BMW hat betont zurückhaltend auf die Entscheidung der britischen Wähler reagiert, die EU zu verlassen. «Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind heute noch nicht absehbar. Klar ist, dass nun eine Phase der Unsicherheit beginnt», teilte der Autokonzern am Freitag in München mit. «Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien.»
Nach dem Brexit-Votum erklärte BMW, die Bedingungen für den Personen- und Warenverkehr müssten nun neu verhandelt werden. «Bevor die neuen Rahmenbedingungen nicht im Detail definiert sind, können wir uns zu konkreten Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien nicht äußern.» Über Auswirkungen auf die Produktionsstandorte - Oxford, Hams Hall, Swindon und Goodwood - werde der Konzern nicht spekulieren. BMW hat dort rund 2,2 Milliarden Euro investiert.
Video: Martin Lindner im Gespräch mit Prof. em Dr. Wolfgang Wiegard (ehemaliger "Wirtschaftsweiser") zu den wirtschaftlichen Folgen des Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union.
Statement der BMW Group
Laut IHK Regensburg werden die Folgen der Entscheidung auch unsere Unternehmen treffen. Schließlich weist die Region eine Exportquote von 55 Prozent auf.
Die Verwerfungen für die Weltwirtschaft seien noch nicht absehbar. In jedem Fall werde sich der Außenhandel hiesiger Unternehmen mit Großbritannien fundamental verändern.
"Bereits vor dem Brexit-Referendum kam es bei ostbayerischen Firmen zu großen Unsicherheiten im Geschäft mit Großbritannien. Dabei war das Vereinigte Königreich 2015 für bayerische Unternehmen erstmals wichtigstes EU-Ausfuhrland."
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bedauert die Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union. Aigner: „Die Entscheidung für den Brexit ist politisch bedauerlich und wird wirtschaftlich nicht ohne Folgen bleiben, vor allem für die Briten selber.“
Wichtig sei es, angesichts der industriellen Verflechtung jetzt schnell Klarheit über die Zukunft der Außenhandelsbeziehungen zu schaffen“, so Aigner: „Wir müssen die bestehenden Handelsbeziehungen mit Großbritannien rasch auf eine vernünftige neue Grundlage stellen. Die bayerische Wirtschaft braucht Planungssicherheit“, sagt die Ministerin. „Es darf keine langwierigen Verhandlungen geben.“
"Krones hat in UK keine Produktion, was sicherlich von Vorteil ist; wir haben auch keine direkten Konkurrenten in UK, denen diese Situation Vorteile bringen würde. UK macht rund 4% des gesamten Krones Umsatzes aus - Krones hat seine Märkte jedoch weltweit und mit einem Anteil von 60% in den Emerging Markets auch sehr gut verteilt.
Laufende Aufträge in UK sind auf Grund der Übergangszeit von max. zwei Jahren nicht betroffen. Grundsätzlich werden Aufträge bei Krones meist in Euro abgeschlossen, die wenigen GBP Aufträge sind kursgesichert. Die Geldbestände in GBP sind überschaubar.
Die mittelfristigen Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft und auch die weltweiten Währungen sind jedoch schwer einschätzbar. Ob die kurzfristige Reaktion der Kapitalmärkte nachhaltig ist, bleibt offen."
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft fordert nach dem Austritt der Briten eine grundlegende Reform der Europäischen Union. «Statt neue Vorschriften im Bereich Arbeit und Soziales zu erlassen, brauchen wir in der Flüchtlingspolitik ein gemeinsames europäisches Handeln. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt ist ohne Abstriche umzusetzen», sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Freitag in München. Die EU müsse aus dem Referendum Lehren ziehen und «die Ursachen für Austritts-Bestrebungen bekämpfen». Dazu gehöre, «streng nach dem Subsidiaritätsprinzip zu handeln».
Für Bayern sei der EU-Austritt des Königreichs ein harter Schlag: «Seit dem vergangenen Jahr ist es mit 8,6 Prozent der Ausfuhren hinter den USA der zweitgrößte Exportmarkt Bayerns.» Die politische Krise der EU werde sich verschärfen. Deutschland verliere einen wichtigen Partner bei der Verteidigung von Freihandel und Marktwirtschaft. Um die Phase der Unsicherheit und der Investitions- und Kaufzurückhaltung so kurz wie möglich zu halten, müssten die EU und Großbritannien «den künftigen Umgang miteinander schnell definieren», forderte Brossardt.
Bereits am Mittwoch (Vor der Entscheidung in Großbritannien) haben wir in unserem Studio einen Experten zum Thema begrüßt:
Auch heute (24.06) werden wir zum Thema Brexit berichten: Um 18:00 Uhr sehen Sie in unserem TVA Journal weitere Reaktionen aus Ostbayern. Auch im Livestream können Sie unsere Sendung sehen!
dpa/MF