Do, 08.12.2016 , 17:40 Uhr

ATU: Einigung bei Verhandlungen um Werkstattkette erzielt

Im zähen Ringen um die Zukunft der angeschlagenen Autowerkstattkette ATU mit rund 10 000 Beschäftigten ist eine Einigung erzielt worden. «Das ist eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung und ein Sieg der Vernunft», sagte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstagabend. Mit der Einigung ist die entscheidende Hürde für die geplante Übernahme durch den französischen Konzern Mobivia genommen. Details wurden zunächst nicht bekannt.

Mobivia hatte bereits im September einen Kaufvertrag unter Vorbehalt unterschrieben. Knackpunkt waren die bisherigen hohen Mieten für die Werkstätten. Mobivia war zunächst nicht bereit, Mietverträge für knapp die Hälfte der rund 600 Niederlassungen zu übernehmen. Nach Unternehmenskreisen musste ATU für diese Filialen bis zu 12 Euro Miete pro Quadratmeter zahlen statt marktüblicher 4 Euro.

Nachdem die Immobiliengesellschaften geringere Mieten in Aussicht stellten, hatten sie zuletzt eine Sonderzahlung von 100 Millionen Euro gefordert. Hinter dem niederländischen Vermieter Lino stecken als Kreditgeber unter anderem die Deutsche Bank sowie Hedgefonds. Monatelang war verhandelt worden, zuletzt stand die Einigung auf der Kippe, es drohte sogar die Insolvenz bei ATU.

 

 

Deal drohte zu platzen

Am 17. November war bei ATU deshalb eine Notgeschäftsführung eingesetzt worden. Eine Frist für eine Einigung galt bis Donnerstag um Mitternacht. Hätten sich die Beteiligten nicht geeinigt, hätte ATU eine Insolvenz gedroht. Wirtschaftsministerin Aigner hatte noch am Donnerstagmorgen vor allem an das Management der Deutschen Bank appelliert, «ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.» Aus Verhandlungskreisen hieß es nun, man habe sich darauf geeinigt, dass die Alteigentümer nunmehr 80 Millionen Euro an Sonderzahlung an die Vermieter leisten.


«Heute ist ein großer Tag für ATU und damit für Weiden - und für die ATU-Mitarbeiter ein vorgezogener Heiliger Abend», sagte Weidens Oberbürgermeister Kurt Seggeweiß (SPD) der Zeitung «Der Neue Tag».

ATU wurde 1985 von Peter Unger gegründet und betreibt heute 577 Werkstätten in Deutschland, 25 in Österreich und 6 in der Schweiz. Nach vielen Eigentümer- und Chefwechseln gehört ATU derzeit noch einer Investorengruppe um den Hedgefonds Centerbridge. Für das Geschäftsjahr 2016/17 hatte ATU einen Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Euro angepeilt, was nach Jahren schrumpfender Erlöse erstmals wieder einen leichten Anstieg bedeuten würde.

Die französische Werkstattkette Mobivia ist nach eigenen Angaben mit rund 11 000 Mitarbeitern und 1,76 Milliarden Euro Umsatz Marktführer in Europa. In Deutschland ist der Konzern bisher nicht vertreten.

 

Aigner appelliert an Deutsche Bank

Im Poker um die angeschlagene Autowerkstattkette ATU hatte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) die Beteiligten am Donnerstag zur Vernunft aufgerufen.

«Ich appelliere an die Verhandlungspartner, insbesondere das Management der Deutschen Bank, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden», teilte Aigner am Donnerstag mit.

Eine Insolvenz kenne keine Gewinner und gefährde 10 000 Arbeitsplätze in Deutschland. «Ich habe kein Verständnis für Machtpoker auf dem Rücken der Arbeitnehmer. Die verbleibende Zeit muss genutzt werden, um einen Kompromiss zu erzielen, der die Zukunft von ATU sichert.»



dpa

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