser. «Wir testen deshalb weiter, auf einigen hundert Metern an exponierten Stellen.»
Im fränkischen Würzburg (Bayern) wurden kürzlich Straßenbahnschienen weiß getüncht. «An sehr heißen Tagen haben wir hier zuvor an den Schienen 60 Grad Celsius gemessen», sagt Jürgen Dornberger, Sprecher der Würzburger Verkehrs-GmbH. Beim Hitzehoch Anfang Juli habe sich die Farbe bewährt: Die Gleise seien um acht Grad kühler gewesen. Dabei sei es keine Spezialfarbe; nur der Farbton als solcher wirke.
dpa/MF