Die Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektroindustrie blicken wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Grund dafür ist unter anderem die Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit. Trotz anhaltender Probleme wie hohen Zöllen, Fachkräftemangel und einer insgesamt schwachen Konjunktur, steigt die Zuversicht in der Branche leicht an. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Arbeitgeberverbände bayme und vbm.
Laut Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme und vbm, verschafft die jüngste Grundsatzvereinbarung zwischen EU und USA den Unternehmen in Bayern etwas mehr Planungssicherheit. Auch wenn er das Abkommen als „in Ordnung“ bezeichnet, zum Lachen sei ihm aber nicht zumute, sagte Brossardt. Noch lasse sich nicht sagen, welche konkreten Auswirkungen das neue Zollabkommen tatsächlich auf Bayern habe.
Bayern sei jedoch aufgrund seiner starken Exportorientierung besonders betroffen, so Brossardt. Der neue Basiszollsatz von 15 Prozent verteuere die Exporte, behindere das Wachstum und erschwere insgesamt den Handel mit den USA. Brossardt betonte, dass das langfristige Ziel weiterhin der Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren bleiben müsse.
Kritischer bewertet der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) die Einigung. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des BIHK, rechnet mit einem jährlichen Verlust an Wirtschaftsleistung von 0,15 Prozent für ganz Deutschland – das entspricht mehr als sechs Milliarden Euro. Allein Bayern könnte demnach einen Schaden von über einer Milliarde Euro pro Jahr erleiden. Besonders betroffen seien die Automobilindustrie, der Maschinenbau sowie elektrische Ausrüstungen.
Die bayerischen Exporte in die USA könnten laut BIHK-Schätzung im Jahresverlauf um rund fünf Milliarden Euro auf etwa 25 Milliarden Euro zurückgehen.
Die Umfrage unter den Unternehmen wurde vom 2. bis 23. Juli durchgeführt – noch vor der Zoll-Einigung. Insgesamt nahmen 193 Unternehmen mit rund 247.000 Beschäftigten teil. Trotz der schwierigen Lage zeigt sich bei vielen Betrieben vorsichtiger Optimismus.
30 Prozent der Arbeitgeber bewerten die Geschäftslage im Inland als schlecht, nur 22 Prozent als gut.
Im Ausland sehen 25 Prozent die Lage negativ, 24 Prozent positiv.
Trotz dieser Zahlen äußerte Brossardt, die Unternehmen sähen „Licht am Ende des Tunnels“. Die Einschätzung der künftigen Entwicklung falle positiver aus als in den Monaten zuvor.
Auch der Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Thema. Zwar ist ein leichter Rückgang zu erkennen, dennoch gaben 53 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Produktion und Geschäftstätigkeit durch fehlende Arbeitskräfte erheblich behindert werde. Weitere 30 Prozent berichteten von geringfügigen Auswirkungen, 18 Prozent sahen keine Beeinträchtigung.
Von den befragten Unternehmen exportieren 56 Prozent in die USA. Über die Hälfte dieser Firmen oder deren US-Importeure mussten seit Anfang April Zölle auf exportierte Waren zahlen. 26 Prozent der exportierenden Unternehmen berichteten hingegen, dass sie keine zusätzlichen Zölle entrichten mussten.
dpa / MF