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Neben dem Tatverdächtigen, der sich selbst das Leben nahm, kam ein weiterer Mensch ums Leben, wie die Polizeit mitteilte. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich dabei um den 90 Jahre alten Hausbesitzer und Vater des mutmaßlichen Täters handelt. Er sei auf Aufnahmen des abgebrannten Hauses entdeckt worden, das wegen der Hitze aber bis zum frühen Abend noch nicht betreten werden konnte.
Die Polizei geht davon aus, dass der 57-Jährige das Haus im Streit mit seiner Familie angezündet hat. Wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, soll er die Vaterschaft für seine Tochter angezweifelt und in diesem Rahmen sogar eine Petition an den bayerischen Landtag gestellt haben.
Ein medizinisches Gutachten habe die Vaterschaft zwar bestätigt, der Mann habe aber argumentiert, dass das Analyse-Institut bestochen worden sei, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Das Gutachten sei nach Ansicht des Mannes falsch gewesen.
Mit diesem Thema wandte sich der 57-Jährige nach Angaben Herrmanns mit einer Petition an den Bayerischen Landtag und setzte sich auch mit dem Bundesjustizministerium in Verbindung. Der Landtag habe sich 2024 mit der Petition beschäftigt und diese nach Mitteilungen aus zuständigen Staatsministerien für erledigt erklärt, so der Minister. Bis heute habe er sich aber offenbar nicht mit der Situation abfinden wollen.
Nach einem Großeinsatz im Münchner Norden und einem Drohbrief wurde das Oktoberfest vorübergehend geschlossen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann verriet nun Einzelheiten zu dem Schreiben.
Brand und Familientragödie in München-Lerchenau
Am frühen Mittwochmorgen ist in der Glockenblumenstraße in München-Lerchenau ein Wohnhaus in Brand geraten. Anwohner meldeten kurz nach 4:40 Uhr Knallgeräusche, die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab. Nach bisherigen Ermittlungen soll ein 57-jähriger Mann aus Starnberg das Feuer im Rahmen eines Familienstreits gelegt haben.
Toter Tatverdächtiger mit Rucksack und Sprengstoff am See aufgefunden
Der Verdächtige wurde später am Lerchenauer See tot aufgefunden – nach vorläufigen Erkenntnissen handelt es sich um Suizid. Bei ihm wurde ein Rucksack mit einer Sprengvorrichtung gefunden, die noch entschärft werden musste.
Die Mutter des Mannes, 81 Jahre alt, sowie seine 21-jährige Tochter wurden verletzt und liegen im Krankenhaus. Ob sich noch weitere Personen im betroffenen Haus befinden, wird geprüft. Anwohner in der Umgebung wurden vorsorglich evakuiert, Entschärfungsexperten arbeiten weiter am Tatort.
Drohung gegen das Oktoberfest
In der Nähe des Tatorts entdeckten Ermittler außerdem ein Schreiben vom Tatverdächtigen, in dem eine unspezifische Bombendrohung gegen das Oktoberfest formuliert war. Deshalb bleibt die Theresienwiese bis mindestens 17 Uhr geschlossen. Spürhunde und Sprengstoffexperten durchsuchen das Gelände. Einen Zusammenhang zu einem im Internet kursierenden Schreiben mit mutmaßlich linksextremem Hintergrund sehen die Ermittler derzeit nicht.
Keine weitere Gefahr – Einsatz läuft weiter
Die Polizei betont, dass es keine Hinweise auf weitere Gefahrenstellen in München gibt. Insgesamt sind mehr als 500 Einsatzkräfte vor Ort.
Antifa-Post: Polizei spricht von Trittbrettfahrern
Ein Post auf der Plattform Indymedia hatte zuvor den Eindruck erweckt, es könnte einen Zusammenhang zur Antifa geben. Die Polizei geht jedoch nach derzeitigem Stand davon aus, dass es sich um Trittbrettfahrer handelt. «Seitens des Tatverdächtigen besteht kein Bezug zur Antifa», meldeten die Ermittler. «Es gibt keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr besteht.»
