Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres gibt es in Bayern noch über 35.000 freie Ausbildungsplätze. Trotz rückläufiger Zahlen bei den angebotenen Stellen stehen die Chancen für junge Menschen ohne Vertrag gut, doch noch eine Ausbildung zu beginnen. Rechnerisch kommen auf 100 Ausbildungsplätze 67 Bewerberinnen und Bewerber, so die Arbeitsagenturen.
Die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 1.000 auf 59.820 gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze von 95.741 auf 90.318 gesunken. Dennoch sprechen die Arbeitsagenturen weiterhin von einem Bewerbermarkt, also einer Situation, in der Unternehmen mehr Ausbildungsplätze anbieten, als es Interessenten gibt.
Bei jungen Frauen zählen weiterhin medizinische Fachangestellte und Kauffrauen für Büromanagement zu den gefragtesten Ausbildungsberufen. Junge Männer interessieren sich besonders für Ausbildungen zum Kfz-Mechatroniker, Fachinformatiker oder Elektroniker.
Im Handwerk wurden bis Ende Juli rund 16.600 neue Lehrverträge abgeschlossen – ein Anstieg von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so der Bayerische Handwerkstag.
In den Bereichen der Industrie- und Handelskammern (IHKs), die rund 60 Prozent der Ausbildungsplätze in Bayern abdecken, wurden dagegen nur 34.921 neue Verträge registriert – das sind etwa 2.000 weniger als im Vorjahr. Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) nennt als Gründe unter anderem zurückhaltende Investitionen aufgrund des geringen Wirtschaftswachstums. Gleichzeitig gebe es aber viele Betriebe, die händeringend Azubis suchen, aber keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber finden.
Der BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz rät Jugendlichen, sich jetzt noch zu bewerben oder ein Praktikum zu absolvieren. Auch der Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur, Markus Schmitz, empfiehlt, die Sommerferien sinnvoll zu nutzen, um Erfahrungen im Wunschberuf zu sammeln. Ein gelungenes Praktikum könne in manchen Fällen auch schwächere Schulnoten ausgleichen.
Wie dynamisch die Situation bis zum offiziellen Start des Ausbildungsjahres am 1. September ist, zeigt ein Blick auf das Vorjahr: Damals wurden bis Ende Juli 48.421 neue Ausbildungsverträge registriert – 11.500 mehr als zu diesem Zeitpunkt.
Die Gewerkschaft DGB Bayern sieht vor allem die Arbeitgeber in der Pflicht. Laut Bezirksjugendsekretärin Anna Gmeiner seien nicht nur die Anzahl der Ausbildungsstellen entscheidend, sondern auch die Rahmenbedingungen. Schlechte Bezahlung, fehlende Tarifverträge und schwierige Erreichbarkeit im ländlichen Raum schreckten viele Jugendliche ab. Wer Auszubildende gewinnen wolle, müsse in Qualität investieren und Ausbildung als echtes Zukunftsversprechen verstehen.
dpa / MF