In den ersten drei Wochen im September sind mehr Flüchtlinge in Bayern angekommen als im gesamten Jahr zuvor. Seit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 2. September entschied, in Ungarn festsitzende Migranten nach Deutschland einreisen zu lassen, trafen mehr als 135.000 Flüchtlinge im Freistaat ein. Das bayerische Sozialministerium bestätigte am Donnerstag einen Bericht der Zeitung «Die Welt» (Freitagausgabe). Die Zahl entspricht ziemlich exakt der Bevölkerung Regensburgs.
Zum Vergleich: Von Januar bis August 2015 – immerhin acht Monate zusammengenommen – waren in Bayern rund 130.000 Migranten gezählt worden. Wie viele Flüchtlinge im Freistaat tatsächlich registriert wurden, konnte das Ministerium allerdings nicht sagen. Viele Migranten seien direkt in andere Bundesländer weitergeleitet und dort erfasst worden, erläuterte eine Ministeriumssprecherin. Die bisher höchste Zahl an Flüchtlingen kam an den beiden ersten Wochenenden im September in Bayern an. So wurden am 5. und 6. September sowie am 12. und 13. September jeweils an die 20.000 Migranten nur am Münchner Hauptbahnhof gezählt. Das sind fast so viele Menschen wie Starnberg Einwohner hat.
Auch die oberbayerische Grenzstadt Freilassing mit ihren rund 16.000 Einwohnern ist zu einer Anlaufstelle für Flüchtlinge geworden, seit am Bahnhof im nahen österreichischen Salzburg Endstation für die Züge ist. So passierten am Montag 2.100 Flüchtlinge zu Fuß die Grenze, immerhin die Einwohnerzahl eines bayerischen Dorfes. Im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeiinspektion Rosenheim mit 650 Kilometern Grenze kamen zu Wochenbeginn 4.300 Migranten an.
Indessen scheint es nicht einfach zu sein, in der Flüchtlingskrise verlässliche Zahlen zu liefern. So schwanken die Angaben einzelner Bundespolizeidienststellen zwischen 2.000 und 4.400 bei den am Mittwoch neu in Bayern angekommenen Flüchtlingen. Die bayerische Landespolizei zählte für ihre Zuständigkeit 1.255 Migranten.
dpa