Fridays for Future plant für kommenden Freitag, 05.07.19 ab 15 Uhr zwölf Demonstrationen und Veranstaltungen entlang des Grüngürtels um die Regensburger Altstadt. Zuerst sind nur 8 geplant gewesen. Durch einige Änderungen in Absprache mit dem Ordnungsamt ist die Zahl weiter gestiegen. Im Zeitraum von 14 bis 18 Uhr muss deshalb mit Verkehrsbehinderungen gerechnet werden.
Mit diesen Aktionen wollen die Aktivisten die Weltkulturerbestadt autofrei und auf regionale Forderungen aufmerksam machen. Die Forderungen beziehen sich auf die Themen Mobilität, Energie, Ernährung, Rohstoffkreisläufe und Stadtentwicklung.
Zudem sollen die Demonstrationen zeigen, wie Regensburg auch sein kann. „Ohne Autos könnten die Bürger*innen freier miteinander leben und müssten keine Angst haben, ihre Kinder alleine nach draußen gehen zu lassen. Die Altstadt wäre sauberer, grüner und ruhiger. Diese Situation würde zu einer höheren Lebensqualität führen. Die Menschen hätten die Möglichkeit, nicht mehr nebeneinander leben zu müssen, sondern miteinander leben zu können.“, heißt es in der Pressemitteilung.
Die Veranstalter von Fridays for Future haben sich mit verschiedenen Bündnissen solidarisiert, die diese Forderungen – und damit auch die Demonstrationen – unterstützen werden. Es seien schon mindestens 22 Organisationen angemeldet.
Das Ordnungsamt hat die Aktivisten unter anderem gebeten, die Wittelsbacherstraße für den Verkehr in den Westen freizugeben. Deshalb werde die geplante Kundgebung dort ein Stück näher an die Altstadt gelegt. Daraus ergebe sich eine neunte Kundgebung an der Helenenstraße. Diese werde unter dem Thema Klimagerechtigkeit stehen.
Des Weiteren haben die Aktivisten eine Menschenkette angemeldet. Als Begründung haben sie angegeben, dass sie sich noch nicht richtig verstanden fühlen und wollen auf die Klimakrise aufmerksam machen. Zudem wollen sie damit zum Ausdruck bringen, dass es nicht darum gehe, einzelnen Autofahrerinnen zu schaden, sondern auch zu zeigen, dass die Klimakrise eine große Gefahr für die gesamte Menschheit darstelle und sofort gehandelt werden müsse. Die Menschenkette werde sich über den gesamten Aleengürtel ausdehnen; der geplante Lückenschluss solle gegen 16 Uhr stattfinden.
Der Regensburger Stadtverband der Grünen unterstützt die Aktion von Fridays for Future und mahnt in Sachen Verkehrswende ein schnelles Handeln an:
Über 75.000 Menschen pendeln jeden Tag nach Regensburg ein, erklärt die Grünen-Stadtvorsitzende Theresa Eberlein. Viele davon seien mit dem Auto unterwegs. „Wenn wir das nicht ändern, ist der Verkehrskollaps in der Stadt vorprogrammiert“, so Eberlein. Durch weiteren Straßenausbau werde Autoverkehr attraktiver gemacht und damit gestärkt. Das sei weder ökologisch sinnvoll noch sei der dafür nötige Platz in der Stadt vorhanden. „Zusätzlich ist die Feinstaub- und Lärmbelastung durch den massenhaften Autoverkehr enorm“, verweist Eberlein auch auf den Wahlprogrammentwurf der Grünen, in dem es heißt, die urbane Mobilität der Zukunft sei eine, in der das (eigene) Auto keine Rolle mehr spiele. Die Grünen setzen stattdessen auf einen gut funktionierenden Umweltverbund – mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Rad und zu Fuß sicher, flexibel sowie zügig ans Ziel kommen.
Das kann Grünen-Stadtvorsitzender und Bezirksrat Stefan Christoph nur unterschreiben. „Wir müssen die Verkehrswende voranbringen und endlich umweltfreundliche Möglichkeiten zur Mobilität in der Stadt weiter ausbauen“, fordert Christoph. Das bedeute eine zügige Umsetzung der Stadtbahn, die im Stadtrat inzwischen auf den Weg gebracht worden sei, genauso wie den weiteren Ausbau von Buslinien. Eine wichtige Rolle spiele in Regensburg als Stadt der kurzen Wege auch der Radverkehr. Radwege müssten ausgebaut und der Straßenverkehr für alle Verkehrsteilnehmer*innen sicherer gemacht werden. Deswegen unterstützen die Grünen auch den Radentscheid Regensburg. Zu einem intelligenten Verkehrskonzept gehörten auch „Mobilitätsdrehscheiben“, an denen es attraktiv sei, zwischen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu wechseln. „Dafür brauchen wir auch eine höhere Taktung bei Bussen und ein günstiges Tarifsystem wie das Wiener 365-Euro-Ticket.“
Die Regensburger CSU hält diese Art der Demonstration für weit über das Ziel hinausgeschossen. „Demonstrationen sollen Willensbekundungen sein und nicht den Arbeitsplatz und damit die wirtschaftliche Grundlage von hunderten Angestellten und Unternehmern gefährden“, so der neue CSU-Kreisvorsitzende, Stadtrat Michael Lehner.
Der Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes Altstadt, Rudolf Ring, befürchtet einen Präzedenzfall für zukünftige Aktionen. „Wir wollen den überwiegend eigentümergeführten Einzelhandel in unserer Altstadt erhalten, er bringt Leben ins Herz unserer Stadt und macht uns für Einheimische und Besucher attraktiv. Die geplante Veranstaltung ist leider reiner Populismus zum Nachteil unserer Altstadt“, so Ring.
Der CSU-Fraktions-Chef im Regensburger Stadtrat, Dr. Josef Zimmermann, fordert die Verwaltung auf, den freien Zugang zu öffentlichen Parkplätzen offen zu halten und den Bürgern und Besuchern den Einkauf in der Innenstadt nicht zu erschweren und auch den Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Weiterhin muss die uneingeschränkte Zugänglichkeit für Einsatzkräfte ohne alle Abstriche gewährleistet sein. „Alles andere wäre eine weitere Bankrotterklärung der Stadtspitze in einer langen Reihe von unglücklichen Entscheidungen gegen die Gewerbetreibenden in der Stadt“, so Zimmermann.
Pressemitteilung Fridays for Future / Grüne / Stadtwerke Regensburg