In den letzten zehn Jahren sind die Mietpreise in Regensburg um 35% gestiegen. Immer mehr Menschen können sich eine Wohnung in Regensburg, geschweige denn in der Altstadt, nicht mehr leisten. Die Politik beschäftigt jetzt die Frage: Was dagegen machen? Der Regensburger Stadtrat hat im April beschlossen, Mieterhöhungen stärker zu deckeln. Nicht mehr um 20% soll der Vermieter die Miet auf einmal erhöhen dürfen, sondern um 15% in drei Jahren. Die Erste, die diese neue Regelung unterläuft, ist ausgerechnet die Stadtbau. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft.
Rudolf Teufel soll 79 Euro mehr Kaltmiete zahlen
Die Humboldtstraße 1 in Regensburg ist eine Wohnanlage der Stadtbau. Hier wohnt Rudolf Teufl mit seiner pflegebedürftigen Frau Karola. Er selber ist Frührentner und Dialysepatient. Für die Kaltmiete seiner 60-Quadratmeterwohnung hat er bisher 406 Euro gezahlt. Bisher. Denn ab 1. August muss der ehemalige Diplomkaufmann 19,5 Prozent mehr Miete zahlen. “Bisher sind von meiner Rente ungefähr 100 Euro übriggeblieben. Das ist jetzt vorbei. Damit fehlen uns Rücklagen, wenn einmal etwas kaputgeht. Jetzt muss ich zu meinen Kindern gehen und sie um Geld bitten”, so Rudolf Teufel. Die Nebenkosten wurden gerade erst empflindlich erhöht, Strom ist auch teurer geworden. Dazu gibt es noch eine Real-Rentenkürzung. Alles sehr viel für Rudolf Teufel.
Norbert Hartl schlägt Alarm
Norbert Hartl ist stinksauer. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Regensburger Stadtrat hätte gedacht, solche Mieterhöhungen, wie sie die Stadtbau gerade plant, schon eingedämmt zu haben. Der Regensburger Stadtrat hat im April beschlossen, beim Freistaat zu beantragen, dass die Mietpreissteigerung in Regensburg für alle Wohnungen nur noch 15% betragen darf. Hartl schimpft: „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass sich die Stadtbau, die zu 100 Prozent eine Tochter der Stadt ist, bis zum Erlass der Staatsregierung, der vielleicht im Juli oder August stattfindet, bereits an diese 15% Obergrenze hält. Dass sie jetzt noch schnell die 20% ausreizt, finde ich unmöglich. Ich habe deshalb Herrn Schaidinger aufgefordert, dafür zu sorgen, dass diese Erhöhung zurückgenommen wird.“
Die Stadtbau hält dagegen
Joachim Becker, der Geschäftsführer der Stadtbau, verteidigt die Mieterhöhung: „Der Stadtrat hat zwar einen Antrag gestellt, aber die Bayerische Staatsregierung hat darüber bis jetzt nicht entschieden. Wir bei der Stadtbau sind gehalten, uns an das Mietrecht zu halten und das besagt im Augenblick, dass 20% Mietpreissteigerung rechtens ist“. Außerdem gäbe der Mietspiegel die Erhöhung locker her. Seit fast vier Jahren hätte es in der Humboldtstraße 1 keine Mieterhöhungen mehr gegeben. Auch hätten die Mieter bisher etwa 20% weniger gezahlt, als Mieter in vergleichbaren Wohnungen in Regensburg.
Die Teufls und die Reichls tröstet das nicht. Für sie wird es jetzt noch schwieriger werden, über die Runden zu kommen.
JE