Mi., 01.10.2025 , 18:19 Uhr

Familienstreit als Motiv - "Bombiges Erlebnis" auf Wiesn

Nach Explosionen und Bombendrohung gegen Oktoberfest: Ausnahmezustand in München

Absoluter Ausnahmezustand in München. Der Auslöser: Eine Bombendrohung, die das größte Volksfest der Welt lahm gelegt und die Polizei in Atem gehalten hat. Doch das ist nicht die einzige Bedrohungslage, mit der sich die Münchner Polizei heute auseinandersetzen musste. Explosionen in einem Haus, ein ausgebrannter Transporter und eine tote Person geben den Ermittlern weitere Rätsel auf. Das mutmaßliche Motiv: ein Familienstreit. Hier die aktuellen Ereignisse im Überblick:

Dieser Artikel wird bei neuen Informationen aktualisiert

Innenminister äußert sich zum Geschehen in einer Pressekonferenz:

Zweite Leiche gefunden: Vermutlich Vater des Tatverdächtigen

Neben dem Tatverdächtigen, der sich selbst das Leben nahm, kam ein weiterer Mensch ums Leben, wie die Polizeit mitteilte. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich dabei um den 90 Jahre alten Hausbesitzer und Vater des mutmaßlichen Täters handelt. Er sei auf Aufnahmen des abgebrannten Hauses entdeckt worden, das wegen der Hitze aber bis zum frühen Abend noch nicht betreten werden konnte.

Tatverdächtiger zweifelte Vaterschaft an

Die Polizei geht davon aus, dass der 57-Jährige das Haus im Streit mit seiner Familie angezündet hat. Wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, soll er die Vaterschaft für seine Tochter angezweifelt und in diesem Rahmen sogar eine Petition an den bayerischen Landtag gestellt haben.

Ein medizinisches Gutachten habe die Vaterschaft zwar bestätigt, der Mann habe aber argumentiert, dass das Analyse-Institut bestochen worden sei, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Das Gutachten sei nach Ansicht des Mannes falsch gewesen.

Mit diesem Thema wandte sich der 57-Jährige nach Angaben Herrmanns mit einer Petition an den Bayerischen Landtag und setzte sich auch mit dem Bundesjustizministerium in Verbindung. Der Landtag habe sich 2024 mit der Petition beschäftigt und diese nach Mitteilungen aus zuständigen Staatsministerien für erledigt erklärt, so der Minister. Bis heute habe er sich aber offenbar nicht mit der Situation abfinden wollen.

 

Innenminister: «Bombiges Erlebnis» auf Wiesn angekündigt

Nach einem Großeinsatz im Münchner Norden und einem Drohbrief wurde das Oktoberfest vorübergehend geschlossen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann verriet nun Einzelheiten zu dem Schreiben.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die vorübergehende Schließung des Oktoberfestes nach einschlägigen Drohungen als richtig bezeichnet. Eine Drohung von jemandem, der so brutal gegen die eigene Familie gehandelt und das eigene Elternhaus angezündet und quasi in die Luft gesprengt habe, müsse man ernst nehmen, sagte der Minister.
Als tatverdächtig gilt ein 57-Jähriger, der sich selbst umgebracht hat. Er habe in einem Brief «ein bombiges Erlebnis auf der Wiesn» angekündigt und diesen in den Briefkasten einer Nachbarin geworfen, erläuterte Herrmann. Das sei eine Situation, die man ernst nehmen müsse.Die Tat hatte für einen Großeinsatz gesorgt. Bis zum frühen Abend konnten Rettungskräfte das Haus nicht betreten, weil es wegen des Feuers zu heiß war und zudem erst Sprengfallen entschärft werden mussten. Als Motiv der Tat nannte Herrmann familiäre Streitigkeiten.

Nach Wiesn-Drohung: Festgelände wieder offen

Die Münchner Theresienwiese wurde nach einer Bombendrohung wieder für Besucher geöffnet. Um Punkt 17.30 Uhr strömten die wartenden Massen auf die Wiesn, wie dpa-Reporter vor Ort berichteten. Nach der Nachricht, dass das Oktoberfest noch geöffnet werden kann, hatten sich am Mittwochnachmittag die Menschen an den Eingängen gesammelt.
Vor 17.30 Uhr war das Festgelände noch wie ausgestorben. Nach den Polizeimaßnahmen waren nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gassen zu sehen. «Das ist wie Samstagmorgen kurz vor der Eröffnung», sagt eine Wiesn-Bedienung. 

Aktuelle Pressemitteilung der Münchner Polizei:

Brand und Familientragödie in München-Lerchenau


Am frühen Mittwochmorgen ist in der Glockenblumenstraße in München-Lerchenau ein Wohnhaus in Brand geraten. Anwohner meldeten kurz nach 4:40 Uhr Knallgeräusche, die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab. Nach bisherigen Ermittlungen soll ein 57-jähriger Mann aus Starnberg das Feuer im Rahmen eines Familienstreits gelegt haben.

