Fr, 20.07.2018 , 08:18 Uhr

EKD-Chef Bedford-Strohm wirft CSU einseitige Flüchtlingspolitik vor

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat der CSU eine einseitige Haltung in der Flüchtlingspolitik vorgeworfen. «In den letzten Monaten hat man aus der CSU im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik immer nur davon gehört, wie man Flüchtlinge von uns fernhalten kann», sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, der Tageszeitung «Die Welt» (Freitag). «Davon, dass wir auch eine humanitäre Verpflichtung zur Aufnahme haben, war wenig die Rede.»

«Es hat kontroverse Gespräche mit CSU-Politikern über die
Art gegeben, in der mit dem Thema Migration in der Öffentlichkeit umgegangen wurde», sagte Bedford-Strohm. Manche Äußerungen aus der CSU hätten Anlass zu der Sorge gegeben, «dass die Empathie verlorengeht».

Auch innerhalb der CSU, so Bedford-Strohm, sei «insbesondere aus kirchlich engagierten Kreisen zu Recht beklagt worden, dass in den vergangenen Monaten der Grundton in der öffentlichen Debatte verändert wurde, um Wähler der AfD zurückzugewinnen». Dies aber habe sich für die CSU nicht nur als erfolglos erwiesen, «sondern war auch inhaltlich unangemessen». Denn «die christlichen Grundorientierungen, die bei der CSU im Parteinamen stehen, beinhalten die Selbstverpflichtung, sich einer angemessenen Sprache zu bedienen».

Ausdrücklich bejahe er «die Notwendigkeit zur Steuerung der
Migration», betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Aber diese entbinde «nicht von der Verantwortung für die Menschen, die sich in Not befinden».

Bedford-Strohm sieht einen Zusammenhang mit dem bayerischen Kreuz-Erlass, wonach im Eingangsbereich jeder Landesbehörde ein Kruzifix aufgehängt werden muss. «Ich habe damals von Anfang an gesagt, dass ich mich über jedes Kreuz in öffentlichen Gebäuden freue, dass aber das Kreuz auch eine Selbstverpflichtung bedeutet», so der EKD-Chef. «Das Kreuz kann nicht nur an der Wand hängen, sondern muss auch im Herzen sein und Orientierung für das Handeln und Sprechen sein.» Dies gelte es nun auch in der Debatte über die Flüchtlingsfrage zu beherzigen.

dpa/MF

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