Bringt es was, wenn Polizisten Gaffern die Smartphones wegnehmen? Aus Sicht von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wird damit nicht das grundsätzliche Problem mit Schaulustigen bei Unfällen gelöst. Die Smartphone-Sicherstellung sei «aus Polizeisicht natürlich kein Allheilmittel», sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München. Zuvor hatten Polizeigewerkschafter aus Bayern und Nordrhein-Westfalen sich dafür ausgesprochen, Gaffern die Telefone wegzunehmen. Diese Möglichkeit sei im Freistaat durch das Polizeiaufgabengesetz ebenso gegeben wie die Erhebung von Verwarn- und Bußgeldern, sagte Herrmann.
«Gaffen gefährdet andere Verkehrsteilnehmer, behindert die schnelle Rettung Verunglückter und ist daher absolut inakzeptabel», betonte Herrmann. Im Ernstfall gehe es daher primär um die Absicherung der Unfallstelle und die Versorgung der Unfallopfer. «Nachdem das sichergestellt ist, kontrolliert und ahndet unsere Polizei aber auch das unverantwortliche Verhalten von gaffenden Autofahrern konsequent.» Für die Einsatzkräfte sei im konkreten Einzelfall auch das Aufstellen von mobilen Sichtschutzwänden besonders wichtig.
Zur Strafverfolgung von Gaffern, die unerlaubte Fotos oder Videos an Unfallstellen machen, fordere Bayern schon seit längerem eine Ausweitung des Paragrafen 201a im Strafgesetzbuch. Bislang sei dies nur möglich, wenn die abgelichtete Person noch lebe. Bayern mache sich aber dafür stark, dass der Schutzbereich auch auf Gestorbene ausgeweitet werde.
dpa
Anlässlich eines Unfalls in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (18./19.6) hat Polizeisprecher Dietmar Winterberg (Polizeipräsidium Oberpfalz) über die Vorgehensweise der Polizei bei Gaffern gesprochen:
Nach einem LKW Unfall in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben auch im Landkreis Regensburg wieder einige Personen versucht, den Unfall mit dem Handy zu filmen, teils im Vorbeifahren an der Unfallstelle. Im Video ist zu sehen, wie einige Verkehrsteilnehmer trotz Aufforderung durch die Einsatzkräfte zum Beschleunigen an der Unfallstelle nur mit geringem Tempo vorbeifahren. Andere haben bereits das Handy gezückt. Die Polizei hat in der Nacht einige Gaffer herausgezogen und zur Rede gestellt.
dpa/MF