Mi., 05.07.2017 , 08:49 Uhr

Bayern prüft Klage gegen Ehe für alle - SPD attackiert Seehofer

Bayern prüft eine Klage gegen die vom Bundestag beschlossene Öffnung der Ehe für Homosexuelle. Die Staatsregierung habe erhebliche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes zur Ehe für alle, sagte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München. Mit Hilfe eigener und externer Experten wolle man «ganz sorgfältig prüfen», ob man vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe klagen wolle – aber ohne Zeitdruck. Schließlich gehe es um hoch komplexe juristische Fragen. Über eine mögliche Klage werde man erst anschließend entscheiden.

«Was wir wollen ist Rechtssicherheit», sagte Huber. Und die sei nach dem Bundestagsbeschluss aus Sicht der Staatsregierung nicht gegeben. Mit Wahlterminen habe das Vorgehen aber nichts zu tun, betonte er. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte bereits am Vortag eine sorgfältige juristische Prüfung des ganzen Sachverhalts angekündigt.

SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher kritisierte das Vorgehen scharf. «Es ist fragwürdig, dass Herr Seehofer seinen Abgeordneten zunächst die Abstimmung im Bundestag als Gewissensentscheidung frei gibt, um wenige Tage später mit einer Verfassungsklage gegen genau dieses Gesetz zu drohen», sagte er und griff Seehofer direkt an: «Er macht damit das Lebensglück von vielen Menschen zum Spielball seiner parteitaktischen Wahlkampfmanöver.»

Den Vermittlungsausschuss im Bundesrat will Bayern an diesem Freitag nicht anrufen. Die notwendige Klärung verfassungsrechtlicher Fragen könne dort «nicht sinnvoll stattfinden», sagte Huber. Bayern werde aber in einer Protokollerklärung deutlich machen, was es von der Ehe für alle halte. Man sei ganz klar gegen Diskriminierung von Homosexuellen. Die Ehe sei aber im Grundgesetz als Institut zwischen einem Mann und einer Frau definiert. «Das ist für uns so etwas Besonderes, dass wir das nicht gleichstellen wollen», sagte er.

Der Bundestag hatte am vergangenen Freitag mit einer breiten Mehrheit von SPD, Linken und Grünen sowie knapp einem Viertel der CDU/CSU-Fraktion die völlige rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen beschlossen, einschließlich des uneingeschränkten Adoptionsrechts. Staats- und Verfassungsrechtler sind sich allerdings uneins, ob dazu eine Grundgesetzänderung nötig gewesen wäre. In Karlsruhe klageberechtigt sind die Bundesregierung, ein Viertel der Bundestagsabgeordneten – oder eben eine Landesregierung.

dpa/MF

Das könnte Dich auch interessieren

02.12.2025 Bayern: Schülerstreiks gegen neues Wehrdienstgesetz Im Rahmen eines bundesweiten Schulstreiks wollen Jugendliche am Freitag in zahlreichen Städten im Freistaat – darunter München, Nürnberg, Augsburg, Landshut, Rosenheim, Eichstätt und Kempten – gegen eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht demonstrieren. Auf der zentralen Aktionsseite schulstreikgegenwehrpflicht.com heißt es: „Wir wollen nicht ein halbes Jahr unseres Lebens in Kasernen eingesperrt sein, zu Drill und Gehorsam 19.11.2025 Bayern: Deutlich weniger Asylanträge in 2025 Wie das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, lag der Rückgang bei 58 Prozent. 2024 hatten noch etwa 27.600 Personen einen Antrag gestellt. Weniger Bewohner in Asylunterkünften Mitte November lebten laut Ministerium noch etwa 126.000 Menschen in den bayerischen Asylunterkünften – rund 12.000 weniger als zu Jahresbeginn. Auch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 12.11.2025 Bayern: Über 48.000 Cybercrime-Anzeigen registriert Bayern sieht sich weiter einer massiven Gefahr durch Cyberangriffe ausgesetzt. Laut dem Bericht zur Cybersicherheit in Bayern 2025, der in München vorgestellt wurde, wurden im letzten Jahr mehr als 48.000 Fälle von Cybercrime angezeigt. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte: „Nach der polizeilichen Kriminalstatistik wurden in Bayern im zurückliegenden Berichtszeitraum über 48.000 Fälle von Cybercrime zur 30.10.2025 Bayerns Finanzausgleich klettert auf fast 13 Milliarden Euro Bayerns Städte und Gemeinden sind in großer Geldnot. Das ist erstmal nicht neu, wenngleich sich die Krise seit Jahren zuspitzt. Der Finanzausgleich für 2026 soll die Lage nun verbessern.