Toter Tatverdächtiger mit Rucksack und Sprengstoff am See aufgefunden

Der Verdächtige wurde später am Lerchenauer See tot aufgefunden – nach vorläufigen Erkenntnissen handelt es sich um Suizid. Bei ihm wurde ein Rucksack mit einer Sprengvorrichtung gefunden, die noch entschärft werden musste.

Die Mutter des Mannes, 81 Jahre alt, sowie seine 21-jährige Tochter wurden verletzt und liegen im Krankenhaus. Ob sich noch weitere Personen im betroffenen Haus befinden, wird geprüft. Anwohner in der Umgebung wurden vorsorglich evakuiert, Entschärfungsexperten arbeiten weiter am Tatort.

Drohung gegen das Oktoberfest

In der Nähe des Tatorts entdeckten Ermittler außerdem ein Schreiben vom Tatverdächtigen, in dem eine unspezifische Bombendrohung gegen das Oktoberfest formuliert war. Deshalb bleibt die Theresienwiese bis mindestens 17 Uhr geschlossen. Spürhunde und Sprengstoffexperten durchsuchen das Gelände. Einen Zusammenhang zu einem im Internet kursierenden Schreiben mit mutmaßlich linksextremem Hintergrund sehen die Ermittler derzeit nicht.

Keine weitere Gefahr – Einsatz läuft weiter

Die Polizei betont, dass es keine Hinweise auf weitere Gefahrenstellen in München gibt. Insgesamt sind mehr als 500 Einsatzkräfte vor Ort.

Update:

Familienstreit als Motiv für Großbrand

Die Polizei geht bei dem Großbrand mit Explosionen im Münchner Norden derzeit von einem privaten Hintergrund aus. «Unser Erkenntnisstand ist ganz klar, dass wir in Richtung Familienstreit ermitteln», sagte ein Sprecher. Ein politisches Motiv schließen die Behörden deshalb derzeit aus.
Man sei aber trotzdem offen, sollten sich Erkenntnisse in diese Richtung ergeben. 

Antifa-Post: Polizei spricht von Trittbrettfahrern 

Ein Post auf der Plattform Indymedia hatte zuvor den Eindruck erweckt, es könnte einen Zusammenhang zur Antifa geben. Die Polizei geht jedoch nach derzeitigem Stand davon aus, dass es sich um Trittbrettfahrer handelt. «Seitens des Tatverdächtigen besteht kein Bezug zur Antifa», meldeten die Ermittler. «Es gibt keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr besteht.»

Entschärfungsmaßnahmen und zwei Verletzte

Nach einem Großbrand im Münchner Norden sind Experten mit der Entschärfung von Sprengstofffallen beschäftigt. Dabei war gegen Mittag ein lauter, explosionsartiger Knall zu hören. Das gehöre aber zu den Entschärfungsmaßnahmen, hatte ein Sprecher zuvor erklärt.

Für die Spezialisten ist es eine herausfordernde Aufgabe. Denn während ihrer Arbeit brenne es im Haus immer noch leicht, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Die Feuerwehr habe das Gebäude deshalb vorerst nicht betreten können.

Zudem wurden im und am Haus zwei Verletzte geborgen.

Bombendrohung gegen die Wiesn: Spürhunde gesucht

Nach einer Sprengstoffdrohung gegen das Oktoberfest wird das Gelände abgesucht – und das könnte dauern.

Die Behörden suchen derzeit nach möglichst vielen Sprengstoffhunden, um das Oktoberfestgelände absuchen zu können. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, müssen die Tiere das Gelände dann mehrfach absuchen. Das koste viel Zeit und Personal.
Die Stadt hatte mitgeteilt, dass die Wiesn nach einer Bombendrohung bis mindestens 17.00 Uhr gesperrt bleiben soll. Falls das Absuchen bis dahin nicht abgeschlossen ist, muss die Sperrung gegebenenfalls verlängert werden.

Ob die Wiesn am Mittwoch überhaupt noch öffnet, ist unklar. «Die Polizei wird alles tun, möglichst bis am Nachmittag um 17.00 Uhr die Wiesn komplett durchsucht zu haben, um damit Sicherheit zu gewähren. Wenn das nicht der Fall ist, werde ich mich wieder melden, dann wird die Wiesn heute gar nicht eröffnet», sagte Oberbürgermeister Reiter auf Instagram. «Tut mir leid, anders geht’s nicht, Sicherheit geht vor.»

Polizei: Toter vom See wohl auch Tatverdächtiger

Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Toten, der nach den Explosionen und dem Brand am Lerchenauer See gefunden worden ist, auch um den Tatverdächtigen handelt. «Wir kommen aber im Moment noch nicht ran, weil wir auch da Spezialkräfte brauchen, die zuständig sind für Entschärfungen», sagte ein Polizeisprecher. Laut Medienbericht habe die Leiche einen verdächtigen Rucksack bei sich.
Es handelt sich um einen Deutschen mit Wohnsitz in Starnberg. An seiner Meldeadresse seien im Laufe des Vormittags Durchsuchungsmaßnahmen durchgeführt worden.
Laut Berichten der „Bild“-Zeitung soll der Täter seinen Vater erschossen haben. Seine Mutter sei verletzt worden. Laut dem Medium soll es einen Erbschaftsstreit gegeben haben. Der Transporter, der abgebrannt ist, soll zum Handwerksbetrieb des Täters gehören.

