Mi, 10.02.2021 , 14:43 Uhr

Bayern: IG Metall droht der Industrie mit Warnstreiks

Die bayerische Metall- und Elektroindustrie steuert auf Warnstreiks ab 2. März zu. Der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn sagte am Mittwoch in München, auch die Expertengruppen der Tarifparteien hätten keine Annäherung erreicht. Er befürchte, dass die Arbeitgeber am nächsten Montag bei der dritten Tarifrunde im Freistaat wie schon in Nordrhein-Westfalen ein inakzeptables Angebot vorlegen werden.

Am 1. März veranstalte die IG Metall einen bundesweiten Aktionstag. «Wenn es nötig ist, beginnen wir einen Tag später mit Warnstreiks auch in Bayern», sagte Horn. Die Friedenspflicht in der Branche ende am 2. März um null Uhr. «Der Ball liegt jetzt bei den Arbeitgebern.»

Die Gewerkschaft fordert vier Prozent mehr Lohn für die 840 000 Beschäftigen der Branche in Bayern - oder aber, wo es schlecht läuft, eine Senkung der Arbeitszeit mit teilweisem Entgeltausgleich. Die Arbeitgeber fordern, dass Betriebe in der Krise bei bestimmten Kennzahlen automatisch vom Tarifvertrag abweichen können. Horn sagte zu beiden Themenfeldern: «Wir kommen dort nicht zusammen».

Der Arbeitgeberverband VBM äußerte sich enttäuscht, dass die IG Metall an ihren Forderungen festhalte «und mit Warnstreiks droht». Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sagte: «Das ist der gegenwärtigen Lage nicht angemessen und schadet der Tarifpartnerschaft.»

Nach einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall vom Januar fahren 38 Prozent der Betriebe Kurzarbeit. «Jeder vierte Betrieb in Bayern baut Stammpersonal ab», sagte Horn. Im vergangenen Jahr seien schon 35 000 Arbeitsplätze weggefallen, «das sind vier Prozent Rückgang». Jeder vierte Beschäftigte sehe seinen Arbeitsplatz in Gefahr.

Jeder zehnte Betrieb baue auch Azubi-Stellen ab. «Ein fatales Signal an die junge Generation», sagte Horn und warnte: «Wir dürfen keine Corona-Generation zulassen!»

Konzerne nutzten die Krise aber auch, um Produktion in «Billiglohnländer» zu verlagern und ihre Kosten zu senken, sagte der IG-Metall-Bezirkschef und nannte die Autozulieferer Continental, ZF und Schaeffler als Beispiele. Bei Continental seien Werksschließungen gegen die Stimmen der Arbeitnehmer mit dem Doppelstimmrecht des Aufsichtsratschef beschlossen worden. «Das Doppelstimmrecht muss gestrichen werden», forderte Horn.

Der Arbeitgeberverband lehnt mehr Mitbestimmung der Arbeitnehmerseite im Betrieb strikt ab. Der Unternehmer habe das Recht zu entscheiden, denn er trage das Risiko und hafte.

In der Krise sank die Mitgliederzahl der IG Metall Bayern um 8000 oder zwei Prozent auf 372 500. Hauptgrund dafür sei der Beschäftigungsrückgang, sagte Horn.

dpa

 

Titelbild: Symbolfoto

 

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