Mo, 04.01.2021 , 09:17 Uhr

Bayern: Sonderweg für Schulen bei Verlängerung des Lockdowns denkbar

Am kommenden Montag, 11. Januar 2021 würden die Schulen eigentlich wieder öffnen. Doch wie sieht es aus, wenn der Lockdown verlängert wird? Werden die Schulen dann trotzdem öffnen? Bayerns Kultusminister Michael Piazolo hält einen Sonderweg für denkbar. Ministerpräsident Markus Söder hat sich eindeutig positioniert. 

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat sich gegen eine Öffnung von Bayerns Schulen nach Ferienende am 10. Januar ausgesprochen.

«Wenn ich mir die aktuellen Infektionszahlen ansehe, gehe ich nicht von einem allgemeinen Präsenzunterricht für alle aus», sagte Piazolo der «Augsburger Allgemeinen» (Montag).

 

Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor in der «Bild am Sonntag» zur Zurückhaltung bei der Schulöffnung gemahnt.

«Es darf keine überstürzte Öffnung von Schulen und Kitas geben. Es wäre angesichts der hohen Infektionszahlen verantwortungslos, Lehrer und Schüler einfach wieder komplett in die Schulen zu schicken. Es hat sich gezeigt, dass auch in der Schule Ansteckung und Verbreitung stattfinden. Gerade nach den Ferien ist die Gefahr am höchsten.» - Markus Söder, Ministerpräsident Bayern

Der Vorsitzende des Deutschen und des Bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, schlägt ein Modell entlang der Sieben-Tage-Inzidenzwerte pro 100 000 Einwohner in den einzelnen Regionen vor. «Präsenzunterricht bis 50, Wechselunterricht ab 50 und Fernunterricht ab 100 würden wir als Richtwert ins Feld schlagen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Piazolo kündigte auch die Möglichkeit eines bayerischen Sonderwegs an, sollten die Beratungen und Beschlüsse der Kultusministerkonferenz aller Bundesländer an diesem Montag sowie der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag nicht den bayerischen Vorstellungen entsprechen. «Bildung ist Ländersache, es kann durchaus sein, dass Bayern am Ende eigene schulpolitische Vorstellungen umsetzt.»

 

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte zuvor ähnlich wie der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach angeregt, zumindest Grundschulen auf jeden Fall schon ab dem 11. Januar wieder zu öffnen. Piazolo bevorzugt dagegen für die Grundschulen nach den Ferien den sogenannten Wechselunterricht - also Unterricht in alternierenden, kleineren Gruppen.

«Wechselunterricht wäre für die Jüngsten eine Möglichkeit, wenigstens teilweise in persönlichem Kontakt mit den Lehrkräften zu bleiben», sagte der bayerische Kultusminister der Zeitung. Bezogen auf alle Schularten plädiert Piazolo für ein differenziertes System aus Wechsel- und Distanzunterricht, abgestuft nach Alter der Schülerinnen und Schüler sowie Schularten.

Realschullehrer-Verbandschef Böhm verlangte vor allem nachvollziehbare Lösungen. «Aber es müssen jetzt klare Ansagen gemacht werden, wie wir in den nächsten Wochen und Monaten handeln», betonte er. Es mache keinen Sinn, die Schüler nach den Ferien wieder dicht gedrängt in Bussen durch die Gegend zu fahren, so lange die Ansteckungsraten so hoch seien.

Auch der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Thomas Sattelberger, forderte die am Montag beratenden Kultusminister auf, endlich tätig zu werden. Sie sollten gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut «transparente Inzidenz-Richtwerte vorlegen für die Durchführung von Präsenz-, Wechsel- oder reinem Distanzunterricht», verlangte er am Sonntag. «Über den singulären 7-Tage-Inzidenz-Richtwert von 50 Neuinfektionen hinaus braucht Deutschland ein bundesweit einheitliches, transparentes Richtwerte-Spektrum, das Schulen regional angepasstes Agieren erlaubt und Eltern, Lehrern und Schülern Sicherheit verschafft, dass nicht willkürlich gehandelt wird.»

Böhm beklagte: «In einigen Bundesländern will man immer noch nicht verstehen, dass es auch an den Schulen ein Infektionsgeschehen gibt und sich Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte dort anstecken.» Und: «Diese Tatsache wird mit einer Ignoranz und Arroganz unterschätzt, dass einem fast die Worte fehlen.» Der Berliner Virologe Christian Drosten macht schon seit längerem darauf aufmerksam, dass laut Studien auch unter Schulkindern Ansteckungsgefahr herrscht.

 

dpa/MB

 

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