Mo., 12.10.2020 , 17:15 Uhr

Corona in Bayern auf dem Vormarsch - Einschränkungen verschärft

Die Zahl der Corona-Infektionen in Bayern ist am Montag weiter deutlich nach oben gegangen. Die Zahl stieg im Vergleich zum Vortag um 363 registrierte Fälle, teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Montag mit. In der Landeshauptstadt München blieb die sogenannte 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner weiter über dem wichtigen Signalwert von 50, ab dem weitere Einschränkungen greifen sollen.

Nach Angaben des Landesamtes wurde auch im Landkreis Regen (76,22), der Stadt Memmingen (58,96), in Rosenheim (67,66), im Kreis Fürstenfeldbruck (58,82) und nach Angaben des örtlichen Gesundheitsamtes im bei Touristen beliebten Landkreis Berchtesgadener Land (57,6) die Schwelle gerissen. Bayerns zweitgrößte Stadt Nürnberg liegt laut LGL knapp über dem Vorwarnwert von 35, die drittgrößte Stadt Augsburg mit nach Angaben der Stadtverwaltung 49,3 nur noch ganz knapp unter der 50er-Grenze.

In Augsburg wird damit gerechnet, dass die Warngrenze spätestens am Mittwoch überschritten wird. Deshalb wurden bereits weitere Einschränkungen in die Wege geleitet. So muss etwa das Fußball-Bundesligaspiel des FC Augsburg am kommenden Samstag gegen RB Leipzig ohne Zuschauer stattfinden.

In München darf in Gaststätten nach 22.00 Uhr kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden, wie das Rathaus nach einer Krisensitzung der Stadtspitze am Montag mitteilte. Am nächsten Wochenende gilt an mehreren bekannten Treffpunkten auch wieder ein abendliches Freiluft-Trinkverbot. In der Innenstadt müssen Fußgänger auf dem Marienplatz, am Stachus und einigen weiteren Örtlichkeiten wieder Masken tragen. Private Treffen sind noch zu maximal fünft erlaubt.

Der besonders stark betroffene Landkreis Regen greift zum Schutz vor einer Ausbreitung des Virus auch wieder in den Regelbetrieb der Schulen ein. Viele Schüler müssen ab Dienstag wieder regelmäßig von zu Hause aus lernen. Die meisten Schulen könnten den geforderten Abstand von 1,5 Metern zwischen den Kindern nicht einhalten und teilten die Klassen auf, erklärte der Leiter des Schulamts Regen, Walter Kloiber. «Der Unterricht wird in der Regel aber nicht reduziert, sondern stundenplanmäßig stattfinden», betonte Kloiber.

Schon seit Montag herrscht im Landkreis Regen Maskenpflicht im Unterricht. Außerdem gelten strengere Regeln für Veranstaltungen, Besuche in Pflegeeinrichtungen und die Gastronomie. «Wir wissen, dass wir den Bürgern viel zumuten», sagte Landrätin Rita Röhrl (SPD) am Wochenende. Die Allgemeinverfügung gilt zunächst bis kommenden Sonntag (18.10.).

Auch Memmingen reagierte mit einer Allgemeinverfügung auf die steigenden Zahlen. «Überwiegend handelt es sich um Infektionen im familiären Bereich», sagte Oberbürgermeister Manfred Schilder. «Leider ist das Infektionsgeschehen aber nicht klar eingrenzbar.» Die Teilnehmerzahlen an Feiern werden nun weiter begrenzt. Schulen und Kindertagesstätten sollen erst einmal unangetastet bleiben.

Die bayerische Staatsregierung hält die neuen Einschränkungen, vor allem in der Landeshauptstadt, für notwendig. «Wir begrüßen die heute getroffenen Maßnahmen der Landeshauptstadt München ausdrücklich», sagte Staatsminister und Corona-Koordinator Florian Herrmann. «Auch das Alkohol-Ausschankverbot in der Gastronomie ab 22.00 Uhr ist richtig, denn es ist zielführend und notwendig, um das Infektionsgeschehen nachhaltig zu reduzieren. Wir brauchen bei hohen Inzidenzzahlen mehr Maske, weniger Alkohol und weniger Partys.»

Ministerpräsident Markus Söder hatte sich bereits am Vortag dafür ausgesprochen, bei der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Mittwoch die «vorsichtigsten Regeln» zum Maßstab für alle zu machen. «Wir sollten jetzt nicht die Regeln, die am leichtesten sind, für alle anwenden, sondern die vorsichtigsten», sagte der CSU-Chef am Sonntagabend in den ARD-«Tagesthemen». Deutschland erlebe einen sprunghaften Anstieg der Neuinfektionen. «Deswegen brauchen wir auch für die kommenden Wochen noch deutlichere Regelungen, zum Beispiel mit mehr Masken.» Diese seien der entscheidende Schlüssel, um Alltagsnormalität so lang und so gut wie möglich zu erhalten.

Die Grünen im Landtag kritisierten indes das Beherbergungsverbot für Menschen, die aus einem Risikogebiet außerhalb Bayerns kommen. Ein Verbot, das dann greift, wenn der Wohnort außerhalb Bayerns liegt, aber bayerische Risikogebiete ausspare, erscheine nicht durchdacht, sagte der tourismuspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Christian Zwanziger. «Das Beherbergungsverbot der Söder-Regierung mit all seinen kleinteiligen und widersprüchlichen Regelungen kommt mit einer guten Portion Populismus nach dem Motto "Das Böse kommt von außen" daher und stiftet Verwirrung statt Akzeptanz.»

dpa

 

 

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