Die sinkende Zahl von Auszubildenden macht dem Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK) Sorgen. Nur knapp 47 000 Auszubildende sind vergangenes Jahr in Industrie-, Handels- und Dienstleistungsbetrieben ins Berufsleben gestartet: «Das entspricht einem Minus von 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr», teilte der BIHK am Montag in München mit.
Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei trotz Corona-Krise ungebrochen gewesen, sagte BIHK-Präsident Eberhard Sasse. Aber viele Lehrstellen seien leer geblieben. Hauptgrund sei, dass die Zahl der Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen um fünf Prozent sank. Besonders hohe Rückgänge bei den Bewerbern gab es bei Schülern, die mit ihrem Abschluss studieren können: «Sie beliefen sich auf minus 15,5 Prozent bei Bewerbern mit allgemeiner Hochschulreife und auf minus 8 Prozent bei Bewerbern mit Fachhochschulreife.»
Zudem sei die Berufsorientierung im Lockdown fast unmöglich geworden; Schnupperpraktika, Ausbildungsmessen und persönliche Bewerbungsgespräche konnten nicht wie gewohnt stattfinden. «Auch die wichtige Bewerbungsphase im Frühjahr hat darunter gelitten.» Die Betriebe brauchten aber nach Corona engagierte, gut ausgebildete Fachkräfte, sagte Sasse.
Seit Januar lassen die IHKs in Online-Seminaren Azubis aus Betrieben aller Branchen über ihren Berufs- und Ausbildungsalltag berichten und Fragen beantworten. Sie sollen Schülern und Eltern zeigen, wie berufliche Ausbildung funktioniert und was damit beruflich zu erreichen ist.
Bei den beliebtesten IHK-Berufen im Freistaat gab es 2020 keine Veränderung: Bei jungen Frauen steht die Kauffrau für Büromanagement an der Spitze, bei jungen Männern der Fachinformatiker. In der Gesamtrechnung führen die Einzelhandelskaufleute vor Verkäufern, Kaufleuten für Büromanagement, Fachinformatikern und Industriekaufleuten. Die bayerischen IHKs betreuen fast 30 000 Ausbildungsbetriebe und sind für rund 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse im Freistaat zuständig.
dpa