Nach einem Großbrand im Münchner Norden sind Experten mit der Entschärfung von Sprengstofffallen beschäftigt. Dabei war gegen Mittag ein lauter, explosionsartiger Knall zu hören. Das gehöre aber zu den Entschärfungsmaßnahmen, hatte ein Sprecher zuvor erklärt.
Für die Spezialisten ist es eine herausfordernde Aufgabe. Denn während ihrer Arbeit brenne es im Haus immer noch leicht, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Die Feuerwehr habe das Gebäude deshalb vorerst nicht betreten können.
Zudem wurden im und am Haus zwei Verletzte geborgen.
Nach einer Sprengstoffdrohung gegen das Oktoberfest wird das Gelände abgesucht – und das könnte dauern.
Ob die Wiesn am Mittwoch überhaupt noch öffnet, ist unklar. «Die Polizei wird alles tun, möglichst bis am Nachmittag um 17.00 Uhr die Wiesn komplett durchsucht zu haben, um damit Sicherheit zu gewähren. Wenn das nicht der Fall ist, werde ich mich wieder melden, dann wird die Wiesn heute gar nicht eröffnet», sagte Oberbürgermeister Reiter auf Instagram. «Tut mir leid, anders geht’s nicht, Sicherheit geht vor.»
«Mögliche Zusammenhänge mit anderen Orten in München werden geprüft, darunter auch die Theresienwiese», teilte die Polizei auf X mit. «Aus diesem Grund verzögert sich die Öffnung des Festgeländes.»
Zuvor hatten ein Feuer und Explosionsgeräusche einen Großeinsatz ausgelöst. In einem Münchner Wohngebiet wurde ein völlig ausgebrannter Transporter gefunden – und ein sterbender Mensch an einem nahen See.
Um 4.41 Uhr war ein Notruf eingegangen, Anwohner im Stadtteil Lerchenau im Norden der bayerischen Landeshauptstadt hörten explosionsartige Geräusche oder Schüsse und sahen die Flammen.
Der oder die Verletzte starb nach Polizeiangaben am Vormittag. Auf X schrieb die Polizei, dass die verletzte Person mit den Geschehnissen um das brennende Haus im Zusammenhang stehen könnte. In dem Haus, das nach ersten Erkenntnissen vorsätzlich in Brand gesteckt wurde, wurden den Angaben zufolge Sprengfallen gefunden.
«Gegen circa fünf Uhr aufgewacht, weil es ein paar Mal gescheppert hat», sagte ein Anwohner. «Aufgestanden, nachgeschaut, und dann hat’s gebrannt.»
Eine weitere Anwohnerin berichtete von einer beißenden Rauchwolke, der Brandgeruch war weithin wahrnehmbar. Noch Stunden später war der Rauch aus der Ferne zu sehen. «Es wird alles evakuiert, die ganze Straße», sagte eine Frau. Die Polizei sperrte den Bereich großräumig ab, der Verkehr staute sich. Dem «Bild»-Bericht zufolge soll ein Mann Sprengsätze in seinem Elternhaus gelegt haben und sich anschließend das Leben genommen haben, doch offiziell bestätigt war auch das nicht.
Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande Münchens unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius von 200 Metern rund um das brennende Gebäude an, der von den Anwohnern geräumt werden sollte. Auch eine Mittelschule wurde gesperrt. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit etwa 100 Mann vor Ort.
Der oder die Tote wurde am Lerchenauer See gefunden, im Herbst ein beliebtes Ziel für Spaziergänger. Der See ist zu Fuß gut zehn bis fünfzehn Minuten von dem brennenden Haus entfernt. Zunächst war nicht bekannt, ob, es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Auch die Art der Verletzungen war ungewiss.
Zwar wurde nach der Veröffentlichung eines Schreibens im Netz auch ein Zusammenhang mit der Antifa aus der linksextremen Szene geprüft, man ermittle aber «nicht in Richtung Antifa», sagte ein Polizeisprecher. Auf der Plattform Indymedia, wo das Schreiben veröffentlicht wurde, kann jeder ohne Registrierung einen Beitrag veröffentlichen – auch anonym. Der Beitrag erschien dort, als erste Berichte über den Vorfall im Münchner Norden bereits veröffentlicht waren.
dpa/PP München/JM