Do, 04.03.2021 , 18:17 Uhr

Coronatest: Erst gurgeln, dann lernen - Ein Regensburger Modell bietet Schulen eine vielversprechende Öffnungsperspektive

Corona-Pool-Tests an Schulen sind günstig, schnell – und eine echte Chance auf dem Weg zurück zur Normalität. Der Regensburger Mediziner und Wissenschaftler Prof. Dr. Michael Kabesch leitet die wichtige Modellstudie WICOVIR, die nun an mehreren Schulen startet. Auch vom Bayrischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege kommt Unterstützung

Bereits der Name verrät, worum es geht: WICOVIR steht für „WIST DAS CORONA VIRUS?“ und beschreibt ein Umwelt-Screening, das mit Kollegen aus Erlangen und Wien entwickelt wurde. Es soll das Virus in großen Menschengruppen schnell identifizieren. Das Testen erfolgt dabei in zwei Schritten: Zunächst wird in einem Pool getestet, also bis zu 30 Personen aus einer Klasse oder einem Kurs in einem Testvorgang. Fällt der Test negativ aus, wird beruhigt weiter gelernt. Gibt es eventuell ein positives Ergebnis im Pool, findet innerhalb dieser Gruppe eine Einzeltestung mit Rückstellproben statt, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Entscheidend ist dabei der Zeitfaktor: Für den Test braucht es keinen Abstrich, sondern Rachenspülwasser, mit dem die Schüler*innen und Lehrkräfte morgens gegurgelt haben. Der Gurgeltest ist unkompliziert und auch für kleinere Kinder gut durchführbar. Proben werden vor Ort in den Schulen gesammelt und gemeinsam getestet– und bei einem positiven Ergebnis gibt es noch am selben Tag Ergebnisse. „Damit umgehen wir die langen Wartezeiten der Labore“, freut sich der Regensburger Universitätsprofessor und Kindermediziner Prof. Dr. Michael Kabesch, ärztlicher Direktor der Klinik St. Hedwig der Barmherzigen Brüder in Regensburg und Leiter des Wissenschafts- und Entwicklungs-Campus Regensburg (WECARE). „Außerdem vermeiden wir so Infektionsketten, die vor allem durch symptomfrei Infizierte innerhalb der Klassen entstehen könnten.“

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betonte die Bedeutung der Studie: „Wir alle wünschen uns mehr Normalität nach über einem Jahr der Corona-Pandemie. Früherkennung ist dafür ein entscheidender Faktor, um gerade beim sensiblen Thema Bildung wieder mehr Alltag möglich zu machen. Deswegen wollen wir die WICOVIR-Studie fördern. Die Bewilligung der konkreten Fördersumme läuft derzeit noch. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Studie und erhoffe mir davon wertvolle Erkenntnisse für die weitere Pandemie-Bekämpfung.“

Kabesch hat mit seinem WECARE-Team bereits über Monate Erfahrungen mit dem Pilotprojekt STACADO beim Regensburger Domspatzen-Gymnasium gesammelt  – mit sehr guten Ergebnissen. Wechselunterricht in den Abschlussklassen ist hier schon länger wieder möglich. Seither verfolgt man das Konzept in den zuständigen Behörden und im Ministerium mit großem Interesse. Die Förderzusage über eine Millionen Euro kommt daher nicht unerwartet. Denn allen Beteiligten ist klar: Für eine sichere Öffnung der Schulen ist ein intelligentes Testkonzept erforderlich, das Schüler und Lehrer gleichermaßen einbezieht und ein engmaschiges Monitoring garantiert. Nur so können Ausbrüche früh erkannt, Kontakte gezielt verfolgt und Quarantänemaßnahmen sinnvoll eingeleitet werden.

Von Kabesch und seinem Team an Kollegen stammen auch die Konzepte für die praktische Umsetzung der WICOVIR-Studie. Gemeinsam mit der Ostbayerischen Technischen Universität Regensburg (OTH) wurde die Teststationen und das Informationsmaterial für die teilnehmenden Schulen entwickelt. Bis zu 72.000 Tests pro Woche sind veranschlagt, wobei jeder Teilnehmer zweimal pro Woche das Umwelt-Screening durchläuft. Datenschutz war dabei von Anfang an Thema: „Wir arbeiten nur mit anonymisierten und nummerierten Proben“, so Kabesch. „Die dazugehörigen Namen liegen in den jeweiligen Schulen.“

Die Studie endet mit Beginn der Sommerferien. Das Interesse an WICOVIR ist allerdings bereits heute schon groß: Kindergärten, Grundschulen und vergleichbare Einrichtungen, aber auch Behörden und Unternehmen warten gespannt auf die Ergebnisse. Denn was unter dem Motto „Homegurgeln statt Homeschooling“ als Modell startet, könnte eine Blaupause für alle Einrichtungen mit erhöhtem Publikumsverkehr sein.

pm/MS

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