Familienstreit als Auslöser?

Die Polizei geht davon aus, dass das Haus aufgrund eines Familienstreits absichtlich in Brand gesteckt worden ist.

Erstmeldung:

Nach einem Feuer und dem Fund von Sprengfallen in einem Haus im Norden von München prüft die Polizei Zusammenhänge mit dem Oktoberfest. Das Volksfest blieb zunächst geschlossen.

«Mögliche Zusammenhänge mit anderen Orten in München werden geprüft, darunter auch die Theresienwiese», teilte die Polizei auf X mit. «Aus diesem Grund verzögert sich die Öffnung des Festgeländes.»

Zuvor hatten ein Feuer und Explosionsgeräusche einen Großeinsatz ausgelöst. In einem Münchner Wohngebiet wurde ein völlig ausgebrannter Transporter gefunden – und ein sterbender Mensch an einem nahen See.

Um 4.41 Uhr war ein Notruf eingegangen, Anwohner im Stadtteil Lerchenau im Norden der bayerischen Landeshauptstadt hörten explosionsartige Geräusche oder Schüsse und sahen die Flammen.

Der oder die Verletzte starb nach Polizeiangaben am Vormittag. Auf X schrieb die Polizei, dass die verletzte Person mit den Geschehnissen um das brennende Haus im Zusammenhang stehen könnte. In dem Haus, das nach ersten Erkenntnissen vorsätzlich in Brand gesteckt wurde, wurden den Angaben zufolge Sprengfallen gefunden.

 

«Dann hat’s gebrannt»

«Gegen circa fünf Uhr aufgewacht, weil es ein paar Mal gescheppert hat», sagte ein Anwohner. «Aufgestanden, nachgeschaut, und dann hat’s gebrannt.»

Eine weitere Anwohnerin berichtete von einer beißenden Rauchwolke, der Brandgeruch war weithin wahrnehmbar. Noch Stunden später war der Rauch aus der Ferne zu sehen. «Es wird alles evakuiert, die ganze Straße», sagte eine Frau. Die Polizei sperrte den Bereich großräumig ab, der Verkehr staute sich. Dem «Bild»-Bericht zufolge soll ein Mann Sprengsätze in seinem Elternhaus gelegt haben und sich anschließend das Leben genommen haben, doch offiziell bestätigt war auch das nicht.

 

Sperrzone um das brennende Gebäude

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande Münchens unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius von 200 Metern rund um das brennende Gebäude an, der von den Anwohnern geräumt werden sollte. Auch eine Mittelschule wurde gesperrt. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit etwa 100 Mann vor Ort.

Der oder die Tote wurde am Lerchenauer See gefunden, im Herbst ein beliebtes Ziel für Spaziergänger. Der See ist zu Fuß gut zehn bis fünfzehn Minuten von dem brennenden Haus entfernt. Zunächst war nicht bekannt, ob, es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Auch die Art der Verletzungen war ungewiss.

 

Schreiben von Antifa geprüft

Zwar wurde nach der Veröffentlichung eines Schreibens im Netz auch ein Zusammenhang mit der Antifa aus der linksextremen Szene geprüft, man ermittle aber «nicht in Richtung Antifa», sagte ein Polizeisprecher. Auf der Plattform Indymedia, wo das Schreiben veröffentlicht wurde, kann jeder ohne Registrierung einen Beitrag veröffentlichen – auch anonym. Der Beitrag erschien dort, als erste Berichte über den Vorfall im Münchner Norden bereits veröffentlicht waren.

 

dpa/PP München/JM

Das könnte Dich auch interessieren

12.12.2025 Breitenbrunn: Angriff mit Reizgas – Seniorin erleidet Verletzungen bei Raubüberfall Am Donnerstagabend, 11. Dezember, wurde eine 71-jährige Frau im nördlichen Gemeindebereich von Breitenbrunn Opfer eines brutalen Überfalls. 12.12.2025 Schwandorf: Unbekannter bedroht 10-Jährigen mit Messer und fordert Geld Großer Schockmoment für einen Jungen aus Schwandorf: er wird von einem Mann mit einem Messer bedroht. Der 10-Jährige reagiert schnell und kann fliehen. Die Polizei sucht mit einer Täterbeschreibung nach dem unbekannten Mann. 12.12.2025 Weihnachtsmärkte in unserer Region Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit und mit ihr auch die Weihnachtsmärkte. Wir haben Ihnen einen Überblick über die Weihnachtsmärkte in Ostbayern zusammengestellt. 11.12.2025 Bayern: Wassercent und Drohnenabwehr - neue Gesetze vor dem Jahreswechsel In vielen Plenarsitzungen im Landtag sind die Tagesordnungen eher überschaubar. Nicht so kurz vor Weihnachten - da gibt es Gesetze quasi im Stundentakt. Manche mit spürbaren finanziellen Folgen.